Zusammenfassung
Die Lagerung des Patienten für einen chirurgischen Eingriff stellt eine wichtige und
verantwortungsvolle Tätigkeit dar. Die richtige Lagerung ermöglicht dem Chirurgen
eine guten operativen Zugang, minimiert den Blutverlust und schützt den Patienten
vor Schädigungen der Nerven, Weichteile, Muskellogen und des kardiopulmonalen Systems.
Jede spezielle Lagerung hat ihre spezifischen Risiken. Diese müssen gegen den zu erwartenden
Nutzen kritisch abgewogen werden. Soweit möglich sollte immer nahe der physiologischen
Neutralstellungen gelagert werden. An den Extremitäten sind hauptsächlich der N. ulnaris,
sowie der Plexus brachialis lagerungsgefährdet. Durch eine genaue Kenntnis der Anatomie
können glücklicherweise meist wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Kommt es trotz
optimaler Lagerung zu einer N. ulnaris-Schädigung, so konnten von einzelnen Autoren
bei bis zu 30 % der betroffenen Patienten bisher asymptomatische, präexistende ulnare
Dysfunktionen nachgewiesen werden. Insbesondere Patienten mit einer peripheren Gefäßkrankheit
werden durch eine erhöhte Lagerung einzelner Extremitäten (z.B. Steinschnittlage),
sowie aufgrund der Anwendung eines Tourniquets dem Risiko ausgesetzt, akute Ischämien,
im Extremfall Rhabdomyolysen mit konsekutivem Kompartmentsyndrom zu erleiden. Neben
anderen Faktoren scheint der Operationsdauer hier eine besondere Wertigkeit zuzukommen.
Liegt das Operationsgebiet oberhalb der Herzebene besteht in allen Lagen das Risiko
der venösen Luftembolie. Hier sollte ein entsprechendes Monitoring großzügig angewandt
werden. Eine glücklicherweise seltene, aber fatale Komplikation der Lagerung ist der
Verlust der Sehfähigkeit. Am größten scheint die Gefahr bei der Bauchlagerung zu sein,
doch auch im Zusammenhang mit anderen Positionen ist postoperative Blindheit beschrieben.
Hier muß insbesondere jeglicher Druck auf den Bulbus vermieden werden. Ebenso wie
für operative Eingriffe gilt für die Lagerung, daß die indizierte und korrekt durchgeführte
Lagerungsmaßnahme, in die der Patient wirksam eingewilligt hat, rechtmäßig ist und
bleibt, auch wenn es zur Schädigung kommt. Kommt es zum Schadenersatzprozeß, so hängt
die Verteilung der Beweislast wesentlich von der Genauigkeit der Dokumentation ab.
Sind hier Mängel augenscheinlich, so können dem Kläger vom Gesetzgeber Beweislasterleichterungen
bis hin zur Beweislastumkehr zugebilligt werden. Anders im Strafprozeß - hier muß
die schuldhafte ärztliche Fehlleistung nachgewiesen werden, andernfalls gilt der Grundsatz
„in dubio pro reo”. Neben genauer interdisziplinärer Absprachen der Verantwortlichkeiten
bei der Lagerung kommen sowohl der Dokumentation der Lagerung, als auch der Dokumentation
der Lagerungskontrollen eine wichtige Bedeutung zu. Eine gute Lagerung kann die Operation
entscheidend erleichtern. Wird eine schlechte Lagerung (z.B.) aus Eile akzeptiert,
so ist der Patient in besonderem Maße gefährdet, einen Lagerungsschaden zu erleiden.
Summary
Positioning a patient for surgery requires great care and caution. Correct positioning
provides the surgeon with good access to the site, minimizes blood loss and reduces
the risk of damage to nerves, soft tissue, compartments and the cardio-pulmonary system.
Each position has its specific risks. These have to be evalued against the benefits.
Extreme positions of the joints should be avoided whenever possible. The ulnar nerve
or the plexus brachialis are at highest risk in the positioning of extremities. Good
anatomical comprehension makes it possible to take effective counter-measures. In
the case of damage to the ulnar nerve in spite of optimal positioning, some authors
found pre-existent non-symptomatic dysfunction in up to 30 % of the cases. Patients
suffering from peripheral vascular disease are usually at higher risk to suffer acute
ischaemia, or, in the extreme, rhabdomyolysis with compartment syndrome, when positioned
with elevated extremities (as in lithotomy position) or when a tourniquet is applied.
Next to other factors, the duration of surgery seems to be of some importance. Operation
sites above the heart carry a higher risk of venous air embolism unrelated to the
positioning. In these cases adequate monitoring should be generously applied. Loss
of visus is a rare but very severe complication most often seen in connection with
the prone position. Still, postoperative blindness has occurred in all positions.
It is absolutely imperative to avoid all pressure to the bulbus. The same law applies
to surgery and positioning: indicated and correctly executed positioning, to which
the patient has effectively consented, is legal, even if damage should occur. If the
plaintiff demands compensation for damage, the distribution of onus of proof depends
essentially on the accuracy of documentation. If documentation is faulty, the plaintiff
may be granted relief or even shift of the onus of proof. This does not apply to a
criminal lawsuit; in that case, culpable medical fallibility must be proven, since
otherwise, the principle of „in dubio pro reo” applies. The interdisciplinary responsibilities
concerning the positioning must be clearly defined and it is essential that the documentation
of positioning as well as the documentation of positioning control is carried out
as accurately as possible. Correct positioning can effectively aid surgery. Slovenly
positioning should not be accepted, as there is a high probability of ill effects,
possibly of permanent damage.
Schlüsselwörter:
Lagerung in der Anästhesie - Lagerungsschäden - Nervenschädigungen - Venöse Luftembolie
- Intraoperative Komplikationen - postoperative Blindheit - Sehverlust - interdisziplinäre
Verantwortlichkeiten.
Key words:
Positioning in anaesthesia - risks of positioning damage - nerve injury - venous air
embolism - complications: intraoperative - postoperative blindness - less of visus
- responsibility: interdisciplinary.