Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1993; 28(4): 254-257
DOI: 10.1055/s-2007-998920
Geschichte der Anästhesie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualitätskontrolle vor 100 Jahren - „Die Narkotisirungsstatistik” von Gurlt aus dem Jahre 1893

Quality Assurance 100 years ago - Gurlt's Statistics on Anaesthetics in 1893W. Röse, W. Scharff
  • Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivtherapie der Medizinischen Akademie Magdeburg
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Publication History

Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Versuche der Qualitätskontrolle sind auf dem Gebiet der Anästhesie schon vor mehr als 100 Jahren unternommen worden. 1890 beschloß die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, eine „Sammelforschung Über die chirurgische Anaesthesirung” einzuleiten. Mit dieser Aufgabe wurde der Berliner Chirurg Ernst Gurlt beauftragt. Er legte 1893 seinen dritten Bericht vor, der sich auf 62 beantwortete Fragebögen stützen konnte. Im Berichtszeitraum waren rund 50 000 Narkosen registriert worden, mehrheitlich mit Chloroform durchgeführt. Mit 9 Todesfällen unter Chloroform errechnete sich eine diesbezügliche Anästhesie-Letalität von 1:4275. Demgegenüber war 1892/93 unter 6213 Äther-Anästhesien kein letaler Ausgang zu beklagen gewesen. Gurlt befürwortete deshalb eindeutig die breitere Anwendung des Äthers und wurde dabei von Zeitgenossen wie Garré, Trendelenburg, Roux und Juillard unterstützt. Die Publikation von Gurlt enthält auch Auszüge aus 18 der eingesandten Berichte. In ihnen wird Über die verwendeten Anästhetika, Applikationsmethoden, Prämedikation, tödliche und nichttödliche Zwischenfälle berichtet. Die Arbeit stellt ein frühes Dokument anästhesiologischer Qualitätskontrolle in Deutschland dar.

Summary

Summary

Even 100 years ago the problem of quality assurance in anaesthesia was investigated. In 1890 the German Society of Surgery decided to start „Multicenter Statistics on Surgical Anaesthesia”. The project was headed by Ernst Gurlt, surgeon in Berlin. In 1893 he reported on the basis of 62 questionnaires on approximately 50,000 anaesthetic procedures, mostly performed with chloroform. 9 fatal chloroform cases led to a mortality rate of 1:4,275. On the other hand among 6,213 cases with ether anaesthesia there was no death. Gurlt strictly recommended the administration of ether, seconded by contemporaries such as Garré, Trendelenburg, Roux and Juillard. Gurlt's report includes as appendix detailed information on the administered anaesthetics, application techniques, premedication, fatal and non-fatal complications extracted from 18 of the analysed questionnaires. Gurlt's publication is an early document of quality assurance in Germany.

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