Zusammenfassung
Hintergrund Angeborene und frühkindlich erworbene Augenveränderungen mit Beeinträchtigung der
optischen Abbildung führen unbehandelt zu einer Amblyopie. Eine wirksame Amblyopietherapie
ist nur bei frühzeitigem Beginn erfolgversprechend. Daher erscheinen Reihenuntersuchungen
im präverbalen Alter erforderlich.
Patienten und Methode Zwei kommerziell erhältliche Geräte, das “Visiscreen 100” (Vision Research Corp.)
und der „MTI-Photoscreener” (Medical Technology Inc.), wurden bezüglich ihrer Eignung
als Photoscreeninginstrument getestet. Für die erste Studie wurden 180 Kindergartenkinder
untersucht, für die zweite Studie 120 Kleinkinder aus der Ambulanz der Augenklinik.
Die Testergebnisse wurden mit den Befunden einer kompletten augenärztlich-orthoptischen
Untersuchung verglichen.
Ergebnisse Die Leistung der Testverfahren zeigte eine Abhängigkeit von der Übung des Untersuchers
und Auswerters sowie vom Alter der Probanden. In der ersten Studie waren 94% der Bilder
auswertbar, in der zweiten 63,3%. Die Sensitivität für erfaßbare pathologische Veränderungen
lag in der ersten Studie bei 63%, in der zweiten im Mittel bei 80%. Der negative Vorhersagewert
betrug 90% bzw. 75% (im Mittel).
Schlußfolgerungen Moderne Photoscreeningverfahren können dazu beitragen, amblyopieauslösende Faktoren
im frühen Kindesalter zu erkennen. Da jedoch zusätzlich zu den nicht auswertbaren
Bildern etwa 20% der betroffenen Kinder nicht erkannt werden, kann der Einsatz von
Photoscreening in Ländern mit hoher Augenarztdichte, wie z.B. Deutschland, nicht empfohlen
werden. Eine augenärztlichorthoptische Vorsorgeuntersuchung im frühen Kindesalter
wäre zu bevorzugen.
Summary
Background Congenital and early acquired ocular changes impairing the optic input induce amblyopia
when left untreated. Amblyopia treatment must start early to be efficient. Therefore
it seems necessary to employ screening tests in preverbal childhood.
Patients and methods The reliability of two commercially available photoscreening devices, the “Visiscreen
100” (Vision Research Corp.) and the “MTI-Photoscreener” (Medical Technology Inc.),
was tested. 180 children from a kindergarten and 120 infants from our outpatient clinic
were screened. The results were compared to the findings of a full ophthalmologic
and orthoptic examination.
Results The efficacy of the photoscreening depended on the skill of the examiner and on the
age of the children tested. The rate of interpretable photographs was 94% in the older
group and 63,3% in the infants. The mean sensitivity for detection of amblyogenic
factors was 63% in the older and 80% in the infant group. The mean negative predictive
value was 90% and 75%, respectively.
Conclusion Modern photoscreening techniques can help to detect amblyogenic factors in early
childhood. However, in addition to the non-interpretable photographs, about 20% of
the affected children are missed. Therefore, photoscreening cannot be recommended
for countries with a high number of ophthalmologists, such as Germany. Instead, an
ophthalmologic and orthoptic investigation in early childhood would be preferable.
Schlüsselwörter
Amblyopie - Früherkennung - Photoscreening - Photorefraktion - Vorsorgeuntersuchung
Key words
Amblyopia - early detection - photoscreening - photorefraction - prevention