Z Gastroenterol 2007; 45 - A_41
DOI: 10.1055/s-2007-992734

Therapie der Interferon-induzierten Depression mit Citalopram bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion: Eine placebokontrollierte Doppelblindstudie

A Schäfer 1, M Scheurlen 1, K Schöttker 1, C Keicher 1, B Weissbrich 2, I Hofbauer 3, W Scheppach 1, MR Kraus 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II der Universität Würzburg; Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Würzburg
  • 2Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg, Würzburg
  • 3Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg; Bereich D2, Würzburg

Hintergrund:

Die durch Interferon (IFN) alfa induzierte Depression ist eine mögliche schwerwiegende Nebenwirkung, die bei etwa einem Drittel der Patienten auftritt, die chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert sind und antiviral behandelt werden. Bislang wurde die Wirksamkeit von selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmern (SSRI) für die Behandlung IFN-assoziierter Depression nicht in einer placebokontrollierten Studie untersucht.

Patienten und Methoden:

Wir untersuchten 100 HCV-Patienten in einer monozentrischen, placebokontrollierten Doppelblindstudie. Im Verlauf der antiviralen Therapie mit Peginterferon alfa-2b und Ribavirin wurden Depressivitätsscores erfasst (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS). Bei Auftreten klinisch relevanter Depressionswerte (HADS ≥9) erfolgte eine randomisierte Zuweisung zu Citalopram (SSRI, 20mg/die) oder Placebo. Diese Patienten wurden engmaschig klinisch und psychometrisch nachbeobachtet (1, 2 und 4 Wochen nach Depressions-Event). Bei einem drohenden Therapieabbruch aufgrund anhaltender depressiver Symptomatik wurde nach Entblindung eine Rescue-Medikation (Placebogruppe: Citalopram, 20mg/die; SSRI-Gruppe: Citalopram, 40mg/die) angeboten.

Ergebnisse:

28 Patienten (28%) erfüllten das HADS-Cutoff-Kriterium (≥9) während der IFN-Therapie. Sie erhielten entweder Citalopram (n=14) oder Placebo (n=14). Nur in der SSRI-Gruppe gingen die HADS-Scores innerhalb von 4 Wochen signifikant zurück (P<0,001). Dieser Subgruppenunterschied war statistisch signifikant (P=0,032). Bei 5 Patienten musste wegen fortbestehender intolerabler Depression eine Entblindung erfolgen; alle waren Mitglieder der Placebogruppe. Die Rescue-Medikation senkte die HADS-Scores deutlich (P=0,008). Alle mit Citalopram behandelten Patienten konnten die IFN-Therapie planmäßig beenden. Die Randomisierung wurde aus ethischen Gründen nach einer Zwischenauswertung gestoppt, die eine klare Überlegenheit der SSRI-Gruppe demonstriert hatte.

Schlussfolgerung:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine antidepressive Behandlung mit Citalopram bei HCV-Patienten unter IFN-Therapie hocheffektiv ist, wenn sie nach Auftreten der depressiven Symptomatik eingeleitet wird. Eine generelle SSRI-Prophylaxe erscheint daher nicht notwendig.