Therapie und Komplikationen
            Präinterventionelle Therapie
            
            Jede neu diagnostizierte SAB sollte zunächst auf einer Intensivstation mit neurologisch / neurochirurgischer
               Expertise behandelt werden – zumindest bis eine Blutungsquelle ausgeschlossen wurde.
               Ist der Patient wach, sind Katheteranlagen vor Versorgung einer Blutungsquelle zu
               vermeiden, um Stressphasen zu minimieren. Zielwert für den systolischen Blutdruck
               sind moderate 160 mmHg. Gleichzeitig muss der zerebrale Perfusionsdruck aufrechterhalten
               werden, sodass der mittlere arterielle Druck (MAD) 60–70 mmHg nicht unterschreiten
               sollte. Eine hinreichende Analgesie ist wichtig. Vorrangig sind potente Analgetika
               wie beispielsweise Metamizol oder Morphine (z. B. MSI s. c. oder i. v.) zu wählen,
               die parenteral verabreicht werden. Vor Diagnostik und eventueller Versorgung der Blutungsquelle
               muss der Patient nüchtern bleiben. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten
               [2].
            
               
               
                  
                     Es ist auf eine hinreichende zerebrale Perfusion und eine ausreichende Analgesie vor
                        Versorgung der Blutungsquelle zu achten.
                   
                
             
            
            Initiale Begleitkomplikationen
            
            Hydrozephalus
            
            Die häufigste Komplikation der SAB stellt mit bis zu 30 % der Hydrozephalus dar. Er
               ist durch eine Blutung in die inneren (Hydrocephalus occlusus) oder äußeren Liquorräume
               (Hydrocephalus malresorptivus) bedingt. Die Behandlung des Hydrozephalus hat Vorrang
               vor u. U. langwieriger Diagnostik (s. „Fallbeispiel – Symptome und Diagnostik“). Die
               Anlage einer externen Ventrikeldrainage (EVD) beherrscht nicht nur diese Komplikation,
               sondern erlaubt gleichzeitig ein Monitoring des Hirndrucks und damit des zerebralen
               Perfusionsdrucks (CPP). Die operative Anlage der EVD sollte stets in Intubationsnarkose
               erfolgen, um die Stresssituation für den Patienten zu minimieren. In ausgewählten
               Fällen kann statt der intraventrikulären Liquorableitung eine Lumbaldrainage gelegt
               werden. Hier ist sorgfältig abzuwägen, ob ein Hydrocephalus occlusus vorliegt: In
               diesem Fall kann die Anlage einer Lumbaldrainage zur unteren Einklemmung durch Herniation
               des Kleinhirns in das Foramen magnum führen. Bei Anlage der Lumbaldrainage ist auf
               eine hinreichende Analgesie und ggf. Sedierung des Patienten zu achten.
            
            
            Kardiale Ereignisse
            
            Zweithäufigste Komplikation (ca. 14 %) der SAB sind kardiale Ereignisse, die sich
               als Myokardinfarkt oder Herzrhythmusstörungen (HRST) manifestieren können [8] (s. „Fallbeispiel – Symptome und Diagnostik“). Ihr Auftreten korreliert mit dem
               Schweregrad der SAB und verschlechtert das Outcome der Patienten hinsichtlich Morbidität
               und Mortalität dramatisch. Im Rahmen einer SAB kommt es zu einer sympathischen Aktivierung
               mit exzessiver Katecholaminausschüttung. Besonders in den ersten 48 Stunden nach Blutungsereignis
               treten HRST und Troponin- I-Erhöhungen auf.
            
               
               
                  
                     Herzrhythmusstörungen und erhöhte Troponin-IWerte führen nicht selten dazu, dass SAB-Patienten
                        zunächst einer kardialen Diagnostik zugeführt werden.
                   
                
             
            
               
               
                  
                     
                        Symptome und Diagnostik
                        
                     Ein 34-jähriger Patient stellt sich in der Notaufnahme vor nach postkoital einsetzenden
                        stärksten Kopfschmerzen. Vorerkrankungen sind keine bekannt, die neurologische Untersuchung
                        ist zunächst unauffällig. Bei initialen Herzrhythmusstörungen im Aufnahme-EKG wird
                        zunächst eine kardiale Ursache vermutet. Das Troponin I ist aber im Aufnahmelabor
                        unauffällig und im weiteren Verlauf erscheint der Patient zunehmend bewusstseinsgetrübt,
                        sodass ein natives Schädel- CT durchgeführt wird. In den Aufnahmen sieht man eine
                        basal betonte SAB (roter Pfeil in [Abb. 2]), verdächtig auf eine aneurysmatische Blutung. Es finden sich betonte Temporalhörner
                        als Zeichen eines beginnenden Hydrozephalus (grüner Pfeil in [Abb. 2]). Bei nun inzwischen somnolentem Patienten wird vor weiterer Diagnostik eine EVD
                        zur Liquorableitung und Hirndruckmessung angelegt.
                   
