PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(2): 157-162
DOI: 10.1055/s-2008-1067403
Aus der Praxis

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Psychotherapie und Pharmakotherapie bei Menschen mit Intelligenzminderung

Christian  Schanze
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Publication Date:
03 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Über Jahrzehnte prägte die Polarisierung von Psychotherapie und Psychopharmakologie die Diskussion über geeignete Therapieverfahren bei psychischen Auffälligkeiten und psychischen Störungen[1]. Diese z. T. sehr ideologisch geführte Auseinandersetzung ist heute überwunden. Es gilt als „State of the Art”, dass beide Therapierichtungen sinnvoll vereint oder aufeinander abgestuft zum Wohl der Patienten zum Einsatz kommen können, sollen oder gar müssen. Dies gilt auch für den Bereich der Behandlung von Menschen mit Intelligenzminderung[2] und psychischen Störungen. In der konkreten Anwendung der beiden Therapieverfahren gilt es aber bei dieser Personengruppe sowohl in der Indikationsstellung als auch in der praktischen Umsetzung besondere Aspekte zu berücksichtigen. Außerdem spielen die unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie Antriebsstörungen und Beeinträchtigung der Kognition eine große Rolle.

1 Verhaltensauffälligkeit = Verhaltensstörung (veralteter Begriff); psychische Störung = psychische Erkrankung (veralteter Begriff).

2 Die Begriffe „Intelligenzminderung” und „geistige Behinderung” werden in diesem Artikel synonym verwendet.

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1 Verhaltensauffälligkeit = Verhaltensstörung (veralteter Begriff); psychische Störung = psychische Erkrankung (veralteter Begriff).

2 Die Begriffe „Intelligenzminderung” und „geistige Behinderung” werden in diesem Artikel synonym verwendet.

3 Bei ca. 40 - 60 % der Menschen mit Intelligenzminderung treten deutliche Verhaltensauffälligkeiten auf (Emerson et al. 1997).

4 Einsatz von Medikamenten außerhalb ihres eigentlichen Zulassungsbereichs. Der Arzt ist in so einem Fall dann rechtlich abgesichert, wenn es keine Behandlungsalternative gibt und nach dem wissenschaftlichen Stand begründete Aussichten bestehen, dass die Behandlung Erfolg versprechend ist.

Korrespondenzadresse:

Christian Schanze

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