Zusammenfassung
152 in Tirol wohnende türkische Frauen wurden untersucht. Bei 121 Frauen wurden Schwangerschafts-,
Geburts- und Wochenbettverlauf analysiert. 31 schwangere Türkinnen wurden anläßlich
von Routinekontrollen in ihrer Muttersprache befragt. Die Compliance bei den Schwangeren-Vorsorgeuntersuchungen
ist bei unserem Kollektiv gut, mehr als 80% der Frauen nehmen an mindestens 4 Untersuchungen
teil. Bei diesen Untersuchungen werden eine Anzahl, mit der Schwangerschaft nicht
in Zusammenhang stehende Krankheiten diagnostiziert. Mangelnde Kommunikation bei der
Erhebung der Anamnese, die durch insuffiziente Hilfsdolmetsrher kaum verbessert wird,
stellt ein wesentliches Problem dar. Die Sectiorate liegt bei 11 %, die kindliche
Mortalität liegt wesentlich über dem Durchschnitt. Obwohl Türkinnen nur 2% des Patientinnenkollektivs
darstellen, belastet die kindliche Mortalität aus dieser Gruppe die Gesamtmortalität
der Klinik erheblich. Probleme mit religiösen Geboten - etwa der Weigerung, die als
„unrein“ empfundene Gestose-Diät der Klinik zu essen - hatten keinen Rinfluß auf kindliche
und mütterliche Morbidität und Mortalität. Die Hygienevorschriften des Islam, die
festen Familienbande und die gute Compliance, wenn die Notwendigkeit einer bestimmten
Untersuchung einleuchtend erklärt wird, sind Faktoren, die einen guten Schwangerschaftsausgang
begünstigen und die noch zuwmiig ausgenützt werden. Die Autoren weisen darauf hin,
daß durch eine Verbesserung der Kommunikation ein Großteil der diese Personengruppe
betreffenden Risiken rechtzeitig erkannt und behoben werden könnte.
Abstract
Migrant workers from Turkey and their families make up 1 % of the population of the
Tyrol province in the west of Austria. They are the largest group of aliens. 152 Turkish
women who were seen at our obstetrics department were investigated. Records of 121
women who had given birth to infants in the years 1984 - 86 were compared. 31 pregnant
women were interviewed in their native language. More than 80 % of all women studied
went for routine check-ups four times or more during pregnancy. A number of conditions
that would otherwise remain undetected are being diagnosed at routine pregancy checks:
tuberculosis, diabetes, genetic disease. Although patient compliance is good in this
group, communication problems often put a successful outcome of the pregnancy at risk.
Many women, who have been living in Austria for many years, are still unable to speak
and understand German. Unqualified interpreters (husbands, children, relatives, hospital
cleaning staff that is composed largely of Turks) often create problems by making
up things the doctor would like to hear. The rate of cesarean sections is 11 % in
this group. Perinatal infant mortality rate is much higher than in the native Austrian
population. The strict hygienic rules of Islam, the support, and nurture supplied
by the tightly-knit family structure of Turkish emigrants and a basically confident
and trusting attitude towards doctors and nurses, if these can make themselves understood,
should be recognised as positive factors and should be used to reduce perinatal risks
in pregnant Turkish women.