Zusammenfassung
Bei insgesamt 97 Versuchspersonen im Alter von 20 bis 83 Jahren wurde nach Blendung
durch einen in der Verkehrsüberwachung zum Einsatz kommenden Blitz (Fa. ESO GmbH,
Tettnang; 200 Ws; Blitzdauer 1/1000 s; Blitzentfernung 10 m) die Zeit bis zum Wiedererkennen
eines Sehzeichens in 40 m Entfernung ermittelt. Hierbei kam ein Landoltring (Sehzeichen-Kontrast
1:5) der Visusstufe 0,2 (Sehzeichen-0 29 cm), der auf einer in 45°-Schritten rotierbaren
Scheibe mit 58 cm Durchmesser aufgebracht war, zur Anwendung. Vor dem Blitzgerät konnte
ein Rotfilter (Schott RG 665) angebracht werden. Die nächtlichen Versuche wurden auf
einem unbeleuchteten Verkehrsübungsplatz bei eingeschaltetem PKW-Abblendlicht (somit
unter mesopischen Bedingungen) und bei zentraler Fixation der Blitzlichtquelle durchgeführt.
Nach „Weißblitz” verstrichen 93,1s ± 48,6s (jeweils MEAN ± SD) bis zum korrekten Wiedererkennen
des Sehzeichens. Durch Vorschalten des o.g. Rotfilters ließ sich diese Zeitspanne
signifikant (p<0,0001; Wilcoxon signed-rank Test) auf 4,9s±l,7s verkürzen. An dieser
vergleichsweise kurzen „Readaptationszeit” nach Blendung mit rotem Blitzlicht hat
der wechselnde Zeitbedarf für das Erkennen und Verbalisieren der Landolt-Sehzeichenrichtung
einen beträchtlichen Anteil. Daher ist mit dieser Untersuchungsmethode eine endgültige
Beurteilung der „Rotblitz-Blendung” nicht möglich.
Steigendes Lebensalter sowie Trübungen der brechenden Medien hatten sowohl bei „Weiß-”
als auch bei „Rotblitz” eine Zunahme der „Readaptationszeiten” zur Folge.
Eine nächtliche Verkehrsüberwachung mit weißem Blitzlicht ist nach den hier vorliegenden
Ergebnissen hingegen als obsolet zu betrachten.
Summary
The time for recovery of recognition of an optotype presented at a distance of 40
m subsequent to exposure to a flash gun (Eso company, Tettnang; flash energy 200 Ws,
duration 1/1000 s; distance 10 m) was studied on 97 subjects aged 20 to 83 years.
A Landolt-ring (contrast 1:5, diameter 29 cm), mounted on a disk (diameter 58 cm)
which could be rotated in steps of 45° served as a test target. The flash gun could
be dimmed down by a red filter (Schott RG 665). The tests were performed at night
without additional illumination except the low beam of the car. The flash gun was
foveally fixated.
After a white flash, a period of 93.1 s ± 48.6 s (MEAN±SD) passed before the optotype
could be recognized correctly again. By adding the red filter in front of the flash
gun the recovery time could be shortened significantly (p< 0.0001; Wilcoxon signed-rank
test) to 4.9 s ± 1.7 s. „Time for re-adaptation” after dazzling by red flash is comparatively
short and therefore strongly influenced by many variables (e.g. time for recognition
and for verbalization). Because of that a final evaluation of dazzling by red flash
seems to be impossible with this method.
Subjects of advanced age and opacities of the ocular media showed an increase in the
„time for re-adaptation” for the white as well as the red flash.
In conclusion, a speed control using white flash guns at night can be considered as
critical.
Schlüsselwörter
Verkehrsophthalmologie - Blendung - Front-Fotoblitz - Verkehrsüberwachung
Key words
Traffic ophthalmology - Glare - Blinding - Frontal flash gun - Traffic observation