Der künstliche Ersatz des Kniegelenkes hat sich nach dem
Hüftgelenkersatz ebenfalls zu einem erfolgreichen Standardverfahren
entwickelt. Da die Inzidenz der Gonarthrose die der Koxarthrose mit zunehmendem
Lebensalter deutlich übersteigt, ist mit weiter steigenden
Implantationszahlen von Knieendprothesen zu rechnen.
In der Routineversorgung werden heute im Wesentlichen
bikondyläre Oberflächenprothesen eingesetzt. Hiermit werden für
gemischte Indikationsgruppen von Patienten gute Behandlungsergebnisse mit einer
Standzeit der Prothese > 90 % im 10-Jahres-Zeitraum
erreicht. Daneben kommt für einen Teil der Patienten mit umschriebenem
Gelenkverschleiß (anteromedialer Arthrose) die Versorgung mit
unikondylären Schlittenprothesen infrage (Aldinger et al. 2004). Bei
Patienten mit hochgradigen Achsabweichungen und kontrakten Weichteilen kommen
teilgekoppelte oder gekoppelte Knieprothesen mit intramedullärer
Verankerung zum Einsatz.
Durch Anwendung von Navigationssystemen in der Knieendoprothetik
kann die Implantationsgenauigkeit der Endoprothesen für die frontale
Beinachse im Stand verbessert werden. Die Navigation wird vom
überwiegenden Teil der Hersteller als bildfreie Lösung mit
intraoperativer Registrierung der Landmarken und Ermittlung der notwendigen
Achsen realisiert. Der zusätzliche Zeitbedarf bei navigierten
Knieendoprothesenimplantationen beträgt zwischen 10 und 20 Minuten. Der
langfristige Effekt navigationsunterstützter Knieprothesenimplantationen
auf die Überlebensrate und das klinische Ergebnis ist Gegenstand der
klinischen Forschung (Lüring et al. 2005).
Durch Weiterentwicklungen der chirurgischen Techniken und Verwendung
von weniger invasiven Zugängen soll das chirurgische Ergebnis verbessert
und die Rehabilitationsphase verkürzt werden. Neben positiven Berichten
aus Fallserien zeigen die wenigen randomisierten Studien einen zeitlich
begrenzten positiven Effekt auf die Rehabilitation. Eine abschließende
Bewertung auf das langfristige Behandlungsergebnis muss mangels ausreichenden
Datenmaterials gegenwärtig ausbleiben.
Die wesentlichen Versagensursachen von Knieendoprothesen stellen die
Lockerung und der Polyethylenabrieb dar. Darüber hinaus spielen jedoch die
Instabilität, die periprothetische Infektion, die Arthrofibrose, das
Malalignement und periprothetische Frakturen eine relevante Rolle (Sharkey et
al. 2002). Damit sind die möglichen Versagensursachen breiter gestreut als
bei der Hüftendoprothetik und zeigen die notwendigen Entwicklungen
für die eingesetzten Materialien und operativen Techniken sowie bei der
Forschung der Erkrankungsverläufe an.
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Dr. med. Stephan Kirschner
Klinik und Poliklinik für
Orthopädie
Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus
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