Ein 80-jähriger Mann wurde wegen einer Pneumonie stationär aufgenommen. Vorbekannt
waren eine COPD mit dauerhafter oraler Steroidtherapie. Während eines vorausgegangenen
Krankenhausaufenthaltes wegen einer komplizierten Cholezystitis in einer auswärtigen
chirurgischen Klinik war eine heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT II) diagnostiziert
worden, ohne dass der Nachweis von Heparininduzierten Plättchenantikörpern (HIPA)
gelang. Wir leiteten eine kalkulierte antibiotische Therapie mit Piperacillin ein;
zusätzlich erfolgte eine Thromboseprophylaxe mit Argatroban. Dennoch entwickelte der
Patient eine Thrombozytenabfall von 250.000/µl auf 80.000/µl. Klinische Hinweise für
eine Thrombose ergaben sich nicht; HIPA konnten nicht nachgewiesen werden. Anamnestisch
konnte geklärt werden, dass im Rahmen der Cholezystitis ebenfalls Piperacillin erhalten
hatte. Wir verwarfen daher die Diagnose eines HIT II und stellten die Diagnose einer
Thrombozytopenie unter Piperacillin. Unter Umstellung der antibiotischen Therapie
auf Moxifloxazin normalisierten sich die Thrombozytenwerte zügig.
Thrombozytopenien unter Piperacillin treten selten auf und können wie in diesem Fall
dargestellt differentialdiagnostische Probleme aufwerfen.