Dtsch Med Wochenschr 1996; 121(39): 1204-1206
DOI: 10.1055/s-2008-1043128
Standpunkt

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Ballondilatation oder Bypass-Operation bei koronarer Mehr-Gefäß-Krankheit? - Änderung der Therapie nach Abschluß randomisierter Studien?

H. Seggewiß, U. Gleichmann
  • Kardiologische Klinik, Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Universität Bochum, Bad Oeynhausen
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann mit den genannten Einschränkungen gesagt werden, daß durch PTCA und Bypass-Operation in der Therapie der koronaren Mehr-Gefäß-Krankheit vergleichbare Ergebnisse bezüglich Sterblichkeit und Infarkt-Inzidenz erzielt werden. Hervorzuheben ist allerdings die höhere Ko-Morbidität nach Bypass-Operation.

Eine Änderung des bisherigen therapeutischen Vorgehens bei koronarer Mehrgefäßerkrankung kann somit aus den bisherigen Untersuchungen nicht abgeleitet werden. Falls also keine Kontraindikationen für die PTCA (Risiko eines akuten Pumpversagens durch Gefäßkomplikation an einer dilatationsbedürftigen Stenose, ungeschützte Hauptstammstenose der linken Koronararterie oder mehrere chronische Gefäßverschlüsse) bestehen, sollte die Entscheidung über das Therapieverfahren in Rücksprache mit den Patienten getroffen werden. Sie werden mit der Bypass-Operation eine einzeitige Therapie oder mit der PTCA die weniger eingreifende und auch langfristig kostengünstigere Therapie bevorzugen, die den Nachteil einer Re-Stenosierung und möglicherweise erforderlichen Re-Dilatation aufweist. Eine Re-Stenose sollte dann nicht prinzipiell als »klinisches Ereignis« gewertet werden und Anlaß zur Änderung der primär gewählten Therapiestrategie geben.

In Zukunft wird vor allem die weitere Reduktion der Re-Stenose-Rate nach PTCA, zum Beispiel durch Einsatz von Gefäßstützen und (oder) medikamentöse Begleittherapie, den klinischen Stellenwert des Verfahrens als Revaskularisationsmaßnahme bei koronarer Mehr-Gefäß-Krankheit bestimmen. Nicht vergessen werden sollte aber die herausragende Bedeutung der Sekundärprävention, besonders der Senkung der Cholesterinkonzentration (Progressionshemmung und Verbesserung der Endothelfunktion), in der Therapie der koronaren Herzkrankheit (11).

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