Pneumologie 2009; 63 - A1
DOI: 10.1055/s-2009-1242141

Biochirurgie (Maden) als wesentlicher Bestandteil eines komplexen Wundmanagements bei einer posttuberkulösen Pleuraempyemhöhle

B Bis 1, St Münchow 1, A Rolle 1
  • 1Fachkrankenhaus Coswig, Abteilung für Thorax- und Gefäßchirurgie, Coswig (Sachsen)

Einleitung: Chronische spezifische und unspezifische Pleuraempyemhöhlen sind in letzten Jahren selten geworden, erfordern allerdings diffizile Behandlungsstrategien. Wir stellen den Einsatz von Fliegenlarven beim Debridement und der Säuberung einer stark verkalkten posttuberkulösen Empyemhöhle dar. Biochirurgie mit keimfreien, speziell gezüchteten Maden der Goldfliegenart Lucilia sericata wird als Reinigungsmethode von nekrotischem und infiziertem Gewebe in chronischen Wunden seit den frühen 1990ern beschrieben.

Methoden: Wir schildern erstmals den Einsatz in der Thoraxchirurgie bei einem 82 Jahre alten Patienten, bei dem vor 60 Jahren eine Pneumolysebehandlung mit Einlage einer Paraffinplombe wegen einer Lungentuberkulose durchgeführt wurde. Jetzt lag ein Empyema necessitatis mit Fistelungen in der linken Thoraxwand vor. Initial wurde ein Thorakostoma mit intraoperativem mechanischen Debridement durchgeführt. Trotz täglicher offener Wundbehandlung verblieben in der großen Höhle stark verkalkte und infizierte Schwarten. Zur Optimierung der Wundreinigung wurden dann Maden eingesetzt. Die „Biobags“ wurden direkt in das Thoraxfenster eingelegt, 24 stündlich beim Verbandswechsel auf Vitalität überprüft und neu platziert. Eine Madengeneration konnte durchschnittlich für 72 Stunden appliziert werden, insgesamt wurden 3 Zyklen dieser Behandlung nacheinander durchgeführt. Unmittelbar im Anschluss an diese Behandlung konnte das Thoraxfenster und die Höhle mit einer Musculus latissimus dorsi Lappenplastik vollständig verschlossen werden. Der postoperative Verlauf war bei Primärheilung unauffällig.

Ergebnisse und Diskussion: Im Vergleich zur wochenlangen, stagnierenden Verunreinigung der Höhle nach mechanischem Debridement kam es nach nur 3 Zyklen der biochirurgischen Wundreinigung zu einer raschen und exzellenten Säuberung der Empyemhöhle. Trotz anfänglicher ästhetischer Bedenken waren Patient und Therapeuten wegen der Effizienz und schmerzfreien Behandlung von dieser Form der Wundreinigung überzeugt. Der Einsatz von Fliegenlarven in der Thoraxchirurgie kann besonders für chronische, verkalkte und starre Empyemhöhlen empfohlen werden.