Aktivitäten der Sektion
Die Sektion Schlafmedizin der DGP beschäftigt sich mit allen Formen von Erkrankungen
oder Störungen, die im Schlaf auftreten oder den Schlaf beeinträchtigen. Etwa ein
Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend, und ein gesunder Schlaf ist für das
geistige und körperliche Wohlbefinden unverzichtbar. Der Schwerpunkt der Aktivitäten
in der Sektion 8 liegt aber auf den schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS), insbesondere
der obstruktiven und zentralen Schlafapnoe, des Obesita-Hypoventilationssyndroms sowie
auf gesundheitspolitischen Aspekten der schlafmedizinischen Versorgung.
Die Sektion 8 (Schlafmedizin) hat sich im Jahre 2019 4-mal getroffen, und zwar auf
der sogenannten SNAK-Tagung Anfang Februar 2019 in München (Leitung: Prof. Dr. med.
Nikolaus Netzer), auf dem DGP-Kongress im März 2019 ebenfalls in München sowie zu
2 Projekttreffen im Juli 2019 in Köln und auf dem DGSM-Kongress im November 2019 in
Hamburg. Die für das Jahr 2020 anberaumten Treffen auf dem DGP-Kongress in Leipzig
sowie die schon im Vorfeld auf den Sommer verschobene SNAK-Tagung in Essen (verschoben
auf 2021, neuer Termin folgt, Leitung: Prof. Dr. med. Christoph Schöbel) fielen jeweils
der Corona-Pandemie zum Opfer.
DGP-Kongress
Die Sektion initiierte auf dem DGP-Kongress 2019 4 Symposien (Wechselwirkung Schlaf
und Gehirn, Kontroverses zur Diagnostik und Therapie der Schlafapnoe, ventilatorisches
Versagen und Schlaf und Schlafapnoe neu gedacht), einen Postgraduiertenkurs (Theorie
und Praxis der Schlafmedizin), ein Frühseminar (Begutachtung zur Fahrtauglichkeit
bei OSA) sowie eine Sitzung mit freien Vorträgen (Schlafmedizin interdisziplinär).
Diese Veranstaltungen wurden insgesamt gut besucht. Für den Kongress in Leipzig 2021
sind erneut 4 Symposien geplant (1: Schlafapnoe – Therapieformen zeitgemäß diskutiert,
2: Sauerstofftherapie in der Schlafmedizin – nur ein Add-on oder eine volle Alternative?,
3: Neue pathophysiologische Konzepte schlafbezogener Atmungsstörungen. Was bedeuten
Sie für den klinischen Alltag? und 4: Schlaf, Immunologie und Neurologie) sowie ein
PG-Kurs (Schlafmedizin für Fortgeschrittene mit interaktiver Fallbesprechung) und
eine Wiederholung des oben genannten Frühseminars und der Sitzung mit freien Vorträgen.
Themenschwerpunkte
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Versorgungsmedizinische Aspekte der Betreuung schlafmedizinischer Patienten
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Bewertung aktueller Studienergebnisse zu kardiovaskulären Komplikationen der Schlafapnoe
und protektiven Effekten der CPAP-Behandlung und non CPAP-Therapien
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Digitalisierung der Schlafmedizin, Chancen durch die Telemedizin
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Schlaf und Gehirn
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Schlafmedizinische Versorgung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie
Auswirkung der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hatte erheblichen Einfluss auf die schlafmedizinische Versorgung
im ambulanten und stationären Umfeld. Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde die Mehrzahl
der schlafmedizinischen Versorgungseinheiten geschlossen zum Schutz der Mitarbeiter
und um eine Übertragung zwischen den Patienten zu verhindern. Ferner wurden im stationären
Sektor schlafmedizinische Einheiten samt Personal oft für die mögliche Versorgung
beatmungspflichtiger Corona-Patienten umgewidmet. Nachdem sich rasch abzeichnete,
dass die Corona-Pandemie die medizinische Versorgung über einen längeren Zeitraum
begleiten wird, galt es, Kriterien für die Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der schlafmedizinischen
Versorgung zu definieren, um die negativen Auswirkungen der medizinischen Unterversorgung
schlafmedizinisch erkrankter Menschen zu minimieren. Neben allgemeinen infektpräventiven
Maßnahmen mussten hierfür spezielle Aspekte der schlafmedizinischen Versorgung (mögliche
Übertragung unentdeckter Krankheitsfälle durch Überdrucktherapie, Sauerstofftherapie
oder Inhalationen) berücksichtigt werden.
