Zusammenfassung
Der Immunstatus von Patienten mit Kopf-Halskarzinomen, die als immundefizient angesehen
werden, wurde bisher lediglich unspezifisch oder mit Oberflächenantikörpern untersucht.
Zur Bestimmung der funktionellen Immunreaktivität von Normalpersonen und Patienten
wurden in unserem Labor die Testbedingungen der antigenspezifischen Antikörperbildung
in vitro studiert. Mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut wurden in vitro mit
Fremdantigenen stimuliert und nach 5 bis 7 Tagen die antigenspezifische Immunantwort
in Gegenwart von Komplement gemessen. Als Antigen verwendeten wir Oberflächendeterminanten
von Schafserythrozyten. Zur maximalen Antikörperproduktion in vitro wurden den menschlichen
Zellen inaktivierter Staphylococcus aureus und Interleukin-1 zugesetzt. Der Gehalt
an Interleukin-1 (IL-1) wurde durch die Proliferationssteigerung von Lipopolysaccharid-resistenten
C3H/HeJ Mäusethymozyten gemessen. Ohne Interleukin-1 haltigen Kulturüberstand und
nach Entfernung von adhärenten Makrophagen konnte keine antigenspezifische Antikörperbildung
erreicht werden. Da unsere Kulturen mit Interleukin-1 abgesättigt wurden, und da dasselbe
Niveau der Antikörperbildung in vitro ohne adhärente Makrophagen in Gegenwart von
Interleukin-1 erhalten wurde, ist eine zusätzliche Beeinflussung der antigenspezifischen
Antikörperbildung von Makrophagen in vitro nicht anzunehmen. - Patienten mit Plattenepithelkarzinomen
im Kopf-Halsbereich zeigten in vitro keine Immunantworten auf Stimulation mit Schafserythrozytenantigenen
im Vergleich zu gesunden Spendern. Nachdem Krebspatienten im Kopf-Halsbereich überwiegend
viel Alkohol und Zigarettenrauch zu sich nehmen, zeigte sich in einer weiteren Gegenüberstellung,
dass die antigenspezifische B-Zellimmunantwort bei gesunden Spendern mit hohem täglichen
Alkohol- und Zigarettenkonsum im Vergleich zur Gruppe ohne hohen Alkohol- und Zigarettenverbrauch
signifikant vermindert war.
Summary
Head and neck cancer patients are considered to be immunodeficient. The immunological
reaction, however, has been analysed only in unspecific systems or by cell surface
markers. For the determination of the functional immunoreactivity of donors and patients
with head and neck cancer the antigen-specific antibody production in vitro has been
studied. Mono-nuclear cells from peripheral blood were stimulated with sheep red blood
cells and after 5-7 days the antigen-specific immune response was measured in the
presence of complement by red blood cell lysis. For maximal antibody production in
vitro, the human lymphocytes were activated by Staphylococcus aureus and Interleukin-1
(IL-1). The IL-1 concentration was measured by the proliferation of murine (C3H/HeJ)
thymocytes. Without IL-1 and macrophages which had been separated by plastic adherence
no antigen-specific antibody formation was observed. As the cultures were saturated
with IL-1 and as the antigen-specific antibody production reached the same level even
in the absence of macrophages, the antibody formation is not influenced by an altered
macrophage function. - Patients with head and neck cancer showed in vitro a significant
reduction of the antigen-specific antibody production to no longer detectable values.
In addition age-matched, healthy donors with high alcohol and cigarette abuse had
a significant decrease in their antigen-specific antibody production compared to controls
without high alcohol and cigarette consumption.