Zusammenfassung
In einer Übersicht über die Untersuchungsmethoden zur Erfassung der hemianopen Gesichtsfeldausfälle
wird zwischen Gesichtsfeldtesten und eigentlicher Gesichtsfelduntersuchung mit kinetischer
und automatisierter statischer Perimetrie unterschieden. Aufgereiht nach zunehmender
erforderderlicher Fähigkeit zur Mitarbeit und Konzentration sind dies: Auslösen von
Blickbewegungen, Nachahmen der Anzahl der Finger, Helligkeits- und Farbvergleiche
in den verschiedenen Gesichtsfeldhälften und -quadranten, dann die kinetische Perimetrie
mit dem Gerät von Goldmann, und noch anspruchsvoller die automatische Perimetrie.
Auf Vorteile der kinetischen Perimetrie gegenüber der Rasterperimetrie bei beginnenden
bitemporalen Ausfällen wird hingewiesen. Bei der Programmwahl bei der Arbeit mit automatischen
statischen Perimetern sind Programme, bei welchen der Prüfpunktraster gegenüber den
Hauptmeridianen versetzt ist, zu wählen. Bei welchen Fragestellungen man sich auf
das 30° Gesichtsfeld beschränken darf, bei welchen nicht, wird tabellarisch aufgelistet.
Zur Lokalisation der Läsion werden die Leitstrukturen und Leitmerkmale herausgearbeitet,
nämlich die vertikalen und die horizontalen Begrenzungen in den durch den Fixierpunkt
gehenden Hauptachsen und die temporale Sichel. Die Beachtung des Nervenfaserverlaufes
in der Retina und dass eine genaue horizontale Trennung zwischen oben und unten im
Auge nur temporal der Foveola mit entsprechenden Ausfällen nasal zu finden ist, erlaubt
eine klare Trennung zwischen äugen- oder sehrindenbedingten Gesichtsfeldausfällen
mit horizontaler Begrenzung. Die durch die Semidecussatio im Chiasma verursachten
vertikalen Grenzen lassen zwischen prä- und postchiasmatischen Läsionen differenzieren,
bei homonymen Ausfällen erlaubt die Beachtung weiterer einfacher anatomischer Gegebenheiten
der Sehbahn, nämlich des Wil-brandschen Knies und des nach vorne in den Temporallappen
ausladenden, die unteren Netzhauthälften repräsentierenden Teiles der Sehstrahlung
mit charakteristischen Ausfällen oben nochmals eine genauere Lokalisation von Läsionen
in der Sehbahn.
Summary
In a survey of methods for determining hemianopic visual field defects, a distinction
is made between gross visual field screening and actual visual field examination with
kinetic and automatic static perimetry. These methods may be arranged according to
increasing the concentration required as well as to ability to cooperate, as follows:
hand-movement stimulation of shifts of gaze, finger-counting with repetition by the
patient, brightness and color comparison among the respective halves and quadrants
of the visual field, then kinetic perimetry with the Goldmann perimeter, and, most
exacting of all, automated perimetry. The advantages of kinetic perimetry in cases
of incipient bitemporal visual field defects are discussed. For visual field examination
with automated static perimeters, test programs are chosen which have their test-point
pattern shifted with respect to the principal meridian. The diagnostic situations
in which visual field testing may and must not be limited to 30° are presented in
tabular form. Guidelines and criteria for localizing lesions have been developed,
i.e., the vertical and horizontal limits of the major axes which pass through the
fixation point and the temporal crescent. Consideration of the course of the nerve
fibers in the retina and of the fact that exact separation between superior and inferior
may only be found temporal to the foveola with corresponding nasal defects enables
horizontally limited visual field defects originating within the eye to be distinguished
clearly from those originating in the visual cortex. Vertical limits due to semidecussation
at the chiasma permit a differentiation between prechiasmic and postchiasmic lesions.
In homonymous defects, consideration of further simple anatomic features of the visual
pathway, namely the knee of Wilbrand and that portion of the optic radiation which
extends anteriorly to the temporal lobes and which represents the inferior retinal
halves with characteristic defects, also enables lesions in the visual pathway to
be localized more accurately.