Eur J Pediatr Surg 1984; 39(3): 191-201
DOI: 10.1055/s-2008-1044207
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tierexperimentelle Untersuchungen zur gestielten glatten Muskel-transplantation (Muff-Plastik) bei der Ziege1,2

Animal Experimental Studies on Anorectal Smooth Muscle Pedicle Flap (Tunnel Graft) in the GoatA. M. Holschneider1 , S.  Amano1 , U.  Löhrs2 , G.  Donhauser1 , K.  Biese3 , B.  Kämpf4
  • 1Kinderchirurgische Klinik (Direktor: Professor Dr. W. Ch. Hecker) der Universitäts-Kinderklinik München im Dr. von Haunerschen Kinderspital
  • 2Pathologisches Institut der Universität München (Professor Dr. M. Eder)
  • 3Neuropathologisches Institut der Universität München (Professor Dr. O. Stockdorph)
  • 4Institut für Histologie und Embryologie der Tiere der Universität München (Ehem. Direktor: Professor Dr. P. Walter †)
1 Vortrag gehalten auf dem III. Deutsch-Schweizerisch-Österreichischen Kinderchirurgen-Kongreß. 20.-22. Oktober 1983. Basel.2 Durchgeführt mit Hilfe der Volkswagenstillung.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Abstract

Anorectal smooth muscles pedicle flaps (funnel grafts) according to the dragging method described by Holschneider in 1980, 1981 and Hofmann-von Kap-herr and Koltai 1981 were performed on 20 Syrian goats and German pedigree goats. Postoperatively, three animals died because of pulmonary infection with worms; 17 animals could be examined. Six of these 17 animals died during the postoperative follow-up period from the sequels of the operation. In five animals the cause of death was prestretching of the transplant by 150 and 200%; three of these developed severe enterocolitis, whereas two had stenosis and ileus, resulting in death in each case. In addition, five further animals showed signs of enterocolitis; eight goats had constipation which in every case could be ascribed to prestretching of the transplant by 150% and more. These animals had to be treated by infusion and bouginage, leading to recession of the signs after four to six days.

Electromanometrically an increased anorectal resting pressure profile was found postoperatively in all cases, i.e. even if the transplant was prestretched to tension values of only over 100%. Relaxations of the internal anal sphincter could be achieved in all animals; however, in goats with a transplant stretch of 150% and more they were observed only after the resting pressure profile had receded, a few months after the operation. Histologically, there was increasing fibrosis and disintegration of the transplant in all animals with more than 150% prestretch. With 200% prestretch, the plexus myentericus disintegrated also, so that no relaxation could be achieved.

Basing on these clinical, manometrical and histological results, smooth muscle transposition (funnel graft) can be recommended to improve continence in infants by employing the dragging method according to Rehbein-Romualdi. However, prestretching of the transplanted pedicle flap should not exceed 120-140%.

Zusammenfassung

Bei 20 Zwerg- und Bunten Deutschen Edelziegen wurden glattmuskuläre Muff-Plastiken in der von Holschneider 1980, 1981 und Hofmann-von Kap-herr und Koltai 198I angegebenen Technik durchgeführt. Postoperativ verstarben drei Tiere infolge eines Wurmbefalles der Lunge, 17 Tiere konnten untersucht werden. Sechs dieser 17 Tiere starben während des postoperativen Beobachtungszeitraumes an den Folgen der Operation. Dabei war die Todesursache bei fünf Tieren Folge der Vordehnung des Transplantates auf mehr als 150 und 200%, wobei drei Ziegen eine schwere Enterokolitis sowie zwei weitere eine Stenose und einen Ileus entwickelten, die zum Tode führten. Insgesamt zeigten fünf Tiere enterokolitische Erscheinungen sowie acht Ziegen gleichzeitig oder ausschließlich Obstipationssymptome, die jeweils auf Vordehnungen des Transplantates von 150 und mehr Prozent zurückgeführt werden konnten. Diese Tiere mußten durch Infusionsbehandlung und Bougierungsmaßnahmen behandelt werden, wobei sich die Symptome dann nach vier bis sechs Tagen zurückbildeten.

Elektromanometrisch fand sich postoperativ in allen Fällen, d. h. auch bei einer Vordehnung des Transplantates auf Spannungswerte von nur 100 bis 140%, ein erhöhtes anorektales Ruhedruckprofil. Internusrelaxationen konnten bei allen Tieren ausgelöst werden, wobei jedoch bei Ziegen mit einer Transplantatdehnung von 150% und mehr die Relaxationen erst nach Absinken des Ruhedruckprofiles einige Monate nach der Operation beobachtet werden konnten. Histologisch fand sich eine zunehmende Fibrosierung und Auflösung des Transplantates bei allen Tieren mit einer mehr als 150% vorgedehnten Muskelmanschette. Bei 200% Vordehnung ging auch der Plexus myentericus zugrunde, so daß hier keine Relaxationen mehr ausgelöst werden konnten.

Aufgrund der klinischen, manometrischen und histologischen Ergebnisse kann die glatte Muskeltransposition (Muff-Plastik) zur Verbesserung der Kontinenz bei Säuglingen im Rahmen des Rehbein-Romualdischen Durchzugsverfahren empfohlen werden. Die Vordehnung der transponierten Mus-kelmanschette sollte jedoch wie von Schmidt mehrfach betont 120 bis 140 % nicht übersteigen.

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