Abstract
The frequency of compulsory admissions of psychiatric patients is very variable if
compared nationally and internationally. In the old Laender of West Germany, between
2.8% (Bremen) and 44.8% (West Berlin) of all psychiatric admissions were compulsory.
The range is even broader, if one compares different western countries: while in Denmark
the frequency of compulsory admissions is about 5 % of all admissions, it is 50-93%
in Switzerland. In this paper the reasons for this wide variation are analysed, making
a distinction between "true" and "artificial" differences in frequency. Artificial
differences are mainly due to insufficient representativity and comparability of the
populations studied. True differences on the other hand are mainly a consequence of
the differing legislation in the individual countries and of regional differences
in administrative regulations, but also of the situation of mental health care. Apart
from analysing these patient-independent factors influencing compulsory admission,
the characteristics of patients are studied which are associated with a higher risk
of compulsory admission. The relation of these patient characteristics with the factors
"danger to oneself or others", which are the prerequisites of compulsory admission
in most countries, is discussed.
Zusammenfassung
Die Häufigkeit der Zwangseinweisung psychiatrischer Patienten ist im nationalen und
internationalen Vergleich sehr unterschiedlich. In den alten Bundesländern erfolgen
zwischen 2,8 % (Bremen) und 44,8 % (West-Berlin) aller stationären psychiatrischen
Aufnahmen zwangsweise. Noch größer ist die Spannbreite, wenn man verschiedene westliche
Länder vergleicht: Während in Dänemark die Zwangseinweisungshäufigkeit bei nur 5 %
aller Aufnahmen liegt, beträgt sie in der Schweiz 50-93 %. In der vorliegenden Arbeit
wird versucht, die Ursachen dieser großen Spannbreite zu analysieren, wobei unterschieden
wird zwischen ,,echten" und ,,artifiziellen" Häufigkeitsdifferenzen. Artifizielle
Unterschiede sind vor allem bedingt durch die mangelnde Repräsentativität der Daten
sowie die unterschiedlichen Definitionen der Zwangseinweisungsklientel in den verschiedenen
Ländern. Echte Differenzen dagegen kommen überwiegend durch die unterschiedliche Gesetzeslage
in den einzelnen Ländern und durch unterschiedliche regionale administrative Regelungen
zustande, werden z. B. aber auch durch die Versorgungslage einer Region beeinflußt.
Neben der Untersuchung dieser patientenunabhängigen Einflußfaktoren der Zwangseinweisung
wird der Frage nachgegangen, welche Merkmale auf seiten der Patienten selbst mit einem
erhöhten Zwangseinweisungsrisiko verbunden sind. Diskutiert wird der Zusammenhang
dieser Patientencharakteristika mit den Faktoren Eigen- bzw. Fremdgefahrdung, die
in den Gesetzen der meisten Länder Voraussetzung einer Zwangseinweisung sind.