                
             
            
             Abb.  2 Die kraniale Computertomografie zeigt eine basal betonte Subarachnoidalblutung (roter
                  Pfeil) und als Zeichen eines beginnenden Hydrozephalus betonte Temporalhörner (grüner
                  Pfeil).
                  Abb.  2 Die kraniale Computertomografie zeigt eine basal betonte Subarachnoidalblutung (roter
                  Pfeil) und als Zeichen eines beginnenden Hydrozephalus betonte Temporalhörner (grüner
                  Pfeil).
            
            
            
            Die Bandbreite kardialer Symptome erstreckt sich von einem erhöhten Troponin-I-Spiegel
               über EKG-Veränderungen und Rhythmusstörungen bis hin zu hämodynamisch relevanten Wandbewegungsstörungen
               in der Echokardiografie. Die sog. neurogene Stresskardiomyopathie (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie)
               kann in eine kardiale Dekompensation münden [8].
            
            
            Weitere Komplikationen
            
            Die SAB verursacht bei einem Teil der Patienten zerebrale Krampfanfälle. Eine Empfehlung
               zur prophylaktischen antikonvulsiven Therapie gibt es auf Basis der Literatur nicht.
               Man muss jedoch bei Patienten mit einem persistierend schlechten neurologischen Status
               in Erwägung ziehen, dass ein nonkonvulsiver Status epilepticus vorliegen kann. Hier
               ist eine Elektroenzephalografie zum Ausschluss zu empfehlen.
            
            Die konsequente Behandlung einer vorbestehenden Hyperglykämie und / oder Hyperthermie
               verringert Sekundärkomplikationen (Folgeinfektionen) und kann das Outcome der Patienten
               verbessern [2].
            
            Eine Komplikation, die initial zumeist unerkannt verläuft, ist das Terson-Syndrom.
               Die Einblutung in den Glaskörper beeinträchtigt die Patienten im Verlauf der Erkrankung
               durch Visusminderung und kann zum Sekundärglaukom oder zur Amblyopie führen. Die Spontanremission
               ist häufig, jedoch ist u. U. eine Vitrektomie erforderlich. Daher wird eine augenärztliche
               Untersuchung vor Entlassung des Patienten in die Rehabilitation oder häusliche Umgebung
               empfohlen [9] [Tab. 3].
            
            
               
                  Tab. 3 
                     Komplikationen der Subarachnoidalblutung.
                     
                  
                     
                     
                        
                        | Komplikationen | Auftreten | Tag | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | Hydrocephalus occlusus | mit Blutungsereignis durch Verlegung der Liquorablaufwege | 0,5 | 
                     
                     
                        
                        | Hydrocephalusmalresorptivus | im Verlauf durch gestörte Liquorresorption nach Abbau der Blutung | 10–30 | 
                     
                     
                        
                        | kardiale Ereignisse | im Zusammenhang mit Ereignis oder imkurzfristigen Verlauf durch erhöhten ICP | 1–3 | 
                     
                     
                        
                        | neurogenes Lungenödem | nach Blutung durch ICP-Anstieg und Sympathikusaktivierung | 2–5 | 
                     
                     
                        
                        | andere pulmonale Ereignisse | Aspirations- / Beatmungspneumonien, Atelektasen, Pleuraergüsse | 3–14 | 
                     
                     
                        
                        | DCI | transiente Ischämien durch gestörten CBF und CPP | (2)4–14(21) | 
                     
                     
                        
                        | Terson-Syndrom | mit initialem Ereignis durch erhöhten ICP, zumeist erst spät diagnostiziert | 1 | 
                     
                     
                        
                        | Elektrolytstörungen | SIADH, CSW, DI | 4–21 | 
                     
                     
                        
                        | CBF: Cerebral Blood Flow / zerebraler Blutfluss, CPP: Cerebral Perfusion Pressure / zerebraler
                              Perfusionsdruck, CSW: Cerebral Salt Wasting Syndrome / zerebrales Salzverlustsyndrom,
                              DCI: Delayed cerebral Ischemia / verzögert auftretendes neurologisches Defizit, DI:
                              Diabetes insipidus, ICP: Intracranial Pressure / intrakranieller Druck, SIADH: Syndromder
                              inadäquaten ADH-Sekretion, ADH: antidiuretisches Hormon | 
                     
