Tuberkulose-Reaktivierung in der Thoraxwand 57 Jahre nach operativer Kollapstherapie – differenzialdiagnostische und therapeutische Probleme

Die Vorstellung der 79-jährigen Patientin erfolgte im Juni 2007 unter dem Verdacht auf ein Thoraxwandsarkom. Anamnestisch eruierbar war eine Tuberkuloseerkrankung mit operativer Kollapstherapie (Plombierung mit Textilmaterial) 1950.

Während der chirurgischen Sanierung zeigte sich ein Thoraxwandabszess, der von dem infizierten Textilmaterial ausgegangen war. Es gelang ein mikrobiologischer Nachweis von Mycobacterium tuberculosis, worauf eine antituberkulöse 4-fach-Therapie mit INH, RMP, PZA und EMB durchgeführt wurde. Bei sekundärer Wundheilung konnte im September 2007 ein Thoraxwandverschluss mit einer Latissimus dorsi-Plastik erreicht werden. Postoperativ entwickelte sich jedoch eine schwere Wundinfektion mit erneuter Abszedierung und weiterhin Nachweis von Mycobacterium tuberculosis, welche lokal nach Anlage einer Redondrainage durch intensive Spültherapie behandelt wurde. Der Krankheitsverlauf wurde kompliziert durch ein temporäres Leber- und Nierenversagen mit Intensiv- und Dialysepflichtigkeit und notwendiger Pausierung der antituberkulösen Therapie, die nach Stabilisierung mit INH, RMP und PZA in adaptierter Dosis fortgesetzt wurde. Ab Mai 2008 erfolgte dann eine Erhaltungstherapie mit Rifampicin und INH, welche im weiteren Verlauf ohne relevante Nebenwirkungen, bei nun verschlossener Wunde, gut toleriert wurde.

An dem Fall werden die differenzialdiagnostischen Probleme bei spezifischen Weichteilinfektionen aufgezeigt. Weiterhin wird die Problematik der Sanierung einer TB-Infektion in einem Weichteilkompartiment mit artefiziellem Fremdmaterial diskutiert.