Zusammenfassung
Cystinurie wird durch einen Defekt bei der renalen Rückresorption der Aminosäuren
Cystin, Ornithin, Lysin und Arginin (COLA) im proximalen Nierentubulus verursacht.
Die geringe Löslichkeit von Cystin im leicht sauren Milieu führt zur Bildung von Kristallen
und Steinen im Urin. In der letzten Zeit gab es Fortschritte hinsichtlich Diagnostik
und Verständnis der Cystinurie bei unseren Haustieren. Bei Katzen sind beide Geschlechter
gleichermaßen von der Erkrankung betroffen, unabhängig vom Kastrationsstatus. Trotz
der relativen Seltenheit wurden bislang mehr Genmutationen bei Katzen als bei Hunden
entdeckt. In dieser Fallstudie wurde ein Wurf Siammischlingskatzen in Deutschland
klinisch auf Cystinurie untersucht und auf die bei Katzen bekannten Cystinurie-verursachenden
Mutationen getestet. Ein adulter, kastrierter Kater wies Cystinkristalle und eine
harnsteininduzierte Harnwegsobstruktion auf, die eine perineale Urethrostomie, Zystotomie
und medi zinische Behandlung erforderlich machten. Dieser Kater und ein männlich-kastriertes
Geschwistertier ohne klinische Anzeichen einer Harnwegserkrankung wurden im Nitroprussidtest
positiv auf Cystin getestet, hatten erhöhte COLA-Werte und waren homozygot für die
Punktmutation p.Val294Glu im SLC7A9-Gen, das die b0,+AT-Untereinheit für den b0,+-COLA-Transporter in der Niere kodiert. Ein weiteres männliches Geschwistertier zeigte
keine Cystinurie und wurde negativ auf die Mutation getestet. Die gleiche SLC7A9-Mutation ließ sich bereits bei jeweils einer Maine-Coon-, Sphinx- und Mittellanghaarkatze
in Nordamerika nachweisen, was auf einen gemeinsamen Vorfahren und eine weitere Verbreitung
schließen lässt. Das Screening auf diese Mutation stellt eine einfache und zuverlässige
Methode zur Untersuchung von Katzen auf Cystinurie dar und ermöglicht eine gezielte
Behandlung betroffener Tiere.
Schlüsselwörter
Katzen - Cystin - Urolithiasis - COLA - Tiopronin