Zusammenfassung
Bei 15 von 41 Patienten mit vermuteter oder gesicherter Neurosyphilis wurde mit einem
Radioimmunoassay basisches Myelinprotein (BMP) im Liquor nachgewiesen. Bei den parenchymatösen
Verlaufsformen (progressive Paralyse und Tabes dorsalis) hatten mehr als 50 % der
Erkrankten einen BMP-positiven Liquor, unabhängig vom Ausfall der immunologischen
Befunde und der früher durchgeführten Therapie. Der Liquor der Patienten mit meningovaskulärer
Neurosyphilis war meistens negativ, nur in zwei Fällen mit akuter Symptomatik war
basisches Myelinprotein nachweisbar. Bei einem dieser Patienten war 6 Monate nach
der Behandlung im Liquor kein basisches Myelinprotein mehr vorhanden. Das häufige
Auftreten von basischem Myelinprotein im Liquor bei parenchymatöser Neurosyphilis
kann als Hinweis auf ein Fortbestehen der demyelinisierenden Aktivität auch in solchen
Fällen angesehen werden, bei denen nach den immunologischen Befunden eine »Syphilis
satis curata« vorliegt.
Abstract
Myelin basic protein (MBP) was demonstrated in the CSF of 15 out of 41 patients with
assumed or ascertained neurosyphilis using a radio-immunoassay. In parenchymatous
syphilis (progressive paralysis, tabes dorsalis) more than 50 % of patients had MBP-positive
CSF independent of immunological findings and previous treatment. CSF of patients
with meningovascular neurosyphilis was mostly negative, only in 2 cases with acute
symptoms was MBP demonstrable. In one of these patients MBP was no longer demonstrable
in the CSF 6 months after treatment. The frequent occurrence of MBP in CSF in parenchymatous
neurosyphilis can be taken as evidence of persistence of demyelinising activity even
in cases where immunological findings point to »syphilis satis curata« (sufficiently
treated syphilis).