Z Gastroenterol 2007; 45 - A_67
DOI: 10.1055/s-2007-992755

Uniparentale Disomie bei primären mikrosatelliteninstabilen kolorektalen Karzinomen

R Melcher 1, T Kudlich 1, H Lührs 1, E Hartmann 2, A Rosenwald 2, W Scheppach 1
  • 1Schwerpunkt Gastroenterologie, Medizinische Klinik II, Universität Würzburg
  • 2Institut für Pathologie der Universität Würzburg

Hintergrund: Im Rahmen von Voruntersuchungen konnten wir durch eine SNP-Array-Analyse an kolorektalen Karzinomzellinien einen bisher noch nicht bekannten Mechanismus zur Tumorentstehung von mikrosatelliteninstabilen Karzinomen zeigen. Bei einem mutierten Gen auf dem einen Chromosom und einem nicht mutierten Gen auf dem anderen Chromosom erfolgt zunächst eine Deletion des nicht mutierten Allels. Dabei ist häufig das gesamte Chromosom betroffen. Anschließend wird das Partnerchromosoms mit dem mutierten Allel amplifiziert. Auf diese Weise kann eine Inaktivierung eines Tumorsuppressorgens oder eine Aktivierung eines Onkogens erreicht werden, ohne dass die chromosomale Kopienanzahl beeinflusst wird. Die Konsequenz aus diesem Mechanismus ist eine uniparentale Disomie (UPD) eines Chromosoms oder eines chromosomalen Bereichs. Ziel dieser Studie war eine Bestätigung der Zellkultur-Ergebnisse an primärem Tumormaterial.

Methoden: Durch die SNP-Array-Analyse steht eine Untersuchung zur Verfügung, durch die sich 50.000 SNP's auf einmal untersuchen lassen. Dabei können sowohl Informationen zu Amplifikationen und Deletionen im Bereich der untersuchten SNP's erhalten werden. Außerdem kann gezeigt werden, ob der SNP in einem homozygoten (AA, BB) oder heterozygoten (AB) Status vorliegt. Die Methode erlaubt damit eine detailierte Untersuchung des Genoms. Eine uniparentale Disomie liegt vor, wenn ein Verlust an Heterozygotie (LOH) ohne Veränderung der chromosomalen Kopienanzahl vorliegt.

Ergebnisse: Es wurde die DNA von 15 mikrosatelliteninstabilen Kolonkarzinomen und von korrespondierender Normalschleimhaut isoliert und mittels SNP-Arrays analysiert. Es konnte keine Veränderung der Kopienanzahl festgestellt werden, dagegen fand sich eine uniparentale Disomie bei den Chromosomen 4q, 13 und 15, sowie gehäuft im Bereich der Chromosomen 3p21-pter (2/15) und 6p23-pter (4/15).

Schlussfolgerungen: Eine uniparentale Disomie konnte auch bei primären mikrosatelliteninstabilen Kolonkarzinomen gezeigt und die Zellkulturergebnisse dadurch bestätigt werden. In der Region 3p21.3 ist das MLH1-Gen lokalisiert. In weiteren Studien wird versucht werden in der Region 6p23-pter ein potentielles neues Tumorsuppressorgen oder Onkogen zu identifizieren.