Sanchez-Solis M.
et al.
Impact of early caffeine therapy in preterm newborns on infant lung function.
Pediatr Pulm 2020;
55: 102-107
DOI:
10.1002/ppul.24540
In verschiedenen klinischen Studien wurde bereits ein protektiver Effekt der Koffeintherapie
bei Frühgeborenen nachgewiesen. So reduzierte die Koffeingabe in den ersten 3 Lebenstagen
die Inzidenz der BPD und verkürzte die Dauer mechanischer Beatmung. Der Effekt auf
die Lungenfunktion wurde nur in wenigen Studien untersucht, aber in keiner wurde der
Effekt von Koffein im Frühstadium erforscht.
In ihre retrospektive Observationsstudie nahmen die spanischen Autoren 195 Frühgeborene
(108 Jungen, 87 Mädchen) auf, die mit einem Reifealter < 30 Wochen geboren wurden.
Im ungefähren korrigierten Alter von 6 Monaten erfolgten zwischen April 2011 und Dezember
2017 Lungenfunktionstests bei den Säuglingen. Bei den Frühgeborenen war von einer
BPD ausgegangen worden, wenn im postmenstruellen Alter von 36 Wochen noch eine Abhängigkeit
von Sauerstoff bestand. Zum Zeitpunkt der Messung der Lungenfunktion waren alle Säuglinge
mindestens in den 2 Wochen zuvor klinisch stabil ohne Sauerstoffbedarf gewesen. Von
den 195 Frühgeborenen waren 155 (79,5 %) mit Koffein behandelt worden. Bei 136 war
eine BPD diagnostiziert worden, diese war leicht in 82, mittelschwer in 25 und schwer
in 29 Fällen.
Für die Messungen der Lungenfunktion wurde die Raised-volume-RTC-Technik (rapid thoracoabdominal
compression technique) eingesetzt. Auf diese Weise wurde die forcierte Vitalkapazität
(FVC) und das forcierte exspiratorische Volumen nach 0,5 Sekunden (FEV0,5) ermittelt. Ebenso ermittelte die Arbeitsgruppe so den forcierten exspiratorischen
Fluss bei 75 % und bei 25 % bis 75 % der FVC (FEF75; FEF25–75). Die Messung der funktionellen Residualkapazität erfolgte plethysmografisch (FRCpleth). Die Compliance des respiratorischen Systems (Crs) wurde mit einer „single interruption“-Technik ermittelt. Die Lungenfunktion der
mit oder ohne Koffein behandelten ehemaligen Frühgeborenen verglich die Arbeitsgruppe
mit dem t-Test. Sie ermittelten die Z-Scores der einzelnen Parameter der Lungenfunktion
und führten eine multivariate Analyse durch. Dabei galten diese als abhängige Variable
und Geschlecht, Reifealter, Geburtsgewicht (Z-Score), korrigiertes Alter, invasive
mechanische Beatmung sowie BPD als unabhängige Variable.
Bei den mit Koffein behandelten Frühgeborenen fanden sich statistisch signifikant
höhere Z-Scores für die FVC und das FEV0,5. Nach Stratifizierung für eine BPD blieb dieses Ergebnis einzig bei den Frühgeborenen,
bei denen keine BPD diagnostiziert worden war, signifikant. Bei keinem der anderen
gemessenen Parameter der Lungenfunktion fanden sich statistisch signifikante Unterschiede.
Die Z-Scores von FEV0,5, FVC, FEF75, FEF25–75 und FRCpleth unterschieden sich nicht, ebenso wenig die Crs.
Laut den Autoren zeigt ihre Analyse, dass die Behandlung mit Koffein die Lungenfunktion
von Frühgeborenen mit einem Reifealter < 31 Wochen verbessert. Diese Verbesserung
betraf Frühgeborene, die keine BPD entwickelten. Weitere Studien seien erforderlich,
ob andere Faktoren oder Therapien mit dem Effekt von Koffein interagieren und sich
in einer kombinierten Therapie ergänzen könnten.
Dr. Gabriele Dobler, Berlin