               
             
            
            
            
            Behandlung des Aneurysmas
            
            Aneurysmen der zerebralen Arterien liegen zu 85 % im vorderen Stromkreis. Im Rahmen
               der Diagnostik werden bei 15 % der Patienten multiple Aneurysmen gefunden. Während
               für asymptomatische Aneurysmen die Leitlinien eine Behandlungsempfehlung ab 7 mm maximalem
               Durchmesser aussprechen, müssen rupturierte Aneurysmen ungeachtet der Größe immer
               behandelt werden. Der Behandlungsalgorithmus für Aneurysmen sollte dabei in jeder
               Klinik interdisziplinär in einem neurovaskulären Team abgestimmt werden. Dieses Team
               hält beide Therapieoptionen vor – die endovaskuläre Versorgung und das mikrochirurgische
               Clipping – und verfügt über die erforderliche neurointensivmedizinische Kompetenz.
               Die Entscheidung über die beste Aneurysmaversorgung – neurochirurgisches Clipping
               oder endovaskuläre Therapie – sollte nach Durchführung einer DSA interdisziplinär
               getroffen werden [5] (s. „Fallbeispiel – Therapie des Aneurysmas“).
            
            Die Nachblutung ist die am meisten gefürchtete Komplikation der SAB, die mit hoher
               Morbidität und Mortalität einhergeht. Risikofaktoren für eine Nachblutung sind
            
            
               
               - 
                  
                  höheres Lebensalter, 
- 
                  
                  hoher Hunt-und-Hess-Grad, 
- 
                  
                  eine Aneurysmagröße > 10 mm sowie 
- 
                  
                  ein systolischer Blutdruck > 160 mmHg. 
               
               
                  
                     Aufgrund des Risikos einer frühen Nachblutung, die die schwerwiegendste SAB-Komplikation
                        darstellt, sollte eine frühzeitige Aneurysmaversorgung innerhalb der ersten 48 Stunden
                        angestrebt werden [10].
                   
                
             
            
            Unklar ist nach aktueller Datenlage, ob eine Aneurysmaversorgung in der sog. Vasospasmusphase,
               die etwa ab Tag 5 postiktal beginnt, einen negativen Einfluss auf das Outcome hat
               [11].
            
            Behandlung nach Aneurysmaversorgung
            
            Die Therapie der Patienten mit einer SAB erfolgt auch nach Ausschaltung des Aneurysmas
               weiter auf einer Intensivstation, die über diese organspezifische, also Neurointensiv-
               Kompetenz verfügt [12].
            
            Die Therapie der SAB zielt hierbei in erster Linie auf die Überwachung des Patienten
               ab, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Zur
               intensivmedizinischen Überwachung gehört die 2-stündliche Beurteilung des Neurostatus
               des Patienten anhand
            
            
               
               - 
                  
                  des Glasgow Coma Score (GCS), 
- 
                  
                  der World Federation of Neurological Surgeons (WFNS) Scale sowie 
- 
                  
                  der Richmond Agitation Sedation Scale (RASS). 
               
               
                  
                     
                        Therapie des Aneurysmas
                        
                     In der anschließend durchgeführten DSA zeigt sich bei unserem Patienten als Ursache
                        der Blutung ein Aneurysma der A. communicans anterior (roter Pfeil in [Abb. 3a]).Weitere Aneurysmen finden sich nicht. Das Aneurysma weist eine breite Basis des
                        Sacks auf, was ein Coiling schwierig und ein zusätzliches Stenting wahrscheinlich
                        macht (grüner Pfeil in [Abb. 3b]). Interdisziplinär wird daher zwischen Neurochirurgen und Neuroradiologen entschieden,
                        das Aneurysma noch am Aufnahmetag chirurgisch mittels Clipping zu versorgen. Aufgrund
                        des über die EVD gemessenen erhöhten intrakraniellen Druckes wird entschieden, gleichzeitig
                        eine dekompressive Kraniektomie durchzuführen.Der Patient wird nach der Angiografie
                        direkt in den OP gebracht. Dort wird das Aneurysma komplikationslos mittels Clip ausgeschaltet.
                   