Publikationen und Stellungnahmen
In Ergänzung zu einer Stellungnahme der Sektion 5 (Positionspapier der DGP zur praktischen
Umsetzung der apparativen Differenzialtherapie der akuten respiratorischen Insuffizienz
bei COVID-19, M. Pfeifer et al., Pneumologie 2020, Pneumologie 2020; 74(06): 337 – 357,
doi:10.1055/a-1157-9976) wurde nach eingehender gemeinsamer Diskussion zusammen mit
der DGSM und unter Miteinbeziehung des BdP ein Positionspapier zur „Diagnostik und
Therapie schlafbezogenen Atmungsstörung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“ entwickelt
und in der Pneumologie (Büchner N et al. Pneumologie 2020; doi:10.1055/a-1184-8442)
und Somnologie (Büchner N et al. Somnologie 2020; doi:10.1007/s11818-020-00253-w)
publiziert.
Stellungnahme des DGP und BdP zur Konsultationsfassung der Leitlinie „Schnarchen bei
Erwachsenen: Diagnostik und Therapie“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNOKHC).
Im Rahmen des Delphi-Prozesses: Beteiligung an der Abstimmung der S3-Leitlinie „Nicht-erholsamer
Schlaf/Schlafstörungen – Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“. Einige
Mitglieder der Sektion haben Teile dieser Leitlinie als Coautoren mit verfasst.
Stellungnahmen im Rahmen des GBA/IQWiG-Prozesses N18-03 („Unterkieferprotrusionsschiene
bei leichter bis mittelgradiger obstruktiver Schlafapnoe bei Erwachsenen“, Anhörung
im September 2020 steht aus) und „Teilimplantierbares Stimulationssystem bei obstruktiver
Schlafapnoe“.
Ziel der Sektion bleibt es ferner, in Diskussionsforen vermehrt neue wissenschaftliche
Projekte auszuarbeiten und auf künftigen Kongressen zu präsentieren. Die Arbeit der
Projektgruppe „Kontroversen und Perspektiven in der Schlafmedizin“ mit dem Ziel einer
Publikation bzw. Publikationsserie wird fortgesetzt.
Ausblick
Die Schlafmedizin sieht sich weiterhin durch den zunehmenden ökonomischen Druck der
Kostenträger und eine unsichere Versorgungs- und Vergütungssituation großen Problemen
gegenüber, die eine qualitativ ausreichende Betreuung der Patienten aber auch eine
adäquate Weiterbildung schlafmedizinisch qualifizierter Ärzte in Zukunft gefährden.
Beflügelt wird diese Debatte durch neue Studienergebnisse, die den protektiven Nutzen
z. B. der OSA-Therapie in Hinblick auf die allgemeine und kardiovaskuläre Morbidität
und Mortalität in Frage stellen. Neue epidemiologische Studien zeigen jedoch eine
überraschend hohe Prävalenz der Schlafapnoe in der Gesamtbevölkerung, bspw. haben
beinahe die Hälfte der Männer einen AHI > 15/h. Nach aktuellen Leitlinien bedeutet
dies noch ungeachtet der Symptome eine Therapieindikation. Andererseits konnten wir
in den vergangenen Jahren feststellen, dass die pathophysiologischen Grundlagen und
die klinischen Erscheinungsformen der Schlafapnoe weitaus komplexer sind als bisher
angenommen mit daraus resultierenden differenzierten Therapieoptionen, die eine ganzheitliche
schlafmedizinische Bewertung zwingend erfordern. Die wichtigste Zielsetzung bleibt
daher eine intensive Diskussion und Aufarbeitung dieser Aspekte mit dem Ziel, neue
Wege der schlafmedizinischen Versorgung für die Umsetzung im klinischen Alltag aufzuzeigen.
Nikolaus Büchner, Duisburg,
Holger Woehrle, Ulm