Abstract
Background To explore possible causes of a 1988 incidence peak of infant neuroblastoma in west
German regions which were contaminated with more than 6000 Bq/m2 Csl37 from the Chernobyl accident. The primary working hypothesis was that parents
of the diseased children had been contaminated by an excessive intake of locally produced
food, especially mushrooms or deer.
Design Case control study with 1:2 (cases:controls) matching. Data were collected from the
children's parents by questionnaires and telephone interviews.
Setting Nation-wide study (former FRG) based on the German Childhood Cancer Registry.
Subjects Cases born in 1988 and reported with a neuroblastoma to the registry until March
1992. Population based healthy controls, matched for age, sex and residence at time
of diagnosis.
Results The working hypothesis could not be confirmed by the study, because the parents of
cases tended to eat less locally grown food than the parents of controls (RR = 0.63,95%
CI: 0.20-1.97). Possible influence factors which previously have been described to
be associated with neuroblastoma incidence could not be confirmed by the study. Parental
exposure to herbicides and pesticides was associated with the occurrence of neuroblastoma
(RR = 4.2,95% CI: 1.4-12.9). Neuroblastoma stage distribution in the contaminated
regions was shifted towards lower stages as compared to the less contaminated regions
and previous age cohorts.
Conclusions The study does not show additional evidence that the observed increase in neuroblastoma
incidence might have been caused by exposure to fallout from the Chernobyl accident.
The observed shift towards lower clinical stages may rather indicate increased diagnostic
awareness. The association between neuroblastoma and parental exposure with herbicides
and pesticides resulted from an extensive exploratory data analysis and needs to be
confirmed in further studies.
Zusammenfassung
Hintergrund 1988 wurde ein Inzidenzpeak für Neuroblastome bei Säuglingen in den westdeutschen
Regionen beobachtet, die nach dem Tschernobyl-Unfall mit mehr als 6000 Bq/m2 CsI37 belastet waren. Die Arbeitshypothese lautete, daß die Eltern der erkrankten
Kinder möglicherweise durch die Ingestion lokal erzeugter, insbesondere stärker kontaminierter
Lebensmittel, wie Pilze oder Wild, einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt waren.
Studiendesign Eine Fallkontrollstudie mit einem Matching von 2 Kontrollen zu einem Fall wurde durchgeführt.
Daten wurden von den Eltern anhand eines Fragebogens und eines ergänzenden telefonischen
Interviews erhoben.
Patienten und Kontrollen Bundesweit wurden 1988 geborene, dem Deutschen Kinderkrebsregister bis März 1992
mit einem Neuroblastom gemeldete Kinder in die Studie einbezogen. Als Bevölkerungskontrollen
wurden alters- und geschlechtsgleiche nicht erkrankte Kinder aus den gleichen Wohnorten
wie die erkrankten Kinder über Einwohnermeldeämter ausgewählt.
Ergebnisse Die Arbeitshypothese konnte nicht bestätigt werden, da die Eltern der erkrankten
Kinder weniger lokal erzeugte Lebensmittel zu sich nahmen als die Eltern der Kontrollen
(relatives Risiko RR = 0,63; 95%-Konfidenzintervall (KI): 0,20-1,97). Mögliche, bereits
beschriebene Einflußfaktoren von Neuroblastomen konnten ebenfalls nicht bestätigt
werden. Die elterliche Exposition mit Herbiziden und Pestiziden ergab jedoch mögliche
Assoziationen mit dem Auftreten von Neuroblastomen (RR = 4,2; 95%-KI: 1,4-12,9). Es
zeigte sich, daß in den Regionen mit erhöhter Inzidenz deutlich mehr Patienten mit
frühen Erkrankungsstadien zu verzeichnen waren als in den nur gering kontaminierten
Regionen oder in früheren Alterskohorten.
Schlußfolgerungen Die Studie erbrachte keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dem Unfall in
Tschernobyl und dem erhöhten Auftreten von Neuroblastomen. Eine Verschiebung der Stadienverteilung
hin zu niedrigeren Stadien in den höher kontaminierten Regionen mag auf eine erhöhte
diagnostische Aufmerksamkeit zurückzuführen sei. Die beobachtete Assoziation zwischen
der elterlichen Exposition mit Herbiziden und Pestiziden und dem Auftreten von Neuroblastomen
ergab sich aus explorativen Datenanalysen und bedarf einer Überprüfung in Studien
mit anderen Populationen.
Key words
Case control study - Chernobyl - epidemiology - neuroblastoma - risk factors - radiation
Schlüsselwörter
Fallkontrollstudie - Tschernobyl - Epidemiologie - Neuroblastom - Risikofaktoren -
Strahlung