                
             
            
             Abb. 3 Digitale Subtraktionsangiografie nach Subarachnoidalblutung. a Als Ursache der Blutung findet sich ein Aneurysma der A. communicans anterior (roter
                  Pfeil). b Die breite Basis des Aneurysmas (grüner Pfeil) macht ein Coiling schwierig, sodass
                  die Entscheidung für ein chirurgisches Clipping getroffen wird.
                  Abb. 3 Digitale Subtraktionsangiografie nach Subarachnoidalblutung. a Als Ursache der Blutung findet sich ein Aneurysma der A. communicans anterior (roter
                  Pfeil). b Die breite Basis des Aneurysmas (grüner Pfeil) macht ein Coiling schwierig, sodass
                  die Entscheidung für ein chirurgisches Clipping getroffen wird.
            
            
            
            Der Status der Pupillomotorik wird ebenfalls – je nach intrakraniellen Druckverhältnissen
               – mindestens 2-stündlich erfasst. Die kontinuierliche Messung des intrakraniellen
               Drucks (ICP) ist bei Patienten mit einem pathologischen Befund in der kranialen Bildgebung
               erforderlich, wenn dieser Befund eine abnorme Druckerhöhung wahrscheinlich macht.
               Die ICP-Messung über eine EVD erlaubt gleichzeitig eine Liquorabnahme zur Senkung
               des Hirndrucks nach der Monro-Kellie-Doktrin und eine Analyse des Liquors zum Infektionsnachweis.
               Alternativ kann der ICP über intrazerebrale Sonden bestimmt werden, die im Parenchym
               und nicht im Ventrikelsystem liegen. Sie ermöglichen aber keine Liquorentnahme. Der
               Stellenwert der kontinuierlichen Mikrodialyse ist umstritten. Der Aufwand der Dialysatbestimmung
               korreliert nicht mit dem Nutzen für eine zeitnahe Therapieentscheidung.
            
            Zahlreiche Studien haben in der letzten Dekade die Behandlung der SAB vor und nach
               Aneurysmaversorgung nachhaltig verändert. Dadurch wurde das Outcome der Patienten
               um 70 % verbessert. So wurde die prophylaktische Behandlung mit Hypervolämie, gezielter
               Hypertension und Hämodilution (Triple-H-Therapie) zugunsten eines individuellen, sequenziellen
               und bedarfsangepassten Maßnahmenbündels aufgegeben [13].
            
               
               
                  
                     Die umgehende Verlegung und Überwachung der Patienten auf einer Intensivstation erlaubt
                        das zeitnahe Gegensteuern, wenn Komplikationen wie HRST, ICP-Erhöhung oder DCI drohen,
                        die Patienten zu gefährden.
                   
                
             
            
            Zerebrale Durchblutung und intrakranieller Druck in der Frühphase
            
            Das in den Subarachnoidalraum austretende Blut verursacht eine Massenwirkung intrakraniell,
               der zufolge – nach der Monro-Kellie-Doktrin – die beiden anderen Kompartimente (Gehirn
               und Liquor) abnehmen müssen. Es gibt zwar keine gesicherten Daten über den intrakraniellen
               Druckverlauf während der initialen Ruptur eines Aneurysmas bei Patienten. Die Druckspitzen
               des ICP werden jedoch regelmäßig beobachtet, wenn es vor Versorgung des Aneurysmas
               zu einer Nachblutung kommt. Der zerebrale Blutfluss (CBF) nimmt in dieser Situation
               dramatisch ab (um bis zu 80 %) und erholt sich erst allmählich, wenn die Autoregulation
               der zerebralen Perfusion greift. Die Folge ist eine globale Minderperfusion des Gehirns,
               die eine Minderoxygenierung des Gehirnparenchyms nach sich zieht. Besonders berücksichtigt
               werden muss, dass die Patienten aus völliger Ahnungslosigkeit eine SAB erleiden, eine
               adäquate Sauerstoffpartialsättigung des Gewebes also niemals vorausgesetzt werden
               kann. Die Sauerstoffunterversorgung führt ihrerseits wieder zu einer Ausschüttung
               von Akute-Phase-Proteinen und einer konsekutiven Hirnschwellung, die den CBF weiter
               kompromittiert. Während sich die Perfusion nach zerebraler Ischämie schnell wieder
               restituieren kann, ist dies nach einer SAB unter Umständen langwierig und abhängig
               vom erhöhten ICP [14].
            
            Durch die Ausschaltung des Aneurysmas wurde die Nachblutungsgefahr minimiert. Das
               Blutungsereignis hat jedoch eine Kaskade in Bewegung gesetzt (s. „Info – Early Brain
               Injury“), deren Auswirkung den Patienten in den nächsten Wochen unmittelbar bedroht
               und langfristige Veränderungen nach sich ziehen kann.
            
               
               
                  
                     
                        Early Brain Injury
                        
                     In der unmittelbaren Frühphase nach Blutung kommt es zu einer Konstriktion der kleinsten
                        zerebralen Gefäße, Formation von Mikrothromben und einer partiellen Auflockerung der
                        Blut-Hirn-Schranke. Diese werden durch inflammatorische Prozesse initiiert und unterhalten.
                        Pathophysiologisch kennzeichnet dieser Impact eine Early Brain Injury in der Frühphase
                        der SAB. Die Entzündungskaskade führt zusammen mit der fokalen Ischämie und dem Ödem
                        zu einer Ionen-Dysbalance, die eine synchrone Entladung der Neurone fördert. Diese
                        breitet sich als „spreding depolarization“ über den Kortex aus und unterhält ihrerseits
                        die fokale Ischämie und das Ödem [1].
                   
                
             
            
            Delayed cerebral Ischemia und / oder angiografischer Vasospasmus
            
            Verengungen der größeren Hirnarterien (Vasospasmus) treten nach SAB ab dem 2. Tag
               auf, das Maximum wird zwischen Tag 6 und 9 erreicht. Die Gefäßweite normalisiert sich
               zumeist wieder ab Tag 14. Angiografisch werden bei bis zu 70 % der Patienten Vasospasmen
               nachgewiesen. Dieses Phänomen wurde von Eckert und Riemenschneider bereits 1951 beschrieben.
               Lange Zeit wurde der angiografische Vasospasmus mit einer neurologischen Verschlechterung
               der Patienten gleichgesetzt. Inzwischen ist durch Studien belegt, dass Spasmen der
               Hirngefäße erst klinisch relevant werden, wenn es zu einer Reduzierung des Gefäßvolumens > 70 %
               kommt. Gleichzeitig treten neurologische Verschlechterungen bei Patienten auch ohne
               Nachweis eines zerebralen Vasospasmus auf. Vasospasmus und DCI sind keine Synonyme
               und sollten auch nicht als solche verwendet werden, da die DCI eine klinische Diagnose
               ist, der Vasospasmus eine rein radiologische.
            
            Die klinisch manifeste verzögerte zerebrale Ischämie (DCI) infolge eines höhergradigen
               Vasospasmus betrifft bis zu 30 % der Patienten im Verlauf der Hospitalisierung. 2010
               wurde von einem Research Committee ein Vorschlag für eine Definition der DCI in Stroke
               publiziert [15] (s. „Definition – Delayed cerebral Ischemia“). Der Hintergrund war, auch in Studien
               eine einheitliche Beurteilung des Outcome von Patienten mit SAB zu gewährleisten.
            
               
               
                  
                     
                        Delayed cerebral Ischemia
                        
                     
                        
                        - 
                           
                           eine neurologische Verschlechterung des Patienten (fokales neurologisches Defizit,
                              Hemiparese, Aphasie, Apraxie oder Ähnliches) oder 
- 
                           
                           eine Abnahme des GCS um > 2 Punkte (entweder global oder in einer einzelnen Kategorie) 
Diese Untersuchungsbefunde sollen über eine Stunde nachvollziehbar und nicht durch
                        andere klinische oder radiologische (CT oder MRT) Befunde erklärbar sein. Sie dürfen
                        auch nicht im unmittelbaren Nachgang der Versorgung des Aneurysmas aufgetreten sein
                        [15].
                   
                
             
            
               
               
                  
                     Die DCI tritt bei bis zu 30 % der Patienten nach SAB auf. Sie durch kontinuierliche
                        Überwachung der Patienten rechtzeitig zu erkennen, ermöglicht die Initiierung spezifischer
                        Therapien.
                   
                
             
            
            Detektion des zerebralen Vasospasmus
            
            Zur Detektion eines zerebralen Vasospasmus möglichst vor einer DCI sollte täglich
               eine Doppler-Sonografie der Hirngefäße durchgeführt werden. Die Doppler-Untersuchung
               ist zwar wenig sensitiv und spezifisch, jedoch eine nicht invasive, schnelle und kosteneffektive
               Untersuchung. Als dringend verdächtig auf eine signifikante Einengung des Gefäßlumens
               gilt
            
            
            
            Diese Befunde sollten weiter angiografisch abgeklärt werden.
            
            Perfusionsuntersuchungen zur Beurteilung des CBF sind ebenfalls sensitive Untersuchungen.
               Der logistische Aufwand ist jedoch bedeutend größer als bei der repetitiven Doppler-Untersuchung.
               Zudem sind Perfusionsuntersuchungen zumeist – nicht zuletzt aufgrund der Strahlenbelastung
               – nicht sinnvoll seriell als Screening-Untersuchung einsetzbar. Sie sollten daher
               nur bei hinreichendem klinischem Verdacht durchgeführt werden.
            
            Prophylaxe der DCI
            
            Zur Primärprophylaxe der DCI steht als einziges Medikament mit nachgewiesener Wirksamkeit
               Nimodipin zur Verfügung, das in der Dosierung 6 × 60 mg oral gegeben wird [2]. Aktuell wird in einer placebokontrollierten, verblindeten, randomisierten Multicenterstudie
               die intrathekale Wirksamkeit von Nimodipin gegen die orale Form getestet (Newton-II-Studie).
            
            Zahlreiche andere Medikamente (Magnesium, Statine u. a.) konnten in mehr als 30 klinischen
               Studien keinen Wirksamkeitsnachweis zur Verhinderung der DCI erbringen. Für den Endothelin-Antagonisten
               Clazosentan laufen noch Studien, sodass für diese Substanz noch keine abschließende
               Beurteilung vorliegt.
            
            Möglicherweise wurde der Fokus in der DCI-Therapie zu sehr auf den arteriellen Schenkel
               der zerebralen Gefäße gelegt. Es gibt Überlegungen, dass das Pooling in den venösen
               Hirngefäßen und eine Abnahme der Flussgeschwindigkeit in den arteriellen Gefäßen eine
               weitere Ursache der DCI sein könnten. 2013 führte die Gruppe von J. Marc Simard einen
               Therapieversuch mit kontinuierlicher Low-Dose-Heparin-Infusion in einer Proof-of-Concept-
               Untersuchung durch: Es zeigte sich ein besseres Outcome der Patienten in Bezug auf
               DCI in der Heparin-Gruppe [16]. Andere Arbeitsgruppen konnten diese Ergebnisse allerdings nicht in der Form reproduzieren.
            
               
               
                  
                     Aufgrund der aktuellen Studienlage gilt orales Nimodopin (6 × 60 mg) als die einzige
                        wirksame Prophylaxe der DCI.
                   
                
             
            
            
            Therapie der DCI
            
            Kommt es zu einer DCI, verbunden mit einer Hypoperfusion im abhängigen Stromgebiet,
               so wird zunächst eine induzierte Hypertonie eingeleitet. Der angestrebte Zielwert
               des MAD sollte bei > 90 mmHg liegen. Studien haben gezeigt, dass die induzierte arterielle
               Hypertension ausschlaggebend für die Verbesserung der zerebralen Perfusion ist. Sie
               ist als einziger Bestandteil der früher regelmäßig eingesetzten Triple-H-Therapie
               übriggeblieben. Die induzierte Hypertonie soll – wenn erforderlich – durch den Einsatz
               von Katecholaminen, hier bevorzugt durch Noradrenalin, erreicht werden.
            
            Die prophylaktische Durchführung der induzierten Hypertonie, Hypervolämie und Hämodilution
               hat sich als nicht sinnvoll erwiesen [13].
            
               
               
                  
                     
                        Endovaskuläre Therapien
                        
                     Bei angiografisch nachgewiesenem hämodynamisch wirksamem Vasospasmus können auch endovaskuläre
                        Verfahren zum Einsatz kommen. Hier steht die intraarterielle Gabe von vasodilatatorischen
                        Medikamenten – Nimodipin oder Papaverin – an erster Stelle. Sie wird teils als Bolus,
                        bisweilen auch als kontinuierliche Infusion über liegende Katheter durchgeführt. Höhergradige
                        kurzstreckige Stenosen können auch mit einer Ballondilatation wiedereröffnet werden.
                        Die Gefahr einer Gefäßwandruptur ist gegeben. Diese Behandlungen entstammen keiner
                        Leitlinie und bedürfen aufgrund der ungenügenden Evidenz für die Wirksamkeit einer
                        interdisziplinären Einzelfallentscheidung.
                   
                
             
            
            
            Elektrolytstörungen
            
            Elektrolytstörungen nach SAB sind eine häufige Komplikation, vor allem betreffen diese
               den Natriumhaushalt. Die Hyponatriämie (Na2+ < 130 mmol / l) steht dabei im Vordergrund. Zurückzuführen ist sie auf
            
            
               
               - 
                  
                  ein zerebrales Salzverlustsyndrom (cerebral salt wasting syndrome: CSW) oder 
- 
                  
                  eine inadäquate ADH-Sekretion (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion: SIADH).Möglich
                     ist auch eine Kombination beider Ursachen bei einem Patienten. Diese Störungen des
                     Elektrolythaushalts treten vor allem bei der SAB aus Aneurysmen des vorderen Kreislaufes
                     auf. Sie manifestieren sich häufig am Ende der 1. Woche nach SAB. 
Die Hyponatriämie sollte mit hypertoner NaCl-Lösung ausgeglichen werden. Eine Flüssigkeitsrestriktion
               – sonst eine adäquate Therapie bei Hyponatriämie durch SIADH – ist hier keine Therapiealternative
               aufgrund der erhöhten Gefahr einer transienten Hypotension oder von Mikrothrombenbildung.
               Fludrocortison kann die Natriurese reduzieren und kann zur Begrenzung des CSW eingesetzt
               werden. Vaptane als neue Medikamente zur Behandlung der Hyponatriämie sind bis jetzt
               nur oral verfügbar und die Wirkung ist bei der SAB noch nicht ausreichend belegt.
            
            Die Hypernatriämie (Na2+ > 145 mmol / l) ist oftmals iatrogen bedingt als Folge von Infusionstherapien mit
               Mannitol oder hypertonen Kochsalzlösungen zur ICP-Kontrolle. Seltener tritt infolge
               der SAB ein Diabetes insipidus (DI) auf. Zumeist liegt ein zentraler DI vor. Die Korrektur
               des Serumnatrium-Wertes erfolgt durch Infusion 5 %iger Glukoselösungen oder halbisotonischer
               NaCl-Lösungen. Die Normalisierung des Wertes sollte dabei 0,5 mmol/l pro Stunde nicht
               überschreiten. Der zentrale DI spricht auch auf die Gabe von synthetischem ADH an.
            
               
               
                  
                     Die Elektrolytstörungen sind eine ernst zu nehmende Komplikation und bedürfen einer
                        engmaschigen Überwachung der Patienten sowie der Laborwerte und einer überlegten Gegensteuerung.
                   
                
             
            
            Fieber
            
            Fieber ist bei der SAB mit schlechterem Outcome assoziiert. Bei Fieber aufgrund eines
               infektiösen Geschehens muss die Infektion frühzeitig und konsequent behandelt werden.
               Bei der Fokussuche darf eine katheterassoziierte Meningitis (KAM) bei liegender EVD
               oder Parenchymsonde nicht übersehen werden. Die KAM tritt bei SAB deutlich häufiger
               auf und erhöht die Rate dauerhafter Liquorresorptionsstörungen.
            
            Durch die SAB kann ein zentrales Fieber infolge der Affektion des Hypothalamus entstehen.
               Dies muss gegen ein infektiöses Geschehen abgegrenzt werden. Therapeutisch sollte
               eine Normothermie auch bei zentralem Fieber angestrebt werden. Hierzu können gängige
               Antipyretika und physikalische Maßnahmen eingesetzt werden. Bei Gabe von Metamizol
               und Paracetamol i. v. ist auf eine ausreichende Einhaltung des MAD zu achten.
            
            Begleitende Anämie
            
            Während der Intensivbehandlung sollte bei den Patienten ein Hb-Wert von 8–10 mg/dl
               angestrebt werden. Dies bedeutet, dass ein niederschwelligerer Transfusionstrigger
               gilt als die bei anderen Patientengruppen zugrunde gelegten 7 mg / dl. Die Aufklärung
               über die Gabe von Blutprodukten oder Blutbestandteilen erfolgt unbenommen nach den
               Vorgaben des Transfusionsgesetzes.
            
            Persistierender Hydrozephalus und Shuntpflichtigkeit
            
            Patienten, die initial nach SAB eine externe Liquorableitung benötigen, sind zu 20–25 %
               auf eine dauerhafte Liquorableitung angewiesen. Sie entwickeln als Folge der SAB einen
               Hydrocephalus malresorptivus durch eine inflammatorische Obliteration der Resorptionswege
               des Liquors u. a. an den Pacchioni-Granulationen [17]. Die EARLYDRAIN-Studie hat untersucht, ob eine frühe lumbale Drainage die Rate dauerhafter
               Shuntpflichtigkeit nach SAB reduzieren kann. Die Ergebnisse werden für dieses Jahr
               erwartet [18]. Der persistierende Hydrocephalus malresorptivus wird durch Implantation eines ventrikuloperitonealen
               (VP) Shunts behandelt (s. „Fallbeispiel – Postoperativer Verlauf“). Andere Ableitungsorte
               (kardial, pleural etc.) sind nicht die erste Wahl.
            
               
               
                  
                     Das frühzeitige Erkennen der Shuntpflichtigkeit kann bei den betroffenen Patienten
                        das Auftreten einer katheterassoziierten Meningitis verringern [19].
                   
                
             
            
            Pulmonale Komplikationen und neurogenes Lungenödem
            
            Affektionen der Lunge treten in retrospektiven Studien bei mehr als 30 % der Patienten
               mit SAB auf. Hierunter sind respiratorassoziierte Pneumonien, Pleuraergüsse und Atelektasen
               genauso subsumiert wie das neurogene Lungenödem. Letzteres tritt vermutlich in einer
               Häufigkeit von 2–8 % auf [20], es liegen jedoch keine prospektiven Untersuchungen hierzu vor. Die Ursache des
               neurogenen Lungenödems ist unklar. Es wird eine Folge der überschießenden Sympathikusaktivierung
               durch erhöhten intrakraniellen Druck und Ausschüttung inflammatorischer Proteine (vor
               allem Interleukin-6) diskutiert. Abgegrenzt von dem rein neurogenen Lungenödem wird
               das Lungenödem infolge kardialer Dekompensation sowie jenes, das bedingt durch die
               induzierte Hypertonie als Folge der DCI-Therapie auftritt.
            
            Die Behandlung des neurogenen Lungenödems erfolgt primär durch die Behandlung der
               SAB und des erhöhten ICP. Die eigentliche Therapie des neurogenen Lungenödems weicht
               im Wesentlichen nicht von der Therapie eines Lungenödems anderer Ursache ab. Es kommen
               Diuretika zum Einsatz, nichtinvasive (NIV) Beatmung oder – wenn erforderlich – invasive
               Beatmung. Einzig bei der Therapie mit vasodilatatorischen Medikamenten, wie Nitroglycerin,
               welche bevorzugt beim kardialen Lungenödem eingesetzt werden, ist Vorsicht geboten:
               Diese können mit einer starken Blutdrucksenkung einhergehen und so die Aufrechterhaltung
               eines ausreichenden zerebralen Perfusionsdrucks erschweren.
            
               
               
                  
                     
                        Postoperativer Verlauf
                        
                     Postoperativ wird der Patient zunächst auf der neurochirurgischen Intensivstation
                        betreut, wo er zeitgerecht extubiert werden kann. Nach der Operation misst man keine
                        Erhöhungen des intrakraniellen Druckes mehr. Der Patient leidet unter starken Kopfschmerzen
                        sowie Übelkeit, welche sich nur langsam bessern, zeigt aber weiterhin kein fokalneurologisches
                        Defizit. Die täglich durchgeführten Doppler-Untersuchungen zeigen keine Erhöhung der
                        Flussgeschwindigkeit in den Hirngefäßen als Hinweis für einen zerebralen Vasospasmus.
                        Nach 10 Tagen kann der Patient auf die Überwachungsstation verlegt werden. In der
                        postoperativ durchgeführten Kontroll-DSA ist das Aneurysma vollständig ausgeschaltet
                        (roter Pfeil in [Abb. 4a]), Hinweise auf hämodynamisch wirksame Vasospasmen finden sich nicht. Das Entwöhnen
                        von der externen Ventrikeldrainage gelingt nicht, sodass ein ventrikuloperitonealer
                        Shunt zur dauerhaften Liquorableitung angelegt wird (grüner Pfeil in [Abb. 4b]). Nach Shuntanlage wird der Patient vollständig auf Stationsebene mobilisiert und
                        zur Nachsorge in eine neurologische Frührehabilitation verlegt.
                   
                
             
            
             Abb. 4 Verlauf nach Subarachnoidalblutung und Clipping des Aneurysmas. a Digitale Subtraktionsangiografie: In der postoperativen Kontrolluntersuchung ist
                  das Aneurysma vollständig ausgeschaltet (roter Pfeil). b Die Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts zur dauerhaften Liquorableitung ist
                  erforderlich (grüner Pfeil).
                  Abb. 4 Verlauf nach Subarachnoidalblutung und Clipping des Aneurysmas. a Digitale Subtraktionsangiografie: In der postoperativen Kontrolluntersuchung ist
                  das Aneurysma vollständig ausgeschaltet (roter Pfeil). b Die Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts zur dauerhaften Liquorableitung ist
                  erforderlich (grüner Pfeil).