Franklin D.
et al.
A randomized trial of high-flow oxygen therapy in infants with bronchiolitis.
New Engl J Med 2018;
378: 1121-1131
Pathophysiologisch entscheidend für die schwere Bronchiolitis ist eine Entzündung
der Bronchiolen mit dadurch bedingter Hypoxämie, Hyperkapnie und erschwerter Atemarbeit.
Therapeutisch wirksam ist daher eine Beatmung mit positivem Druck, allerdings erfordert
eine Beatmung mittels CPAP (continuous positive airway pressure) eine intensivmedizinische
Betreuung. Ein gewisses Maß an positivem Druck bietet jedoch auch die High-Flow-Sauerstofftherapie,
bei der feuchte und angewärmte Luft mit Sauerstoff angereichert und über eine Nasenbrille
verabreicht wird. Einigen Studien zufolge erleichtert dies die Atemarbeit, verbessert
die Sauerstoffversorgung und verringert die Rate an Intubationen. Die Autoren verglichen
hier den Effekt einer High-Flow-Sauerstofftherapie und der üblichen Sauerstoffgabe
bei Bronchiolitis. An dieser Studie nahmen Säuglinge im ersten Lebensjahr teil, die
an einer von 17 Kliniken mit klinischen Symptomen einer Bronchiolitis und Sauerstoffbedarf
aufgenommen wurden. Ausgeschlossen wurden Säuglinge, die sofort intubiert werden mussten,
sowie Patienten mit bestimmten Begleiterkrankungen oder solche, die bereits eine Sauerstofftherapie
zu Hause benötigten. Nach der Randomisierung erhielt eine Hälfte der Kinder eine High-Flow-Sauerstofftherapie
mit angefeuchtetem, erwärmtem Gas in einer Rate von 2 l/kg Körpergewicht pro Minute
über eine Nasenbrille, die anderen wurden wie sonst üblich mit Sauerstoff versorgt
(maximal 2 l/min). Ziel war eine Sauerstoffsättigung von mindestens 92 % (bis 98 %).
Als primärer Endpunkt galt die Notwendigkeit einer intensivierten Therapie aufgrund
Versagens der ersten Behandlung. Dies trat per Definition ein, wenn mindestens 3 dieser
4 Kriterien zutrafen: persistierende Tachykardie, Tachypnoe, Hypoxämie oder andere
Frühwarnsymptome, die dem jeweiligen standardisierten Vorgehen der Klinik entsprachen.
Laut Protokoll durften die behandelnden Ärzte die Therapie auch eskalieren, wenn sie
aus anderen Gründen die jeweilige Sauerstoffgabe für unzureichend hielten.
Von insgesamt 1472 Patienten musste die Therapie bei 12 % unter High-Flow-Sauerstoffgabe
versus 23 % der Kontrollgruppe intensiviert werden. Daraus ergab sich eine Risikodifferenz
von 11 Prozentpunkten (95 % Konfidenzintervall −15 bis −7; p < 0,001). Bei den sekundären
Endpunkten Dauer des Klinikaufenthalts oder Dauer der Sauerstoffgabe zeigten sich
keine Unterschiede. In jeder Gruppe erlitt ein Säugling einen Pneumothorax. Von den
167 Säuglingen, bei denen die Standardtherapie nicht erfolgreich war, sprachen 102
(61 %) auf die High-Flow-Sauerstofftherapie an. Diejenigen, die nicht auf die High-Flow-Therapie
ansprachen, wurden direkt auf die Intensivstation verlegt. Es mussten < 1 % aller
Kinder intubiert werden.
Bei der Therapie von Säuglingen mit Bronchiolitis außerhalb der Intensivstation war
die High-Flow-Sauerstofftherapie effektiver als die übliche Sauerstoffgabe: Es mussten
deutlich weniger Patienten auf eine intensivere Therapie umsteigen. Einschränkend
geben die Autoren an, dass sie die Art der Sauerstoffgabe nicht verblinden konnten.
Um einen Bias möglichst gering zu halten, wurden Kriterien für eine Intensivierung
der Therapie vorab definiert.
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen