Zusammenfassung
Die Wahrung der Würde schwer kranker und sterbender Menschen ist eine essenzielle
Grundforderung der palliativen Versorgung. Die Studie untersucht Einstellungen zu
den Themen Würde und würdevolle Versorgung bei 110 Studierenden der Medizin im vorklinischen
Semester (Teilnahmequote: 34,5 %), die einen anonymisierten Fragebogen mit 14 offenen
Fragen ausfüllten. Wertschätzung, Achtung, Unantastbarkeit, Individualität und Freiheit,
moralisches Handeln aber auch Leistung sind zentrale Aspekte, die von den Studierenden
mit dem Begriff Würde in Verbindung gebracht werden. 96 % der Studierenden glauben,
Einfluss auf das Würdegefühl von Patienten zu haben. Die am häufigsten genannten Aspekte
hinsichtlich der Stärkung des Würdegefühls sind die Achtung des Patienten als gleichgestellten
Menschen, das Respektieren seiner Bedürfnisse, ein freundlicher, verständnisvoller
und fürsorglicher Umgang, Aufmerksamkeit, Zuhören, sich Zeit nehmen, das Informieren
und Einbeziehen des Patienten bei Behandlungsentscheidungen, Hoffnung und Zuversicht
geben, Normalität und Selbstständigkeit wahren sowie die Integration ins alltägliche
Leben aufrechterhalten, soweit es möglich ist. Im Gegensatz dazu werden das Übergehen
und Nichtrespektieren des Patienten und seiner Bedürfnisse, ein abwertender, liebloser
Umgang, körperliche wie seelische Vernachlässigung, Arroganz, Unaufrichtigkeit und
Zeitmangel sowie das Behandeln des Patienten als Objekt und Krankheitsfall als Verhaltensweisen
genannt, die das Würdegefühl von Patienten schwächen. Kontrovers wird der Zusammenhang
zwischen Würde und einem lebenswerten Leben diskutiert. Die Ergebnisse der Studie
verdeutlichen, dass sich die Studierenden mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen,
und dass Menschenwürde nicht nur als eine abstrakte Idee, sondern eine reale Erfahrung
des menschlichen Lebens verstanden wird. Die Studie gibt wichtige Hinweise, die Auseinandersetzung
mit dem Thema Würde in der medizinischen Ausbildung stärker zu berücksichtigen.
Abstract
The preservation of dignity in terminally ill and dying patients are essential requirements
in palliative care. This study investigates attitudes towards dignity and dignified
care among 110 medical students during their pre-clinical semester, who anonymously
completed a questionnaire with 14 open-ended questions (response rate: 34.5 %). From
the students' perspectives, central aspects associated with the term dignity are appreciation,
respect, indefeasibility, individuality and freedom, ethical action as well as accomplishments.
96 % of the students assume that they can influence a patient's sense of dignity.
The most frequently specified aspects which strengthen the sense of dignity are the
respect of the patient as an equal human being, the respect of his / her needs, a
kind empathic and caring behavior, attention, listening and taking time, information
and shared decisions, the provision of hope and confidence as well as the maintenance
of normality, autonomy and the integration of the patient into the daily life as far
as possible. In contrast, ignorance, disrespect towards the patient and his / her
needs, a devaluative, unkind behavior, physical as well as psychological neglect,
arrogance, untruthfulness, lack of time and the treatment of the patient as an object
and case of illness are quoted as behaviour patterns which weaken the sense of dignity
in patients. The relationship between dignity and life worth living are discussed
controversially. The results of this survey show that students seriously deal with
this subject. Their understanding of human dignity is beyond an abstract idea but
a real experience of human life. The study points out the relevance of further consideration
and discussion of aspects of dignity within the medical training.
Schlüsselwörter
palliative Versorgung - Würde - Medizinstudenten
Key words
palliative care - dignity - medical students