Ernährung & Medizin 2020; 35(03): 97
DOI: 10.1055/a-1115-9414
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, …

Bertil Kluthe

Ernährungstherapie bei gastroenterologischen Krankheitsbildern

Im Mittelpunkt der vorliegenden Ausgabe von Ernährung & Medizin stehen die medizinischen Probleme und die therapeutischen Möglichkeiten der Ernährungstherapie bei gastroenterologischen Krankheitsbildern. Dabei werden die wesentlichen Organsysteme mit ihren typischen und häufigen Erkrankungen besprochen. Besonderen Wert haben wir bei der Auswahl der Autoren darauf gelegt, in den Beiträgen vorrangig die praktische Umsetzung der Ernährungstherapie auf der Basis von wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen herauszuarbeiten.

Der erste Artikel beschäftigt sich mit dem Organsystem Darm und gibt einen breiten Überblick über die evidenzbasierten „Möglichkeiten der Ernährungstherapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“. Unter anderem werden Interaktionen und Zusammenwirken zwischen ernährungstherapeutischen Konzepten und pharmakologischer Therapie behandelt.

Die endokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse fokussiert der Beitrag „Diabetes Typ 3c (pankreopriver Diabetes): Abstimmung zwischen Insulintherapie und Ernährung“, ein Interaktionsfeld, das uns in Anbetracht der Zunahme von Pankreaserkrankungen und -operationen immer öfter vor größere Herausforderungen stellt. Das weitgehende Fehlen von Leitlinien in diesem Bereich macht es erforderlich, dass wir uns mit den besonderen Mechanismen beim Typ-3c-Diabetes intensiv beschäftigen, damit wir für und mit unseren Patienten individuelle Lösungen erarbeiten können.

Die Praxisbeiträge beginnen mit der „Symptomadaptierten Ernährungstherapie bei Operationen am oberen Gastrointestinaltrakt“, also bei Operationen an Speiseröhre und Magen. Anhand typischer gastroenterologischer Störungsbilder werden die ernährungstherapeutischen Möglichkeiten handlungsorientiert dargelegt.

Die Arbeit „Ernährung bei Pankreaserkrankungen“ beschreibt verschiedene Krankheitsbilder, bei denen eine exokrine Pankreasinsuffizienz resultieren kann. Mit Schwerpunkt auf den praktischen Tipps stellt sie ernährungstherapeutische und medikamentöse Behandlungswege und deren Wechselspiel dar.

Die Autorinnen und Autoren dieser Schwerpunkt-Artikel des vorliegenden Heftes sind allesamt in der medizinischen Rehabilitation tätig, in welcher Ernährungsberatung und Ernährungstherapie traditionell einen hohen Stellenwert besitzen. Die dort ankommenden Patienten sind oft durch die vorangegangenen Operationen und die zugrunde liegenden Diagnosen beeinträchtigt und verunsichert und benötigen Zeit, viel fachlichen Rat und individuelle Zuwendung, um sich auf die notwendigen Veränderungen ihres Lebensstils und ihrer Ernährungsweise einstellen zu können. Glücklicherweise stehen uns insbesondere im stationären Rehabilitations-Setting die dafür erforderlichen zeitlichen und personellen Ressourcen in der Regel zur Verfügung.

Die Ernährungstherapie ist dabei eingebettet in ein multimodales Behandlungskonzept, das von einem multiprofessionellen Team in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit umgesetzt wird. Die klassischen Module aus dem Bereich der Ernährungsberatung und Ernährungstherapie werden ergänzt durch Bewegungselemente und Entspannungsverfahren. Die Patienten sind in der Regel mindestens drei Wochen in einer Rehabilitationsklinik, was eine intensive Beschäftigung mit den ernährungsbezogenen Fragestellungen ermöglicht.

Ihr
Dr. Bertil Kluthe



Publication History

Article published online:
10 September 2020

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Stuttgart · New York