Prof. Dr. med. Hansotto Zaun. (Foto: Susanne Stucky)
Wenige Tage vor seinem 88. Geburtstag verstarb in seiner Wahlheimat Bremen Professor
Dr. med. Hansotto Zaun (1930 – 2018), von 1980 – 1996 Direktor der Universitäts-Hautklinik
Homburg/Saar.
Hansotto Zaun begann 1958 seine dermatologische Ausbildung als Medizinalassistent
an der Göttinger Hautklinik. Von 1960 – 1962 war er wissenschaftlicher Assistent bei
Professor Braun-Falco in Marburg, danach bei Professor Fritz Nödl in der Universitäts-Hautklinik
Homburg/Saar. Hier habilitierte er sich 1967 für Dermatologie und Venerologie mit
einer Arbeit über „Pathologische Reaktionen am Haarfollikel“, die mit dem Hans-Schwarzkopf-Forschungspreis
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ausgezeichnet wurde und viele Jahre lang
die Basis trichologischer Untersuchungen lieferte. Noch im Jahr der Habilitation wurde
er zum Oberarzt ernannt, 1969 zum wissenschaftlichen Rat, 1971 zum außerplanmäßigen
Professor. Auch nach der Habilitation blieben Physiologie und Pathologie der Haare
und der Nägel seine wissenschaftlichen Schwerpunkte, ergänzt um dermatologische Endokrinologie
und um Hautveränderungen bei Erkrankungen innerer Organe. Auf diesen Gebieten publizierte
er mehr als 200 Zeitschriftenbeiträge, mehrere Handbuchkapitel sowie Monografien;
sein großes klinisches Wissen teilte er in über 250 Vorträgen mit Kolleginnen und
Kollegen. Im Jahr 1974 wurde Hansotto Zaun Leitender Arzt der Hautklinik des Städtischen
Krankenhauses Reinkenheide Bremerhaven, bei der es sich aber eher um eine Beratungsstelle
für Geschlechtskranke als um eine Hautklinik handelte. Innerhalb von 6 Jahren gelang
es ihm, in Bremerhaven eine richtige Hautklinik zu etablieren, nicht zuletzt aufgrund
seiner Fähigkeit zur kollegialen Zusammenarbeit frei von Prestigedenken.
Im Herbst 1980 kehrte er nach Homburg/Saar zurück und übernahm das Ordinariat von
seinem früheren Chef Fritz Nödl. Bei seiner Emeritierung 1996 übergab er eine große,
gut aufgestellte Hautklinik an seinen Nachfolger Professor Wolfgang Tilgen. Auch in
den universitären Gremien war Hansotto Zaun präsent, so von 1994 – 1996 als Dekan
der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes.
Auch nach seiner Emeritierung war Hansotto Zaun weiter für die Dermatologie aktiv,
so als Gutachter wissenschaftlicher Zeitschriften und als Mitherausgeber der Zeitschrift
„Aktuelle Dermatologie“, die von allem Anfang auch sein „Kind“ war. Sehr viel Freude
bereitete ihm auch der Erfolg seines praxisorientierten Buches „Krankhafte Veränderungen
des Nagels“, das bis 2014 nicht weniger als 10 Auflagen erlebte, die letzten drei
zusammen mit seiner Schülerin Dr. Dorothee Dill. Kurz nach Zauns 75. Geburtstag ging
mit der Publikation des Buches „Haarprobleme. Diagnostik und Bewertung von Haarwuchsstörungen
in der Praxis“ ein weiterer, lang gehegter Wunsch, in Erfüllung.Hansotto Zaun war,
vielleicht auch durch seine Tätigkeit als Chefarzt in Bremerhaven geprägt, anders
als viele Zeitgenossen unprätentiös, seine Klinik von einer flachen Hierarchie gekennzeichnet.
Es machte ausgesprochen Spaß, bei und mit ihm zu arbeiten, umso mehr, als dieses kollegiale
Miteinander die ganze Medizinische Fakultät in Homburg auszeichnete. In der ihm eigenen,
bescheidenen Art pflegte er einen Führungsstil, der geprägt war von Vertrauen in alle
Mitarbeiter, von der Anerkennung individueller Talente und, hier war er seiner Zeit
voraus, von der Möglichkeit der Teilzeittätigkeit für Ärztinnen mit Familie. Ihm war
es wichtig, dass die zahlreichen Ärztinnen und Ärzte, die bei ihm ausgebildet wurden,
mit einem fundierten klinischen Wissen in die Selbständigkeit entlassen wurden, oft
in das Saarland und die angrenzende Pfalz.
Nach seiner Emeritierung war er häufig in seiner Wahlheimat Bremen und bereiste, zusammen
mit seiner Ehefrau Hildegard, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie, die Welt. Oft
radelten die beiden mit Freunden durch Deutschland. Als profilierter und kenntnisreicher
Sammler von dermatologischen Ex Libris organisierte Hansotto Zaun mehrere bemerkenswerte
Ausstellungen und teilte seine Begeisterung für diese Miniaturen mit Gleichgesinnten.
Obwohl nicht selbst tänzerisch aktiv, war er von Ballett und Tanz begeistert und besuchte,
wann immer möglich, die Ballett-Inszenierungen von Pina Bausch in seiner Geburtsstadt
Wuppertal und die Auftritte der Formationen des Bremer Tanzclubs Grün-Gold bei nationalen
und internationalen Wettbewerben. Bis kurz vor seiner schweren Erkrankung nahm er
Anteil an der Karriere und am persönlichen Wohlergehen seiner ehemaligen Schülerinnen
und Schüler. Diese schätzen sich deshalb bei der stimmungsvollen Trauerfeier glücklich,
in Hansotto Zaun einen besonderen Hochschullehrer als Mentor und väterlichen Freund
gehabt zu haben. In dem Wissen, dass der Tod für Hanno, wie ihn seine Freunde nannten,
eine Erlösung gewesen ist, trauern wir mit seiner Ehefrau Hildegard, seiner Tochter,
seinen Söhnen und zwei Enkelkindern um ihn und bewahren sein Andenken.
Dr. med. Dorothee Dill (Lüdenscheid)
Prof. Dr. med. Friedrich A. Bahmer (Münster)