Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2000; 10(3): 78-85
DOI: 10.1055/s-2008-1057763
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ist die ICIDH-Checkliste geeignet zur Klassifikation der funktionalen Gesundheit in der rehabilitativen Praxis? - Ergebnisse eines Workshops der Konsensuskonferenz der drei Gesellschaften für Physikalische Medizin und Rehabilitation von Deutschland, Österreich und der Schweiz

Is the ICIDH-Checklist useful for the classification of functional health in rehabilitative practice? - Results of a workshop of the consensus conference of the societies of Physical Medicine and Rehabilitation of Germany, Austria and SwitzerlandG. Stucki, K. Müller, T. Bochdansky, H. Schwarz, U. Smolenski
  • Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Klinikum der Universität München (Direktor: Dr. med. Gerold Stucki)
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Publikationsverlauf

Manuskripteingang: 22.3.2000

Manuskriptannahme: 28.3.2000

Publikationsdatum:
19. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Physikalische Medizin und Rehabilitation sind das personenbezogene, multi- und interdisziplinäre Management von Beeinträchtigungen der funktionalen Gesundheit. Voraussetzung für ein rationales Vorgehen sind die Klassifikation und quantitative Messung von Beeinträchtigungen der funktionalen Gesundheit. Ziel: In einem Workshop der Konsensuskonferenz der drei Gesellschaften für Physikalische Medizin und Rehabilitation von Deutschland, Österreich und der Schweiz in Basel im Januar 2000 wurden aktuelle Verfahren zur Klassifikation und zur quantitativen Messung der funktionalen Gesundheit mit patientenzentrierten Fragebogen auf ihre Eignung für die Praxis und klinisches Qualitätsmanagement beurteil. Methode: In Gruppenarbeiten wurden in einem ersten Schritt eine von der WHO neu für die Praxis entwickelte ICIDH-Checkliste mit einer Reihe von ausgewählten Domänen pro Dimension für die drei ausgewählten Gesundheitsstörungen Osteoporose, Rückenschmerzen und Schlaganfall daraufhin untersucht, ob sie die für die Gesundheitsstörung als relevant erachteten Domänen umfassend und abschließend darstellt. In einem zweiten Schritt wurde dann untersucht, inwieweit der aktuell weltweit am häufigsten eingesetzte generische patientenzentrierte Fragebogen Short-Form-36 und ein neu von der WHO entwickeltes generisches Instrument, der WHO-DAS (WHO-Disability Assessment Schedule), welcher ausschließlich die Dimensionen Aktivität und Partizipation repräsentiert, die für die drei Gesundheitsstörungen relevanten Domänen abbilden Resultat: Die in der ICIDH-Checkliste angebotene Auswahl von Domänen aus dem umfassenden ICIDH-2-Katalog repäsentiert die wichtigsten Beeinträchtigungen der funktionalen Gesundheit für drei ausgewählte Gesundheitsprobleme. Das Short-Form-36 und der WHO-DAS bildeten die relevanten Domänen nur teilweise ab. Allerdings war der WHO-DAS in Bezug auf die Abbildung der Aktivität und Partizipation deutlich breiter gefächert und bildete dementsprechend die Domänen für einen Patienten mit Schlaganfall deutlich umfassender ab als der SF-36. Diskussion: In weiteren Untersuchungen soll geklärt werden, ob sich die ICIDH-Checkliste generell als Instrument für die Klassifikation der funktionalen Gesundheit in der Praxis und klinisch-epidemiologischen Studien erweist und ob für Gesundheitsstörungen Sets von Kerndomänen definiert werden können.

Summary

Background: Physical Medicine and Rehabilitation may be defined as patient-centered multi- and interdisciplinary outcomes management. Prerequisite for a rational approach are practical classification and quantitative outcome measurements. Objective: In a workshop of the consensus conference of the three societies for physical medicine and rehabilitation of Germany, Austria and Switzerland in Basle in January 2000 current classification and quantitative outcome measurements were examined for their usefulness in clinical practice. Methods: In groups the newly developed ICIDH-Checklist was tested for its representation of the relevant domains in three selected conditions: low back pain, osteoporosis and stroke. It was then examined whether the generic health status instruments SF-36 and WHO-DAS cover the selected relevant domains for each condition. Results: The domain catalog of the ICIDH-Checklist comprehensively represents the relevant domains of the three conditions. However, the two generic instruments covered the domains only partially. The WHO-DAS was covering the dimensions activity and participation more broadly especially in patients with a stroke. Discussion: It needs to be examined whether based on the encouraging results of the workshop the ICIDH-Checklist may be useful as a simple and practical classification scheme for clinical practice.

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