psychoneuro 2007; 33(10): 386
DOI: 10.1055/s-2007-992866
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Projekt Zappelphilipp für auffällig gewordene ADHS-Kinder - Ausgezeichnet

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Publication Date:
14 November 2007 (online)

 

Das Projekt Zappelphilipp ist ein Präventionsprojekt, das polizeilich auffällig gewordene Kinder mit ADHS vor einer kriminellen Karriere bewahren soll. Seit Dezember 2005 kooperieren in diesem Projekt Polizei und Ärzte in Mannheim. Laut Kriminalstatistik der Stadt Mannheim waren 2005 541 Kinder im Alter von 8-13 Jahren tatverdächtig gewesen, jährlich kommen ca. 100 Kinder neu dazu. Davon werden ca. 10-20 Kinder zu sog. Intensivtätern, die sich durch besonders schwere oder häufige Taten auszeichnen. Die Gruppe der Intensivtäter weist einen hohen Anteil (60%) an Kindern mit ADHS auf. Durch einen sekundär-präventiven Modellansatz sollen die Kinder nun von weiteren kriminellen Delikten abgehalten werden.

Das Besondere an diesem Projekt, das die Lücke in der ambulanten Versorgung schließt, ist die therapeutische Intervention im häuslichen Rahmen (Hometreatment). Dabei leiten Sozialpädagogen in 18 jeweils 1,5-stündigen Sitzungen die straffällig gewordenen Kinder und deren Familien zur Selbsthilfe an. Die Erziehungskompetenz der Eltern soll dadurch nachhaltig gestärkt werden. Durch das Elterntraining und die Förderung sozial-kognitiver Fähigkeiten kombiniert mit einer medikamentösen Therapie werden die Entwicklung und das Sozialverhalten des Kindes positiv beeinflusst.

Aktuell sind 30 Familien in das Projekt eingeschlossen. Neun Familien haben das Hometreatment bereits durchlaufen, neun weitere befinden sich in der Behandlung. Das Projekt läuft noch bis Ende März 2008 und schon jetzt zeichnen sich erste Erfolge ab. Die ersten Ergebnisse zeigen eine deutliche Symptomreduktion bei oppositionellem und aggressivem Verhalten, ebenso wie bei Hyperaktivität, Impulsivität und Konzentrationsproblemen. Auch die Resonanz der Familien ist durchweg positiv.

Der Leiter des Projekts, Dr. Gerhard Ristow vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, wurde auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit dem ADHS-Förderpreis 2006 für dieses Projekt ausgezeichnet.

Der mit 10000,- Euro dotierte Preis wird von der UCB GmbH, Kerpen, gestiftet. Ausgezeichnet wurde ebenfalls das multizentrische Projekt des ADHS-Kompetenznetzwerkes, in dessen Namen Dr. Marc Schneider den Preis erhielt.

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