Erfahrungsheilkunde 2018; 67(02): 69
DOI: 10.1055/a-0573-1655
Editorial
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„Nur wer einmal gebrannt hat, kann ausbrennen!“

(Autor unbekannt)
Volker Schmiedel
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Publication Date:
19 April 2018 (online)

An diesem Zitat kommt man nicht vorbei, wenn man sich mit dem Thema Erschöpfung/Burnout befasst. Es ist ebenso bekannt – wie es falsch ist! Wir wissen heute, dass es Menschen gibt, die nicht über die Maßen gearbeitet haben oder unter besonderem Druck von außen standen und trotzdem in einen Burnout gerutscht sind. Und es gibt Sportler, die jahrelang hart trainiert und geradezu unmenschliche körperliche und mentale Anstrengungen auf sich genommen haben, es gibt Autoren, die neben ihrer normalen Tätigkeit wochenlang nachts an ihren Büchern gearbeitet haben, und es gibt Start-up-Unternehmer, die jahrelang kaum Urlaub oder Freizeit bei einer 70-Stundenwoche hatten – und nicht in den Burnout gekommen sind.

Eine Erklärung liefert uns das ERI-Konzept des Medizinsoziologen Prof. Johannes Siegrist. ERI steht dabei für Efford Reward Imbalance. Solange ich für meine Anstrengungen eine entsprechende Belohnung erhalte – das können die Meisterschaft für den Sportler, der fertiggestellte Roman für den Schriftsteller oder die wachsenden Umsätze für den Unternehmer sein –, ist die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Burnouts gering, obwohl all diese Menschen für ihre Ambitionen brennen – oder vielleicht sogar deswegen. Bekomme ich aber keine oder kaum eine Belohnung für meine Anstrengungen, so kann auch der Hauptschullehrer oder die Altenpflegerin – beides wichtige Berufe, aber ohne entsprechende materielle und immaterielle Anerkennung – auch bei normaler Arbeitszeit Dienst nach Vorschrift machen und „ohne Brennen“ in einen Burnout kommen.

Burnout ist eine komplexe Erkrankung, die deshalb auch ganzheitlich unter Berücksichtigung vieler Aspekte betrachtet und behandelt werden sollte. Dem wollen wir in dieser Ausgabe Rechnung tragen. Adaptogene wie die Arktische Rosenwurz oder die Sibirische Taigawurzel schützen bei starken physischen oder mentalen Belastungen. Hier wollen wir aber etwas über den „alten“ und trotzdem immer noch aktuellen Ginseng erfahren.

Der Wert von Entspannungsverfahren/Meditationen bei Burnout ist unbestritten. Hier lernen wir den Stellenwert von Yoga zur Prävention und Therapie des Burnouts kennen.

Wie sieht das praktische Vorgehen in einem ganzheitlichen Therapiekonzept konkret aus? Dies wollen wir uns im Beitrag einer Praktikerin anschauen.

Ayurveda ist eines der ältesten ganzheitlichen Medizinsysteme. Hier sehen wir, wie Ayurveda Erschöpfungszustände diagnostiziert und therapiert.

Die Versorgung mit den richtigen Nährstoffen, also die Orthomolekulare Therapie ist eine Grundvoraussetzung für eine gute Energiebereitstellung, ohne die wir rasch in die Erschöpfung geraten.

Schließlich erfahren wir auch, welche Substanzen speziell bei körperlichen Belastungen, sprich beim Sport, von entscheidender Bedeutung sind.

Wir hoffen, in dieser Ausgabe der Erfahrungsheilkunde eine bunte Mischung wichtiger Therapien zur Vorbeugung und Behandlung von Burnout gefunden zu haben und wünschen Ihnen viel Energie – nicht nur beim Lesen dieser Ausgabe. Einen wichtigen Hinweis zur Burnoutprophylaxe finden Sie noch am Ende dieses Editorials – zur Nachahmung empfohlen.

Herzlichst Ihr
Dr. Volker Schmiedel

„Arbeite klug, nicht hart.“

Dr. Gregory House, fiktiver Arzt der gleichnamigen US-amerikanischen Fernsehserie