Abstract
In the course of a long-term historical development, two different systems of reference
evolved in German and Anglo-American psychiatry. Which now confront each other, obviously
without actually mixing. Based on classical German philosophy, in Germany the ideas
of clinical vignette (Krankheitsbild) and phenomenon-symptom (Phänomen) were on developed.
Based on classical English philosophy, English and American psychiatry for long periods
were just interested in the best possible humane care for the mentally ill, but not
in diagnosing clinical entities or in diagnostic classification. During the two last
decades, a first comprehensive classification system, based on the redefinition of
criteria by contemporary American philosophy, has been developed. In a short time
this system has gained international significance. Both reference systems are outlined
in respect of their historical development and differences to make these differences
apprenable by the reader. Unreflected differences result in problems of understanding.
Zusammenfassung
In der deutschen und englisch-amerikanischen Psychiatrie haben sich in einem langen
historischen Prozeß jeweils ganz unterschiedliche Vorstellungswelten herausgebildet,
die in der Gegenwart größtenteils unreflektiert aufeinanderprallen, offenbar ohne
sich zu vermischen. Ausgehend von der klassischen deutschen Philosophie wurden in
Deutschland psychisches Krainkheitsbild und Krankheitsphänomen entwickelt. Ausgehend
von der englischen klassischen Philosophie zeigen sich englische und amerikanische
Psychiatrie lange Zeit nur interessiert an praktischer Fürsorge für den psychisch
Kranken, dagegen nicht an der Bestimmung von Krankheitsbildern und diagnostischen
Systemen. Mit der Entwicklung von Kriterien gemäß der neueren Philosophie wurde von
der amerikanischen Psychiatrie in den letzten Jahrzehnten ein erstes umfassendes,
darauf aufbauendes klassifikatorisches System entwickelt, das rasch internationale
Bedeutung erlangt hat. Beides wird in seinen Entwicklungslinien und Unterschieden
dargestellt, um die Unterschiede verständlich zu machen. Aus den unreflektierten Unterschieden
entstehen Verständigungsschwierigkeiten.