Z Gastroenterol 2007; 45 - A_26
DOI: 10.1055/s-2007-992719

„Mein Kind hat CED“ – was uns die Mütter der Betroffenen verraten

C Ott 1, F Obermeier 1, S Thieler 1, J Schölmerich 1, A Timmer 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Klinikum der Universität Regensburg
  • 2 Deutsches Cochrane Zentrum, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Klinikum der Universität Freiburg

Hintergrund:

Seit 2004 wird im Studienzentrum Regensburg eine populationsbasierte Inzidenzkohorte „CED in der Oberpfalz“ aufgebaut. Derzeit liegen 305 Meldungen von neu-erkrankten Patienten (173 Patienten mit Morbus Crohn, 118 Patienten mit Colitis ulcerosa) vor. Dies entspricht einer Inzidenz von 6,6/105 für M. Crohn und 3,9/105 für Colitis ulcerosa. Ein Ziel dieser Untersuchung ist es, nähere Informationen über die frühkindlichen Lebensumstände der CED Patienten und ihre Erkrankungen in der Kindheit zu gewinnen.

Methoden:

Hierzu werden neben den Patienten nach entsprechender Einwilligung auch deren Mütter mittels standardisierter Fragebögen befragt. Erste Ergebnisse der Mütterbefragung werden in der hier vorliegenden Arbeit dargestellt.

Ergebnisse:

Aktuell liegen von insgesamt 92Müttern Fragebögen vor (61 Fragebögen von Müttern von Patienten mit MC, 27 von Müttern mit CU). Die Mütter sind im Mittel 55 Jahre alt (±10,5 Jahre). Knapp 60% der Mütter haben einen Hauptschulabschluss sowie eine Lehre abgeschlossen, 16% erlangten eine Fachhochschulreife oder Abitur. Beinahe 90% der erfassten Patienten mit CED wuchsen in Wohnorten mit weniger als 50.000 Einwohnern auf, bei etwa 30% der Patienten wurde in der Familie oder in der näheren Verwandtschaft Ackerbau oder Viehzucht betrieben. Kein Unterschied in den Patientengruppen MC/CU zeigte sich hinsichtlich der Fragen nach Anschluss des Haushaltes an die Kanalisation, Gebrauch eines Kühlschrankes, Vorhandensein von Warmwasser im Haushalt, Rauchverhalten der Angehörigen während der Schwangerschaft oder der Kindheit, Kindergartenbesuch der Betroffenen, Stillverhalten der Mütter oder Erkrankungen und Antibiotikaeinnahme während der ersten Lebensjahre. Signifikante Unterschiede ergaben sich bei der Haltung von Haustieren (MC 87% vs. CU 63%, p=0,037) sowie bei der Impfung gegen Mumps, welche bei Patienten mit MC deutlich häufiger durchgeführt wurde als bei CU Patienten (70% vs. 41%, p=0,029).

Schlussfolgerung und Ausblick:

Aufgrund der bisher eher geringen Zahl an Antworten von Patienten mit Colitis ulcerosa bleibt abzuwarten, ob die Unterschiede zwischen den Patientengruppen auch bei größeren Patientenzahlen bestehen bleiben. Eine Fortführung des Patienteneinschlusses in die Inzidenzkohorte ist für weitere 2 Jahre geplant. Zudem ist zur Bewertung eine Kontrolle mit „gesunden“ Kindern notwendig, welche in etwa in derselben Zeit in ähnlicher Umgebung aufgewachsen sind.