Hintergrund
Die äußere Wendung ist eine empfohlene Intervention mit geringem Risiko zur Behandlung
der Beckenendlage ab der 36. SSW. Sie wird von internationalen Gesellschaften empfohlen,
um die Wahrscheinlichkeit einer vaginalen Geburt zu verbessern. Die Erfolgsrate der
äußeren Wendung variiert allerdings zwischen 35 – 86 % [1].
Eine Arbeitsgruppe für Beckenendlage in der Charité Universitätsklinik Berlin erforscht
die äußere Wendung zurzeit wissenschaftlich. Ziel ist es, die Erfolgsquote zu ermitteln
und die günstigen Kriterien festzulegen, die mit einem erfolgreichen Wendungsversuch
verbunden sind. Diese Ergebnisse sollen es ermöglichen, die Frauen bzw. Paare besser
über die Erfolgschancen und das Risiko von Wendungen zu beraten sowie günstige und
ungünstige Parameter zu ermitteln, damit Patientinnen informierte Entscheidungen treffen
können.
Sanfte äußere Wendung
Oberarzt Dr. Larry Hinkson führt am Universitätsklinikum Charité Berlin eine viel
beachtete sanfte äußere Wendung durch, für die er das sog. Soft-Touch-Verfahren entwickelt
hat. Mithilfe einer speziellen Massagetechnik aktiviert er dabei die Eigenreflexe
des in Beckenendlage befindlichen Kindes. Dieses wird dadurch angeregt, sich geleitet
vom Behandler im Uterus selbst zu drehen. Hinkson konnte durch Anwendung der Methode
die Erfolgsrate bei der äußeren Wendung von 40 % auf 72 % erhöhen.
Die äußere Wendung führt er nach den Leitlinien des Krankenhauses durch, die eine
Voruntersuchung und einen Ultraschall ebenso erfordern wie die gründliche Aufklärung:
Die Frau bekommt die Vorteile und die Risiken der Technik genau erläutert, um eine
informierte Entscheidung treffen zu können. Sie gibt eine schriftliche Einverständniserklärung
ab. Das Kind in BEL wird vor, während und nach dem Manöver überwacht, um dessen Wohlbefinden
sicherzustellen. Ein Anästhesieteam und ein OP-Team stehen in Bereitschaft. Nach der
erfolgreich durchgeführten Wendung bleibt die Schwangere ggf. eine Nacht zur Überwachung
stationär, bevor sie mit der Aussicht auf eine normale vaginale Geburt die Klinik
verlassen kann.
Soft-Touch-Methode
Die von Dr. Larry Hinkson entwickelte Soft-Touch-Methode ist eine besonders sanfte,
nahezu schmerzfreie Form der äußeren Wendung. Sie nutzt natürliche frühkindliche Reflexe,
die auch bei Neugeborenen zu beobachten und erforscht sind. Die Schwangere bekommt
vor dem Manöver ein muskelentspannendes Mittel, jedoch ist währenddessen keine Tokolyse
erforderlich. Alle Patientinnen werden routinemäßig bezüglich der Risiken, zum Beispiel
mehrere Nabelschnurumschlingungen, beraten [2]. Die äußere Wendung wird von einem ausgebildeten Geburtshelfer mit Oberarztanwesenheit
durchgeführt. Hier wird der Steiß manuell aus dem Becken gehoben unter Verwendung
leichter Handbewegungen und Ausnutzen der natürlichen kindlichen Reflexe [3]. Das Kind dreht sich dann vorwärts oder rückwärts in Schädellage. Nach der Wendung
wird ein CTG durchgeführt, um das Wohlbefinden des Kindes zu bestätigen. Vor der Entlassung
wird auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Abb. 1 Bei rund 70 % der Kinder in Beckenendlage liegt eine reine Steißlage vor. (Quelle:
Stiefel et al. Hebammenkunde [4]).
Fragen an den Experten
Dr. Larry Hinkson berichtet auf dem Forum Hebammenarbeit 2020 vom aktuellen Stand der Arbeitsgruppe für Beckenendlage der Charité Universitätsklinik
Berlin. Nach seinem Vortrag am 6. März 2020 in Leipzig und am 13. November 2020 in
Wiesbaden besteht die Chance, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Alle Infos zum
Kongress unter www.forumhebammenarbeit.de