Dtsch Med Wochenschr 1997; 122(25/26): 815-819
DOI: 10.1055/s-2008-1047694
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Körperzusammensetzung bei Typ-I-Diabetes mellitus: Bioimpedanzmessungen bei 274 diabetischen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Body composition in type 1 diabetes mellitus: bioimpedance measurements in 274 diabetic children, juveniles and young adultsJ. Bartz, U. Sulzbach, E. Heinze, W. M. Teller, R. W. Holl
  • Abteilung I der Kinderklinik (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. W. M. Teller) der Universität Ulm
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: Eine häufige unerwünschte Nebenwirkung der Insulintherapie bei Typ-I-Diabetikern ist die Gewichtszunahme. In unserer Studie wurde die Annahme überprüft, daß dies auf eine Zunahme der Fettmasse zurückzuführen ist.

Patienten und Methodik: 157 Jungen und 117 Mädchen (Alter 17,6 ± 4,9 Jahre, Diabetesdauer 8,9 ± 5,7 Jahre) wurden mit bioelektrischer Impedanzanalyse untersucht und die fettfreie Masse (FFM) nach der Gleichung von Schäfer und Mitarbeitern (28) errechnet. Die Daten der Diabetiker wurden mit denjenigen gesunder Kontrollpersonen und mit von Barlett und Mitarbeitern (1) publizierten Normwerten verglichen.

Ergebnisse: Das durchschnittliche Gewicht der Diabetespatienten war 2,0 ± 0,7 kg höher als das der alters- und geschlechtskorrigierten Referenzgruppe. Die FFM war bei Diabetikern um 2,9 ± 0,7 kg höher als die FFM bei der von Barlett untersuchten Gruppe (P < 0,005); sie war bei Jungen gleich hoch wie bei Mädchen (+ 2,9 kg ± 0,7 bzw. + 2,9 kg ± 0,6). Der prozentuale Fettanteil lag im Vergleich zu Werten bei Stoffwechselgesunden niedriger (- 1,3 % ± 0,6; nicht signifikant). Die Gewichtszunahme war bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen (+ 3,8 kg ± 0,9 vs + 1,2 kg ± 0,9, P < 0,05). Bei Jungen mit guter Stoffwechseleinstellung konnte nach Berücksichtigung des Alters eine partielle Korrelation mit der FFM gezeigt werden. Die Therapieform hatte keinen Effekt auf die Körperzusammensetzung.

Folgerung: Diese Daten zeigen, daß die Gewichtszunahme bei Diabetikern nicht auf eine Zunahme des Fettgewebes, sondern auf eine vermehrte Muskelmasse zurückzuführen ist. Der periphere Hyperinsulinismus in Kombination mit einer Hyperglykämie könnte hierfür verantwortlich sein.

Abstract

Background and objective: Weight gain is a common undesirable side effect of insulin treatment in type 1 diabetics. This study tested the assumption that this is due to an increase in fat mass.

Patients and method: Bioelectric impedance measurements were performed on 157 young male and 117 female diabetics (age 17.6 ± 4.9 years; diabetes duration 8.9 ± 5.7 years) and the fat-free mass (FFM) calculated according to the equation of Schäfer et al. The data of the diabetics were compared with those of healthy controls and normal values published by Barlett et al.

Results: The average weight of the diabetic cohort was 2.0 ± 0.7 kg higher than in the reference groups, adjusted for sex and age. FFM was higher by 2.9 ± 0.7 kg in diabetics than in the healthy cohort of Barlett et al (P < 0.005), being equally high in males and females (+ 2.9 ± 0.7 kg and 2.9 ± 0.6 kg, respectively). But compared with the values in metabolically normal controls the percentage fat proportion was lower in the diabetics than the controls, but not significantly (- 1.3 ± 0.6 %). Weight gain was greater in females than males (+ 3.8 ± 0.9 kg vs + 1.2 ± 0.9 kg, P < 0.05). After correcting for age, there was a partial correlation between good metabolic control and FFM in males. The form of treatment had no effect on body composition.

Conclusion: These data indicate that weight gain in young diabetics is due not to an increase in fatty tissue but in muscle mass. This is probably the result of peripheral hyperinsulinism combined with hyperglycaemia.

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