Klinische Anwendung der Molekulargenetik bei 15 Familien mit Retinoblastom
Fragestellung In 40% liegt dem Retinoblastom eine erbliche Mutation des RB1-Gens zugrunde. Die
genomische Sequenz des RBl-Gens ist vollständig bekannt und der Lokus der Region 13ql4
zugeordnet. In dieser Studie haben wir untersucht, welchen Einfluß die Molekulargenetik
in der ophtalmologischen Betreuung der betroffenen Familien ausübt.
Methoden Insgesamt wurden 103 DNA-Proben aus 15 Familien mit Retinoblastom molekulargenetisch
analysiert: 15 Probanden, 17 sekundäre Fälle, 67 Familienmitglieder und 4 Tumoren.
Sieben polymorphe intragenische Marker des RBl-Gens und ein Marker des ESD-Gens wurden
zur Bestimmung des Haplotypen verwendet.
Resultate Die molekulargenetischen Analysen brachten für 88% der Familienmitglieder neue Information.
Aus unseren Resultaten ergeben sich drei genotypische Diagnosegruppen: Exklusionsdiagnose
(46%), Diagnose der gesunden Träger (29%), Prädispositionsdiagnose (25%).
Schlußfolgerung In der Mehrzahl der familiären Retinoblastome erlaubt die molekulargenetische Analyse,
die Träger des mutierten Gens zu erkennen. Der Augenfundus dieser Kinder muß engmaschig
unter Narkose kontrolliert werden. Bei Fehlen des mutierten Gens wird keine spezielle
Überwachung empfohlen. Für die genetische Beratung ist außerdem die Erfassung der
gesunden Träger von großer Bedeutung.
Summary
Purpose In 40% retinoblastoma (Rb) results from a hereditary mutation of the Rb susceptibility
gene (RB1). In this study, we tested the usefulness of intragenic DNA analysis for
ophthalmologic follow-up in affected families.
Methods Molecular analysis was performed on 103 DNA samples of 15 Rb families. We used 7
intragenic polymorphic markers and one within the ESD gene for mutation linkage analysis.
Findings DNA analysis was informative in 88% of relatives at risk of developing Rb. Among
them, the presence of a mutated RB1 allele was excluded in 46%, while 29% were unaffected
carriers and 25% had inherited the Rb predisposition.
Conclusion In the majority of familial Rb, the DNA analysis allows the identification of children
carrying a RB1 mutation and who will need a close ophthalmologic follow-up under general
anesthesia. When the mutated gene is absent, ophthalmological examination under narcosis
is unnecessary. Finally, identification of asymptomatic carriers improve the accuracy
of genetic counselling.
Schlüsselwörter
Retinoblastom - Gen - polymorphe intragenische Marker
Key words
Retinoblastoma - gene - RFLP's - genetic counselling