Zusammenfassung
Hintergrund: Die Problematik einer frequenzspezifischen Bestimmung der Hörschwelle durch Ableitung
früher auditorisch evozierter Potentiale (FAEP) ist nach wie vor aktuell. Während
einige Autoren Verfahren der selektiven Verdeckung zur Verbesserung der Frequenzspezifität
empfehlen, gehen andere davon aus, dass man auch ohne Maskierung frequenzspezifische
Potentiale erhalten kann. In der vorliegenden Arbeit wurden dazu die Einflüsse von
Reizanstiegszeit und Hochpaßmaskierung auf die FAEP untersucht. Methode: Die Ableitung der FAEP erfolgte mittels Oberflächenelektroden zwischen Vertex und
ipsilateralem Mastoid an 20 normalhörenden Probanden sowie an 10 Patienten mit Hochton-
bzw. Tieftonhörverlust. Die Frequenz des Reizes betrug 1 kHz und die Reizanstiegs/-abfallzeit
1 ms (1-0-1) bzw. 2ms (2-0-2). Zur Maskierung diente hochpaßgefiltertes weißes Rauschen
(Crenzfrequenz 1,5 kHz; Flankensteilheit 250 dB/Oktave). Dem Problem einer optimalen
Maskierung wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ergebnisse: Unter dem Einfluß der Hochpaßmaskierung fanden sich bei normalhörenden Probanden
im Vergleich zu den unmaskierten FAEP verlängerte Mittelwerte der Latenzen und kleinere
Mittelwerte der Amplituden der Welle V mit geringeren Unterschieden in Schwellennähe.
Ähnliche Ergebnisse wurden an Patienten mit Hochtonhörverlust erhalten. Bei Patienten
mit Tieftonhörverlusten war der Einfluß der Hochpaßmaskierung in Schwellennähe besonders
ausgeprägt. Weiterhin wurden Latenz- und Amplitudendifferenzen der Welle V des 1-0-1-
und des 2-0-2-Reizes aus den mit und ohne Hochpaßmaskierung erhaltenen FAEP ermittelt
und verglichen. Dabei unterschieden sich nur die Latenzdifferenzen der beiden Reize
im überschwelligen Bereich (70 dB nHL) signifikant voneinander. Schlußfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen für eine unzureichende Frequenzspezifität der FAEP für unmaskierte
Reize im überschwelligen Bereich. Für den Einfluß der Reizanstiegszeit ergaben sich
bei der Auswertung der Latenzen eine ähnliche Frequenzspezifität der FAEP beider Reize
in Schwellennähe und eine höhere Frequenzspezifität der FAEP des längeren Reizes im
überschwelligen Bereich. Bei einem Einsatz von 1-kHz-Kurzzeitreizen in der objektiven
Audiometrie plädieren wir für Reize mit kurzer Reizanstiegszeit unter Verwendung der
Hochpaßmaskierung.
Summary
Background: Problems of frequency-specific objective assessment of hearing threshold by means
of auditory brainstem response (ABR) have been discussed recently. While a number
of workers have recommended methods of selective masking to improve the frequency
specificity, others belive that frequency-specific potentials can also be obtained
without masking. In this context, the effects of rise-decay time and high-pass masking
on ABRs were investigated. Method: ABRs were recorded in normal-hearing subjects and patients with high and low frequency
hearing loss by means of surface electrodes between the vertex and the ipsilateral
mastoid. The frequency of the stimulus was 1 kHz, and the rise-decay time 1 ms (1
-0- 1) or 2 ms (2-0-2). High-pass filtered noise (cutoff frequency 1.5 kHz; filter
slope 250dB/octave) was employed for masking. Particular attention was paid to the
problem of efficient masking. Results: In normal-hearing subjects under the influence of high-pass masking compared to non-masked
ABRs, longer mean latencies and diminished means of the amplitudes of wave V were
found, with differences in the near-threshold domain being less pronounced. Similar
results were observed in patients with high frequency hearing loss. In patients with
low frequency hearing loss, the influence of high-pass masking was especially marked
distinctly near to threshold. Furthermore, latency and amplitude differences of wave
V of the 1-0-1 and the 2-0-2 Stimuli were determined from the ABRs obtained with and
without high-pass masking. The differences between the latency differences of both
stimuli in the suprathreshold range (70 dB nHL) only were statistically significant.
Conclusions: The results are suggestive of an inadequate frequency specificity of unmasked stimuli
in the suprathreshold range. Evaluation of the latencies revealed for both rise-decay
times a similar frequency specificity near the threshold and a higher frequency specificity
of the longer stimulus in the suprathreshold range.
Schlüsselwörter
Frühe auditorisch evozierte Potentiale - Frequenzspezifität - Reizanstiegszeit - Hochpaßmaskierung
Key words
Auditory brainstem response - Frequency specificity - Rise-decay time - High-pass
masking