Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1992; 02(3): 92-97
DOI: 10.1055/s-2008-1062111
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur analgetischen Wirksamkeit eines Schwefelmoorbades bei weichteilrheumatischen Beschwerden. Eine randomisierte Doppelblindstudie

Analgetic effect of a sulfur-mud-bath on rheumatic muscle painH. G. Pratzel1 , U. M. Aigner2 , D. Weinert2 , B. Limbach3
  • 1Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der LMU München (Vorstand: Prof. Dr. E. Senn)
  • 2Privatklinik Winnerhof Bad Wiessee
  • 3Fa. Dr. Atzinger, Passau
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Publication History

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

Objective:Medical baths containing sulfur and huminic acids are used for treatment of rheumatic diseases. A recently published study by Saller et al. showed analgetic effects of LeukonaSulfomoor-Bad in patients with osteoarthrosis, demonstrated by pressure algometry and visual analogue scale. The purpose of the present study is to examine more closely this effect.

Subjects:A series of baths prepared with LeukonaSulfomoor-Bad N (potassium polysulphide + huminic acid + mud powder) was applied to patients with non-articular (soft tissue) rheumatism. The analgetic effect was examined by means of a quantitative pressure threshold meter.

Design:The study was based on the international conventions on drug research in medicine. We used a double blind design with random assignment to two treatment groups of 20 patients each. Admission of patients with muscle rheumatism was controlled by criteria of inclusion and exclusion. All patients were treated with standard physical therapy during their stay in private clinic. In addition, each group was given 8 baths of 37 °C for 20 minutes over a period of 3 weeks. The packaging for verum (LeukonaSulfomoor-Bad N) and placebo (powder of insoluble huminic acids) baths was not distinguishable, likewise the baths could not be distinguished by smell or color.

The minimum pressure to induce a pain sensation was determined at 4 timepoints over the course of treatment on 16 anatomically defined trigger points and on one individual point of maximal pain. Moreover, the general subjective feeling was evaluated by a visual analogue scale (VAS).

Results:After 2 and 3 weeks of treatment, the average pain threshold and VAS scores of the Leukona-Sulfomoor-Bad N group showed statistically significant improvement in comparison both with the initial values and with the placebo group. In contrast to this finding, the combination of standard physical therapy with placebo baths did not bring about a significant analgetic effect.

Conclusions: Leukona-Sulfomoor-Bad N is a more effective therapeutic measure in the treatment of soft tissue rheumatism, promising better relief from muscular pain, than standard physical therapy.

Kurzfassung

Ziel:Schwefelbäder und Huminsäurebäder werden zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen genutzt. In einer kürzlich erschienenen Arbeit konnten Saller et al. zeigen, dass Leukona-Sulfomoor-Bad analgetische Wirkungen bei Patienten mit Osteoarthrosen hat. Eine Überprüfung dieses wichtigen Befundes wurde für notwendig angesehen.

Gegenstand:In dieser Studie sollte die analgetische Wirksamkeit bei Patienten mit weichteilrheumatischen Beschwerden geprüft werden. Dazu wurde eine genauere Methode als von Saller et al. 1991 durch quantitative Messung des minimalen schmerzauslösenden Drucks (Pressure threshold meter) verwendet. Als Badepräparat wurde Leukona-Sulfomoor-Bad N (Hersteller: Dr. Atzinger, Pharmazeutische Fabrik, Passau) (mit den vermutlich wirksamen Substanzen: Schwefelleber und Huminsäure) verwendet.

Gestaltung:Die Studie wurde nach den Vorschriften des Arzneimittelgesetzes und der Deklaration von Helsinki für Phase-III-Studien gestaltet. Es handelt sich um eine plazebokontrollierte randomisierte Doppelblind-Studie. Zwei Gruppen von je 20 Patienten mit weichteilrheumatischen Beschwerden wurden durch Vorgabe von Einschluß- und Ausschlußkriterien definiert. Alle Patienten wurden zusätzlich mit einer physikalischen Therapie (hauptsächlich Krankengymnastik und Massage) während eines Kuraufenthaltes in einer Privatklinik behandelt. Es wurde der Minimaldruck zur Auslösung von Druckschmerz an 16 myofaszialen typischen Druckpunkten (Triggerpunkten) und an einem vom Patienten ausgewählten Punkt mit maximalem Schmerz wiederholt gemessen. Zusätzlich wurde das subjektive Allgemeinbefinden im Kurverlauf mit einer visuellen Analogskala ausgewertet. Jede Gruppe erhielt acht Bäder in drei Wochen. Die Plazebound Verum-Präparate waren nicht unterscheidbar verpackt und nur durch die Patientennummer gekennzeichnet. Der Pakkungsinhalt war in jeweils 1501 Wasser bei 37 °C aufzulösen, wobei weder durch den Geruch noch durch die Farbe ein Unterschied erkennbar war, weil sowohl das Leukona-Sulfomoor-Bad N als auch das Plazebobad durch den Gehalt an Moorpaste ein schwarz gefärbtes Badewasser erzeugten.

Ergebnisse:Die Schmerzschwellen und VAS-Werte waren nach zwei und nach drei Wochen in der Verumgruppe gegenüber dem Ausgangswert signifikant höher. In der Plazebogruppe, die nur eine physikalische Therapie erhielt, wurden in drei Wochen noch keine signifikanten Unterschiede in den Schmerzschwellen und VAS-Werten gegenüber dem Ausgangswert erreicht. Bei gleichem mittleren Ausgangswert waren die Schmerzschwellen der Verumgruppe nach zwei und nach drei Wochen gegenüber der Plazebogruppe ebenfalls signifikant höher.

Schlußfolgerungen:DasLeukona-Sulfomoor-Bad N ist ein empfehlenswertes Präparat zur unterstützenden Behandlung der Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen. Diese balneologische Methode ist bei den weichteilrheumatischen Beschwerden wirkungsvoller als die hier durchgeführte physikalische Behandlung.

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