Wong ITY.
et al.
Sleep Disturbance in Psoriatic Disease: Prevalence and Associated Factors.
J Rheumatol 2017;
44: 1369-1374
Es gibt aber bislang kaum Daten dazu, wie sich eine Psoriasis auf die Schlafqualität
auswirkt und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen könnten. Das haben nun Wong
et al. untersucht. Die Mediziner aus Kanada haben dazu Patienten mit Psoriasiserkrankungen,
die in Programmen eines Zentrums in Toronto behandelt wurden, zwischen Juni und August
2015 in eine Querschnittstudie aufgenommen. Einbezogen wurden
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113 Patienten mit Psoriasisarthritis (Gruppe 1)
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62 Patienten mit ausschließlicher Hautmanifestation der Psoriasis (Gruppe 2) und
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50 gesunde Kontrollprobanden (Gruppe 3).
Zur Beurteilung der Schlafqualität zogen die Wissenschaftler den Pittsburgh Sleep
Quality Index (PSQI) heran. Der PSQI umfasst 7 Dimensionen des Schlafs mit insgesamt
19 Fragen, bspw. zu Schlafdauer, Dauer bis zum Einschlafen, nächtlichem Aufwachen,
Tagesmüdigkeit und subjektiver Schlafqualität in den zurückliegenden 30 Tagen. Die
erreichbaren Punktwerte liegen zwischen 0 (optimaler Schlaf) und 30 (massive Schlafstörungen);
bei einem Wert > 5 wird eine schlechte Schlafqualität diagnostiziert. Darüber hinaus
füllten die Studienteilnehmer eine Reihe weiterer Fragebogen aus. Darunter waren
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der Health Assessment Questionnaire (HAQ), der das Ausmaß der Beeinträchtigung bei
Alltagsaktivitäten sowie krankheitsspezifischer Schmerzen und Steifigkeit bewertet,
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die Medical Outcomes Study Short Form 36 (SF-36) als krankheitsunspezifisches Instrument
zur Beurteilung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität,
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der Functional Assessment of Chronic Illness Therapy-Fatigue (FACIT-Fatigue), der
das Ausmaß einer eventuell begleitenden Fatigue auf Alltagsaktivitäten beurteilt,
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der Dermatology Life Quality Index (DLQI), der die Auswirkung einer Hauterkrankung
auf die Lebensqualität beurteilt,
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der EQ-5 D, in dem der subjektive Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene Lebensqualität
für 5 Dimensionen bewertet wird, und
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das Patient‘s Global Assessment (PtGA), mit dem Patienten eine Gesamteinschätzung
ihres Gesundheitszustand geben.
Darüber hinaus erfolgten bei den Patienten krankheitsspezifische Untersuchungen wie
die Beurteilung des Hautbilds anhand des Psoriasis Area and Severity Index (PASI)
und die Erhebung der Anzahl der geschwollenen, schmerzhaften und deformierten Gelenke
(bei Psoriasisarthritis).
Als primäres Outcome beurteilten die Wissenschaftler die Häufigkeit von Schlafstörungen
in den 3 Gruppen. Im nächsten Schritt suchten sie dann nach Faktoren, die unabhängig
mit diesen Störungen verbunden waren.
Die Auswertung ergab eine schlechte Schlafqualität anhand des PSQI bei
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84,1 % der Patienten mit Psoriasisarthritis,
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69,4 % der Patienten mit reiner Hautpsoriasis und
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50 % der Kontrollprobanden.
Insgesamt waren die PSQI-Punktwerte in beiden Patientengruppen höher als bei den Gesunden
und bei Patienten mit Psoriasisarthritis höher als bei Patienten mit ausschließlich
kutaner Psoriasis. In der multivariaten Analyse erwiesen sich für alle Psoriasispatienten
(Gruppe 1 und Gruppe 2) als signifikant mit schlechtem Schlaf verbunden:
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Art der Erkrankung (kutane Psoriasis vs. Psoriasisarthritis),
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Geschlecht,
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Ergebnisse im EQ-D5 insgesamt und in der Dimension „Angst“ sowie
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Ergebnisse im FACIT-Fatigue
Wurde die Auswertung auf Patienten mit Psoriasisarthritis beschränkt, so war nach
Korrektur für Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index die Anzahl der entzündlich veränderten
Gelenke der einzige signifikante Prädiktor einer schlechten Schlafqualität. Für Patienten
mit ausschließlich kutaner Psoriasis ließen sich keine relevanten Risikofaktoren ermitteln.
Bei Patienten mit Psoriasis und vor allem mit Psoriasisarthritis besteht eine hohe
Prävalenz von Schlafstörung, so die Autoren. Allerdings war der Anteil Betroffener
auch in der Kontrollgruppe unerwartet hoch. Behandelnde Allgemeinmediziner, Rheumatologen
und Dermatologen sollten sich dieser Ergebnisse bewusst sein und Interventionen zur
Verbesserung der Schlafqualität mit ihren Patienten besprechen. Außerdem wären Longitudinalstudien
zur Veränderung der Schlafqualität im Verlauf sinnvoll.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim