Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 768-771
DOI: 10.1055/a-0915-9051
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vom Zögling der Pépinière zum Gründungspräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie: Franz Ritter von Winckel (1837 – 1912)

Andreas D. Ebert
,
Marina Lienert
,
Sven Mahner
,
Matthias David
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

Berlin und Rostock

„Vor mehr als 50 Jahren (…) sah ich Tag für Tag meinen Vater beim Verlassen der klinischen Räume von einem jungen Assistenten geleitet, der in eifrigstem Gespräch des Altmeisters Worten lauschte, er war auch in unserer Familie wie ein Sohn aufgenommen“, erinnerte sich August Martin (1847 – 1933) an seine erste Bekanntschaft mit Franz Winckel in Berlin [1]. Wahrscheinlich wurde bei einem dieser Gespräche auch die Besetzung des Rostocker Lehrstuhls für Geburtshilfe zwischen den beiden erörtert. Gustav von Veit (1824 – 1903) wechselte von Rostock nach Bonn und die medizinische Fakultät der Hansestadt suchte einen geeigneten Nachfolger [2]. Rückblickend schrieb Franz Winckel: „1864, den 26. Januar, erhielt ich einen Ruf als ordentlicher Professor der Medizin an die Universität Rostock, wo ich vom 1. April 1864 bis zum 30. September 1872 die Gynaekologie und gerichtliche Medizin als ordentlicher Professor vertrat und Direktor der gynaekologischen Klinik war …“ [3]. Diese Betonung der „Gynaekologie“ war ungewöhnlich, denn eigentlich wurden damals Vakanzen für geburtshilfliche Kliniken ausgeschrieben, an denen sich dann erst Ende des 19. Jahrhunderts gynäkologische Abteilungen entwickelten [2]. Erwähnenswert ist, dass Winckel den Ruf nach Rostock noch vor seiner Habilitation erhielt [1], [2], [3], [4], [5].

 
  • Literatur

  • 1 Seitz L, Martin A. Franz von Winckel†. Monatsschr Gebh Gyn 1912; 35: 124-134
  • 2 Euler HH. Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer an den Universitäten des deutschen Sprachgebietes. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag; 1970: 283-294
  • 3 Leopoldina Matrikelmappe Franz v. Winckel.
  • 4 Stumpf M. Franz von Winckel†. Arch Gynäkol 1912; 96: I-XXIV (mit Schriftenverzeichnis)
  • 5 Online: http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00002461 Stand: 20.04.2019
  • 6 von Winckel F. Hrsg. Handbuch der Geburtshülfe. Wiesbaden: Verlag J. F. Bergmann; 1903. –  1907. (mit heute noch lesenswerten Kapiteln zur Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe)
  • 7 von Winckel F. Der praktische Arzt als Geburtshelfer auf dem Lande. Arch Gynäkol 1909; 89: 365-384
  • 8 Winckel F. De partu praematuro arte efficiendo annotationes exemplo ejusdem subnexae [Inaug.-Diss.]. Berlin: Universität Berlin; 1860
  • 9 Winckel F. Die Pathologie und Therapie des Wochenbetts. Berlin: Verlag A. Hirschwald; 1866
  • 10 Winckel F. Klinische Beobachtungen zur Pathologie der Geburt. Rostock: G. B. Leopolds Univ.-Buchhandlung; 1869
  • 11 Forschungsgruppe Universitätsgeschichte. Hrsg. Geschichte der Universität Rostock 1419 – 1969. Band I. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften; 1969: 150
  • 12 Winckel F. Über freiwillige Krankenpflege im Felde, nach Erfahrungen auf dem Kriegsschauplatz. Rostock: Verlag Kuhn; 1871
  • 13 Zu Grenser siehe. http://www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/leipzig/Grenser_1223
  • 14 Landes-Medicinal-Collegium. Hrsg. Fünfter Jahresbericht des Landes-Medicinal-Collegiums über das Medicinalwesen im Königreich Sachsen auf die Jahre 1872 und 1873. Dresden: Verlag C. Heinrich; 1875: 5
  • 15 Crede CSF, Winckel F. Lehrbuch der Hebammenkunst. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1875
  • 16 Winckel F. Berichte und Studien aus dem königl. sächs. Entbindungs-Institute in Dresden. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1874
  • 17 Winckel F. Berichte und Studien aus dem königl. sächs. Entbindungs-Institute in Dresden. Zweiter Band. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1876
  • 18 Winckel F. Berichte und Studien aus dem königl. sächs. Entbindungs-Institute in Dresden. Dritter Band. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1879
  • 19 Winckel F. Die Pathologie der weiblichen Sexualorgane. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1881
  • 20 Winckel F. Ueber eine bisher nicht beschriebene Krankheit der Neugeborenen (Winckelsche Krankheit). DMW 1879; 33: 415-418 und 35: 447–450
  • 21 Winckel F. Zur Beförderung der Geburt des nachfolgenden Kopfes. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. I. Kongress. Halle. 1887
  • 22 Martin A. Der sogenannte Wigand-A. Martin-v. Winckelsche Handgriff. Monatsschr Geburtshilfe Gynäkol 1918; 47: 21-27
  • 23 Vannahme B. Karl von Hecker (1827 – 1882). Biobibliographie eines Münchner Geburtshelfers und Gynäkologen [Inaugural-Dissertation]. München: Ludwig-Maximilians-Universität; 2010
  • 24 Ludwig H. Zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. In: Beck L. Hrsg. Zur Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag; 1986: 9-26
  • 25 Winckel F. Die königliche Universitäts-Frauenklinik zu München und deren Erlebnisse vom 1. Mai 1884 bis 30. April 1886. Münchener med Wschr 1886; 20: 350-352 371–394
  • 26 von Winckel F. Die königliche Universitäts-Frauenklinik in München in den Jahren 1884 – 1890. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1892
  • 27 David M, Ebert AD. Das Phantom. Zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte eines wichtigen geburtshilflichen Lehrmittels. Geburtsh Frauenheilk 2019; 79: 133-135
  • 28 Winckel F. Lehrbuch der Frauenkrankheiten. Leipzig: Verlag S. Hirzel; 1886
  • 29 Winckel F. Lehrbuch der Geburtshülfe. Leipzig: Verlag Veit & Comp; 1888
  • 30 Zander J, Zimmer F. Die Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde. München: Verlag Urban & Schwarzenberg; 1987: 1-9
  • 31 Credé CSF, von Hecker C, Hegar A. Verhandlungen der Versammlung deutscher Gynäkologen in München. Arch Gynäkol 1877; 12: 167-168 261–269
  • 32 von Winckel F. Allgemeine Gynäkologie. Vorlesungen über Frauenkunde vom ärztlichen Standpunkte. Wiesbaden: Verlag J. F. Bergmann; 1909
  • 33 Bumm E, Leopold C. Festschrift für Franz von Winckel anläßlich seines 70. Geburtstages von seinen dankbaren Schülern. Arch Gynäkol 1907; 82: 1-790
  • 34 von Winckel F. Zur Geschichte der Betäubungsmittel für schmerzlose Operationen. Rede beim Antritt des Rektorats der Ludwig-Maximilians-Universität gehalten am 22. November 1902. München, 1902. Online: http://www.deutsche-biographie.de/sfzW6489.html Stand: 30.05.2019