PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(2): 117-124
DOI: 10.1055/s-2008-1067387
Standpunkte

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Versuch einer Bestandsaufnahme

Frauke  Werther, Klaus  Hennicke
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Risiko für Menschen mit geistiger Behinderung, eine psychische Störung zu entwickeln, ist um das Drei- bis Vierfache erhöht. Psychotherapie bei Menschen mit geistiger Behinderung ist eine selbstverständliche Behandlungsoption. Die allgemeinen Störungs- und Wirkungsmodelle, Fragen der Diagnostik, der Indikation, der Evidenz und der Evaluation gelten ebenso für diese Klientel. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, die unter verschiedenen Aspekten diskutiert werden. Die Versorgungssituation ist qualitativ und quantitativ in allen therapeutischen Settings noch erheblich defizitär. Auf dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte zeigt sich jedoch ein zunehmendes Interesse an der Thematik, eine grundlegende Veränderung der überkommenen Sichtweisen, die dem Menschen mit geistiger Behinderung eine menschliche Seele absprachen, sowie eine spürbare Verbesserung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Angebote trotz bedrohlicher Einschnitte in die allgemeine Versorgungslage in der Behindertenhilfe.

Literatur

  • 1 Badelt I. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie mit gesprächspsychotherapeutischem Schwerpunkt bei erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung. In: Hennicke K (Hrsg) Ambulante Psychotherapie bei Menschen mit geistiger Behinderung und einer psychischen Störung. Praktische Erfahrungen mit dem sog. Richtlinienverfahren. Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB am 5.3.2004 in Kassel. Materialien der DGSGB. Band 9. Berlin; Eigenverlag 2005: 11-20
  • 2 Gaedt C, Bothe S, Michels H. Psychisch krank und geistig behindert. Regionale Angebote für psychisch kranke Menschen mit geistiger Behinderung. Dortmund; modernes lernen 1993
  • 3 Gaedt C. Psychotherapie bei geistig Behinderten. Beiträge der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie. Vorträge anlässlich des 2. Neuerkeröder Forums. Neuerkerode; Eigenverlag 1987
  • 4 Grawe K. (Wie) kann Psychotherapie durch empirische Validierung wirksamer werden?.  Psychotherapeutenjournal. 2005;  4 (1) 4-11
  • 5 Häßler F, Buchmann J, Reis O. Psychopharmaka und Polypharmazie. Die Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung.  Nervenheilkunde. 2005;  9 811-818
  • 6 Häßler F, Tilch P, Buchmann J. Psychopharmakotherapie und andere therapeutische Konzepte in der Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung. In: Häßler F, Fegert JM (Hrsg) Moderne Behandlungskonzepte für Menschen mit geistiger Behinderung. Therapiekompendium für Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und Pflegekräfte. Stuttgart, New York; Schattauer 2000: 85-117
  • 7 Hennicke K. Die stationär-psychiatrische Versorgung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung - Ergebnisse einer bundesweiten Analyse. In: Seidel M (Hrsg) Die stationär-psychiatrische Versorgung von psychisch erkrankten Menschen mit geistiger Behinderung. Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB am 3.12.2004 in Kassel. Materialien der DGSGB. Band 10. Berlin; Eigenverlag 2005: 17-39
  • 8 Hennicke K. Psychopharmaka in Wohnstätten der Behindertenhilfe - Vermutungen über eine zunehmend unerträgliche Situation. In: Hennicke K (Hrsg) Psychopharmaka in der Behindertenhilfe - Fluch oder Segen? Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB am 9.11.2007 in Kassel. Materialien der DGSGB. Band 17. Berlin; Eigenverlag 2008: 4-22
  • 9 Hennicke K, Rotthaus W. Psychotherapie und Geistige Behinderung. Dortmund; modernes lernen 1993
  • 10 Irblich D, Stahl B. Menschen mit geistiger Behinderung: Psychologische Grundlagen, Konzepte und Tätigkeitsfelder. Göttingen; Hogrefe 2003
  • 11 Jantzen W. Geistig behinderte Menschen und gesellschaftliche Integration. Arbeiten zur Theorie und Praxis der Rehabilitation in Medizin, Psychologie und Sonderpädagogik. Bd. 23. Bern; Huber 1980
  • 12 Kobi E E. Grundfragen der Heilpädagogik. Eine Einführung in heilpädagogisches Denken. Bern, Stuttgart, Wien; Haupt 1993
  • 13 Leuner H. Persönliche Erinnerungen an meine großen Lehrer. Vortrag am 21. Januar 1994 auf der akademischen Feier in der Universität Göttingen anlässlich seines 75. Geburtstages.  In: Katathymer Bilderbote. 1995;  Heft 7
  • 14 Lotz W, Koch U, Stahl B. Psychotherapeutische Behandlung geistig behinderter Menschen. Bedarf, Rahmenbedingungen, Konzepte. Bern; Huber 1994
  • 15 Lotz W, Stahl B, Irblich D. Wege zur seelischen Gesundheit für Menschen mit geistiger Behinderung. Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung. Bern; Huber 1996
  • 16 Müller-Hohagen J. Psychotherapie mit behinderten Kindern. München; Kösel 1987
  • 17 Pörtner M. Ernstnehmen - Zutrauen - Verstehen. Personzentrierte Haltung im Umgang mit geistig behinderten und pflegebedürftigen Menschen. Stuttgart; Klett-Cotta 1996
  • 18 Prouty G, Pörtner M, van Werde D. Prä-Therapie. Stuttgart; Klett-Cotta 1998
  • 19 Sarimski K. Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung. Bd.4 Klinische Kinderpsychologie. Göttingen; Hogrefe 2001
  • 20 Schanze C. Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen. Stuttgart; Schattauer 2007
  • 21 Stellpflug M H, Berns I. Musterberufsordnung für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Text und Kommentierung. Heidelberg, München, Landsberg, Berlin; Psychotherapeutenverlag 2006
  • 22 Werther F. Warum finden Menschen mit geistiger Behinderung so schwer einen ambulanten Psychotherapieplatz? Überlegungen zu den Ursachen und Gedanken zur Überwindung der Misere.  Psychotherapeutenjournal. 2005;  4 (2) 116-122

Korrespondenzadresse:

Dipl.-Psych. Frauke Werther

Weskampstraße 25

26121 Oldenburg

Email: frauke.werther@t-online.de

    >