Zusammenfassung
Erkenntnisse Über das Erleben von Sterben und Tod auf einer Intensivstation von Angehörigen
auf einer Intensivstation verstorbener Patienten liegen bisher nicht vor. Offen ist
außerdem die Frage, ob die Kritik an der Intensivmedizin heutzutage nicht gerade von
diesen Angehörigen stammt. Um entsprechende Kenntnisse zu sammeln, wurde ein selbstkonstruierter
48 Items umfassender Fragebogen an Angehörige auf der Intensivstation verstorbener
Patienten versandt, der sich inhaltlich auf folgende Bereiche bezieht:
-
Kommunikations- und Informationsstrukturen
-
Eindrücke von der Intensivstation und emotionale Reaktion
-
Einschätzung der Intensivtherapie
-
Sterben und Tod auf der Intensivstation
Von 181 verschickten Fragebögen wurden 145 (85,3 %) an uns zurückgesandt. Die Antworten
der 109 Angehörigen, die ihren Verwandten auf der Intensivstation besucht haben, werden
hier dargestellt. Ein Großteil der Befragten fühlt sich umfassend informiert. Als
erste Eindrücke werden ein hoher technischer Aufwand und ein großes medizinisches
Können wahrgenommen. Die gefühlsmäßige Reaktion auf die Intensivbehandlung eines Verwandten
schwankt zwischen Besorgnis und Zuversicht, es dominiert der Eindruck, daß alles Nötige
und Mögliche für den Patienten getan wird. Eine unnötige Lebensverlängerung durch
die Intensivbehandlung wird dabei jedoch nicht wahrgenommen. Dem Tod auf der Intensivstation
ist in den Augen der Befragten die Würde eher genommen, in Frieden sterben erscheint
aber in dieser Situation möglich. Die hohe Antwortquote, die positive Gesamteinschätzung,
aber auch die kritische Sicht des Sterbens auf der Intensivstation werden diskutiert.
Summary
No studies are available so far on the way dying and death in the ICU are perceived
by relatives of the patients. It is also not clear in how far the current criticism
of intensive care medicine stems from these relatives. These problems were investigated
by sending a self-developed 48-item questionnaire to relatives of patients who had
died in the ICU. The questions centred on the following subjects:
-
Communication and information structures
-
Perception of the ICU and emotional reaction
-
Assessment of treatment
-
Dying and death in the ICU.
Of 181 questionnaires distributed, 145 (85,3 %) were returned. We present the replies
of the 109 persons who visited their relatives in the ICU. The majority regarded memselves
as well informed. Initial impressions were a high technical and medical standard.
Emotional reactions to ICU treatment of a relative alternated between anxiety and
hope with the dominant impression mat the patient received the best possible therapy.
However, the treatment was not perceived as an artificial prolongation of life. Although
death loses dignity in the ICU according to those questioned, dying in peace does
seem possible in this situation. The high response rate, the positive general assessment
and the critical view of death in the ICU are discussed in the following.