Ziele: Kinder mit leukopoetischen Erkrankungen erhalten oft eine Schädel-MRT zur Beurteilung
einer intrakraniellen Beteiligung. In den diffusionsgewichteten Sequenzen fielen dabei
Signalanhebungen im Knochenmark der Schädelkalotte auf. Lokalisierte Manifestationen
von Erkrankungen des leukopoetischen Systems weisen oft eine erhöhte Zelldichte auf,
so ist für zerebrale Lymphome eine Diffusionsrestriktion typisch. Ziel der Studie
war es, die Häufigkeit dieser Diffusionsveränderungen bei leukopoetischen Erkrankungen
zu bestimmen. Methode: Retrospektiv wurden MRT-Untersuchungen von 43 Kindern (1–24 Jahre, durchschnittlich
8,4 Jahre) mit einer Erkrankung des leukopoetischen Systems (8 Pat. mit AML, 1 Pat.
mit CML, 27 Pat. mit ALL, 7 Pat. mit Lymphom) evaluiert, welche in der Zeit vom 01.06.2005
bis 01.06.2007 eine MRT des Schädels inklusive diffusionsgewichteter Sequenz vor Therapie
erhalten hatten. 11 der Kinder erhielten eine Kontroll-Untersuchung nach Therapie.
Als Kontroll-Gruppe dienten 37 Kinder (1–20 Jahre, durchschnittlich 11,4 Jahre), welche
aus anderen Indikationen eine Schädel-MRT erhalten hatten (keine Kinder mit Malignomen/nach
Chemotherapie). Die Untersuchungen wurden an einem 1,5 T Gerät durchgeführt (Siemens
Symphony, Erlangen). Die Signalanhebung im Knochenmark der Schädelkalotte in der diffusionsgewichteten
Sequenz wurde beurteilt (deutliche/mäßige/geringe/keine Signalanhebung). Ergebnis: Von 43 untersuchten Kindern mit einer leukopoetischen Erkrankung konnte bei 18 (42%)
eine vermehrte Signalanhebung des Knochenmarks in der diffusionsgewichteten Sequenz
nachgewiesen werden (8/43 deutliche, 6/43mäßige, 4/43 diskrete, 25/43 keine Signalanhebung).
Nach Therapie konnte bei keinem (0%) Kind eine vermehrte Signalanhebung gezeigt werden,
bei 5 Kindern war vorhergehend eine Signalanhebung nachweisbar gewesen. In der gesunden
Kontrollgruppe hatten 5 (13,5%) Kinder eine vermehrte Signalanhebung des Knochenmarks.
Schlussfolgerung: Bei Kindern mit leukopoetischen Erkrankungen kann in der diffusionsgewichteten MRT
in 42% eine Signalanhebung im Knochenmark der Schädelkalotte nachgewiesen werden.
Der Befund ist in einer Kontroll-Gruppe mit Kindern ohne leukopoetische Erkrankung,
als auch bei erkrankten Kindern nach Therapie signifikant seltener.
Diffusionsrestriktionen im Knochenmark der Schädelkalotte bei Kindern mit leukopoetischen
Erkrankungen sind ein Hinweis auf eine erhöhte Zelldichte und vermutlich ein indirekter
Marker für einen Befall des Knochenmarks der Schädelkalotte.
Korrespondierender Autor: Ernst AS
Universitätskliniken Ulm, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie,
Steinhövelstr. 9, 89075 Ulm
E-Mail: Andrea.Ernst@uniklinik-ulm.de
diffusion - MRT - leukämie - lymphom - Knochenmark