Thomalla G.
et al.
MRI-Guided Thrombolysis for Stroke with Unknown Time of Onset.
NEJM 2018 doi:10.1056/NEJMoa1804355
Eine von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitete
Studie („WAKE-UP“) hat erstmals gezeigt, dass auch Patienten, die im Schlaf einen
Schlaganfall erleiden und die Symptome erst nach dem Aufwachen am nächsten Morgen
feststellen, von einer Thrombolyse profitieren können. Die Wiedereröffnung des verstopften
Blutgefäßes im Gehirn durch ein Medikament ist bisher nur möglich, wenn der Symptombeginn
bekannt ist und nicht länger als 4,5h zurückliegt. In der WAKE-UP-Studie gelang es
nun erstmals, mittels MRT-Diagnostik geeignete Patienten für die Thrombolyse auszuwählen,
auch ohne den Zeitpunkt des Schlaganfalls zu kennen.
Bei ihnen traten geringere neurologische Symptome oder Behinderungen auf als bei anderen
Patienten. Das positive Ergebnis der Studie sei ein großer Schritt zur weiteren Verbesserung
der Behandlung von Schlaganfallpatienten, da die Studie die Möglichkeit eröffnet,
eine große Zahl von Patienten mit einer Thrombolyse zu behandeln, die bisher davon
grundsätzlich ausgeschlossen waren, so Prof. Dr. Götz Thomalla. Die Behandlung auf
Basis der MRT-Bildgebung ohne Wissen um den Zeitpunkt des Symptombeginns stelle einen
Paradigmenwechsel für die Thrombolyse beim Schlaganfall dar. Auf der Basis der Studienergebnisse
wird man nach Einschätzung der Wissenschaftler in Zukunft bei vielen Schlaganfallpatienten
eine bleibende Behinderung abwenden können.
Bei rund 20 % Prozent aller Patienten mit akutem Schlaganfall ist der genaue Zeitpunkt
des Symptombeginns unbekannt. Diese große Gruppe von Patienten kam bislang allein
aufgrund des fehlenden Wissens um das Zeitfenster für eine Thrombolyse nicht in Frage.
Mit MRT geeignete Patienten für Thrombolyse identifizieren
In die WAKE-UP-Studie wurden Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall und unbekanntem
Zeitpunkt des Symptombeginns im Alter von 18-80 Jahren eingeschlossen. Die Auswahl
der Patienten für die Behandlung erfolgte mittels Magnetresonanztomografie (MRT).
Verwendet wurden 2 spezielle Untersuchungssequenzen, die diffusiongewichtete Bildgebung
(Diffusion Weighted Imaging, DWI) und die „Fluid-Attenuated Inversion Recovery“-Bildgebung
(FLAIR). Aus früheren Untersuchungen war bekannt: Zeigt sich im DWI eine akute Schlaganfall-Schädigung,
im FLAIR jedoch nicht eindeutig („DWI-Flair-Mismatch“), dann befindet sich der Patient
mit großer Sicherheit noch in einem Zeitfenster, in dem die Thrombolyse effektiv und
sicher angewandt werden kann.
In der WAKE-UP-Studie wurden 503 solcher Patienten behandelt – entweder mit dem Wirkstoff
Alteplase oder einem Plazebo. Nach 90 Tagen war das klinische Ergebnis in der mit
Alteplase behandelten Gruppe signifikant besser als in der Plazebogruppe, erklären
die Forscher.
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So erreichten 53,3 % der mittels Thrombolyse behandelten Patienten ein sehr gutes
klinisches Ergebnis,
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dagegen nur 41,8 % der Plazebogruppe.
Patienten in der Alteplasegruppe hatten eine um 62 % höhere Chance, 3 Monate nach
dem Schlaganfall geringere neurologische Symptome oder Behinderungen zu haben als
die Patienten der Plazebogruppe. Auch in der Selbsteinschätzung hinsichtlich Gesundheitszustand
und Lebensqualität nach 3 Monaten hatten die Patienten in der Alteplasegruppe signifikant
profitiert.
Nach einer Mitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf