Schreuder A.
et al.
Lung cancer risk to personalize annual and biennial follow-up computed tomography
screening.
Thorax 2018;
DOI:
10.1136/thoraxjnl-2017-211107
Gegenstand dieser Studie, die im Rahmen des National Lung Screening Trials (2002 – 2010)
stattfand, war die Entwicklung statistischer Modelle zur Bestimmung optimaler Screening-Intervalle
für die Früherkennung von Bronchialkarzinomen. Als Hintergrund beschreiben Schreuder
und Team die teils beliebig fixen Intervalle in klinischen Studien zum CT-Screening
von 1 oder 2 Jahren. Sollten so kurze Zeitabstände überflüssig sein, könnten durch
eine Verlängerung Kosten und Strahlenbelastung reduziert werden.
Um anhand verschiedener Modellrechnungen zu bestimmen, ob eine jährliche Untersuchung
zur Früherkennung wirklich zwingend ist, griffen die Forscher auf die Befunde von
24 542 Teilnehmern zurück, die im jährlichen Abstand einen CT-Scan des Thorax erhielten.
Jeder Proband wurde dabei dreimal gescannt (T0, T1, T2). Technische und klinische
Größen dieser Untersuchungen bildeten neben soziodemografischen Charakteristika und
Angaben zum Nikotinkonsum die Grundlage für 5 verschiedene statistische Modelle, bei
denen jeweils verschiedene Faktoren die Wahrscheinlichkeit eines positiven Scans vorhersagen
sollten. Dazu betrachteten Schreuder und Team alle Krebsdiagnosen ab dem Zeitpunkt
T1, also dem zweiten Scan.
Geeignete Probanden mussten folgende Einschlusskriterien erfüllen:
-
Alter zwischen 55 und 74 Jahren,
-
eine Raucheranamnese mit mindestens 30 pack years,
-
maximale Nikotinabstinenz von 15 Jahren.
Primäre Endpunkte waren die krebsassoziierte Mortalität (Brochialkarzinom) sowie die
Gesamtmortalität.
Zweijährliches CT oft ausreichend
24 542 Probanden erfüllten die Einschlusskriterien, bei 174 (0,7 %) von ihnen wurde
innerhalb eines Jahres nach dem zweiten CT-Scan (T1) ein Bronchialkarzinom diagnostiziert.
Patienteneigenschaften und Scan-Parameter konnten in allen Modellrechnungen am besten
die Wahrscheinlichkeit für eine positive Krebsdiagnose vorhersagen. Darunter waren
die Faktoren Alter, Dauer des Nikotinabusus, Anzahl der pack years sowie Größe und
Art benigner Noduli im Scan hoch signifikant.
Ein polynominales Modell, was nahezu alle Parameter umfasste, machte die besten Vorhersagen.
Je nach individuellem Risikoprofil ergaben die Analysen, dass für viele Probanden
ein zweijährliches Screening völlig ausreichend sei, ohne gleichzeitig die Anzahl
unentdeckter Tumore wesentlich zu erhöhen. Schreuder und sein Team sprechen sich daher
in ihrer Diskussion für eine individuelle Anpassung der Intervalle an das jeweilige
Risikoprofil des Patienten aus.
Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Bronchialkarzinom ist das CT-Screening dem
klassischen Röntgenthorax überlegen. Je nach individuellem Profil scheint allerdings
nicht jeder von einer jährlichen Untersuchung zu profitieren. Die Autorinnen und Autoren
plädieren daher für eine risikoabhängige Personalisierung der CT-Screeningintervalle.
Kosten, Strahlendosis und Arbeitsbelastung der Radiologen könnten somit deutlich reduziert
werden.
Dipl.-Psych. Annika Simon, Hannover