Summary
Due to its excellent tolerability and low incidence of side effects, 131I therapy has been the treatment of choice for benign thyroid diseases for over 60
years. A potentially increased risk of malignancies due to this therapy is however
still subject of debate. Aim: To review the literature pertaining to 131I therapy of benign thyroid diseases in order to establish whether there is an increased
incidence of, or increased mortality due to malignancies of the thyroid or other organs.
Methods: In order to allow for sufficient long-term follow-up time after 131I therapy, only literature after 1990 was reviewed. Two criteria were applied to consider
an increased incidence of malignancies linked to 131I therapy: a) there should be a latency period of at least 5 years between 131I therapy and the observation of an increased risk b) an elevated risk should increase
with increasing radiation exposure. Results: A total of 7 studies reporting cancer incidence and / or mortality in 4 different
patient collectives spanning a total of 54 510 patients over an observation period
varying from 2-49 years were found. Although some studies detected a slightly increased
risk for malignancies of the thyroid or the digestive system, others did not find
these effects - while other studies even reported a slightly lower risk of malignant
(thyroid) disease after 131I therapy for benign thyroid diseases. Conclusion: As over 60 years of experience has thus far failed to produce conclusive evidence
to the contrary, it can be concluded that there is no increased risk of malignancies
after 131I therapy for benign thyroid disease.
Zusammenfassung
Wegen ihrer ausgezeichneten Verträglichkeit und der niedrigen Rate von Nebenwirkungen
ist die Radioiodtherapie (RIT) bereits seit über 60 Jahren die Therapie der Wahl bei
benignen Schilddrüsenerkrankungen. Es ist jedoch unklar, ob die RIT zu einem erhöhten
Risiko für das Auftreten maligner Folgeerkrankungen führt. Ziel: Anhand der vorhandenen Literatur zu prüfen, ob die RIT zu einer erhöhten Inzidenz
und/oder Mortalität bösartiger Folgeerkrankungen führt. Methode: Wir betrachteten lediglich Studien, die nach 1990 publiziert wurden, um eine ausreichende
Nachbeobachtungszeit nach der Radioiodtherapie zu gewährleisten und somit z. B. auch
das Risiko für ein strahleninduziertes Schilddrüsenkarzinom zuverlässig abschätzen
zu können. Zwei Kriterien wurden verwendet um einen möglichen Zusammenhang zwischen
RIT und „sekundärem“ Malignom als nachgewiesen anzusehen: a. zwischen Strahlenexposition
und Auftreten strahleninduzierter Malignome sollte eine Latenzzeit von mindestens
5 Jahren liegen und b. sollte ebenso eine Dosisabhängigkeit des Risikos dargestellt
werden können, wobei eine höhere absorbierte Strahlendosis mit einem höheren Risiko
einher gehen sollte. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 7 Studien mit Daten über die Krebs-Inzidenz und -Mortalität
in vier Patientenkollektiven von insgesamt 54 510 Patienten gefunden. Die Nachsorgedauer
variierte von 2 bis 49 Jahren. Obwohl einige Studien ein leicht erhöhtes Risiko für
Schilddrüsenmalignome oder Neoplasien des Magen-Darm-Traktes aufwiesen, konnten diese
Effekte in andere Studien nicht reproduziert werden - weitere Untersuchungen berichteten
sogar über ein leicht erniedrigtes Risiko für maligne Schilddrüsenerkrankungen nach
RIT wegen benigner Veränderungen. Schlussfolgerung: Obwohl die 131I-Behandlung bereits seit mehr als 60 Jahren eine etablierte Therapiemodalität für
benigne Schilddrüsenerkrankungen darstellt und millionenfach durchgeführt wurde, finden
sich in der Literatur keine eindeutigen Hinweise für eine erhöhte Inzidenz von oder
Mortalität aufgrund von malignen Erkrankungen - weder von der Schilddrüse - noch von
anderen Organen ausgehend.
Keywords
131I treatment - benign thyroid disease - malignancy - incidence
Schlüsselwörter
131I-Behandlung - gutartige Schilddrüsenerkrankung - Malignität - Inzidenz