Sotello D.
et al.
Nontuberculous Mycobacterial Infections of the Upper Extremity: 15-Year Experience
at a Tertiary Care Medical Center.
J Hand Surg Am 2018;
43: 387.e1-387.e8
In ihre retrospektive Analyse schlossen die Autorinnen und Autoren alle Patienten
mit der Diagnose nichttuberkulöse, mykobakterielle Infektion (NTMI) der oberen Extremität
von Dezember 2000 bis zum Dezember 2015 ein. Erfasst wurden demografische Merkmale,
Verzögerungen der Diagnose, Risikoexposition, Bekanntheit von Verletzung und Trauma,
klinisches Erscheinungsbild, Lage der NTMI, diagnostische Testung, rheumatoide Erkrankungen
in der Anamnese, Behandlungsregime und Behandlungsergebnisse. Diese Parameter wurden
zwischen immunkompetenten und immungeschwächten Patienten verglichen.
Im Untersuchungszeitraum wurden 44 Patientinnen und Patienten mit der Diagnose NTMI
der oberen Extremität identifiziert. Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre. Der Anteil
der männlichen Patienten lag bei 61 %. Im Mittel betrug die Zeitspanne zwischen Auftreten
der Symptome und Diagnosestellung 4 Monate und die Nachbeobachtungszeit betrug 30
Monate. Von den insgesamt 44 Patientinnen und Patienten waren 20 immungeschwächt.
Im Vergleich zu den immunkompetenten Patienten hatten die immungeschwächten Patienten
weniger lokale Steroidinjektionen, weniger Verletzungen oder Traumata und hatten häufiger
rheumatologische Erkrankungen. Alle 44 Patienten waren jeweils nur mit einer Spezies
infiziert. Die häufigste Form war dabei Mycobacterium chelonae-abscessus, gefolgt
von M. marinum und Mycobacterium avium-intracellulare.
Ein signifikanter Unterschied bestand in den ausgewählten Behandlungsschemata für
immunkompetente und immungeschwächte Patienten. Während die immunkompetenten Patientinnen
und Patienten häufiger mit Antibiotika und auch operativ behandelt wurden (88 % vs.
50 %), wurden immungeschwächte Patienten häufiger nur mit Antibiotika behandelt (45 %
vs. 4 %).
Insgesamt kam es in der gesamten Studienkohorte in 24 % der Fälle zu einem Therapieversagen
und 4 der Patienten (9 %) verstarben. Die Ergebnisse zwischen immunkompetenten und
immungeschwächten Patienten fielen vergleichsweise ähnlich aus. Dies galt auch für
den Vergleich von Patienten mit Antibiotikabehandlung und Operation sowie die Patienten
mit alleiniger Antibiotikatherapie. Die Wahrscheinlichkeit eines Therapieversagens
war signifikant größer bei einer großen Zeitspanne zwischen Auftreten der Symptome
und Diagnosestellung. Dieser Zusammenhang bestand nicht bei den aufgetretenen Todesfällen.
Die Auswertung zeigt, dass die NTMI-Diagnose häufig aufgrund eines indolenten Krankheitsbildes
und eines fehlenden klinischen Verdachts verzögert wird. Krankheitsbild, verzögerte
Diagnosestellung und Testung sind bei immunkompetenten und immungeschwächten Patienten
vergleichbar. Obwohl die Behandlung zwischen den Patientengruppen unterschiedlich
ausfiel, waren die Ergebnisse vergleichbar. Eine rechtzeitige Diagnose beeinflusst
das Ergebnis dabei am deutlichsten, so das Autorenteam.
Richard Kessing, Zeiskam