32 prospektive Studien mit insgesamt mehr als 700 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
gingen in die Analysen ein. In 18 Studien war insbesondere der Einfluss pflanzlicher
Proteine auf die Mortalität untersucht worden. Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen
sowie Patienten mit schweren Nierenerkrankungen, Malignomen im Endstadium oder anderen
kritischen Erkrankungen wurden nicht einbezogen. Die Beobachtungszeit lag in den einzelnen
Studien zwischen 3,5 und 32 Jahren. Die tägliche Aufnahme von Proteinen wurde entweder
bei den Studienteilnehmern erfragt oder mithilfe der Harnstoffausscheidung im Urin
ermittelt. Die Risikoberechnungen erfolgten anhand eines Random-Effects-Modells.
Und nachhaltig ist es auch: Pflanzliches Eiweiß senkt die vorzeitige Sterblichkeit.
(Quelle: Kirsten Oborny, Thieme Gruppe)
Insgesamt verstarben 113 039 Personen, 16 429 aus kardiovaskulärer Ursache und 22 303
aufgrund eines Malignoms. Zwischen der Gesamtproteinaufnahme und der Gesamtmortalität
fand sich ein signifikanter inverser Zusammenhang, das heißt, je mehr Proteine verzehrt
wurden, umso niedriger war die Gesamtmortalität. Tierische Proteine allein hatten
jedoch keinen statistisch messbaren Effekt auf die Mortalität, während ein hoher Konsum
pflanzlicher Proteine sowohl mit einer verringerten Gesamtmortalität als auch mit
einer verringerten kardiovaskulären Mortalität einherging. Die Ergebnisse waren konsistent
für unterschiedliche Body-Mass-Indizes und Gesamtenergieaufnahmen. In einer Dosis-Wirkungs-Analyse
zeigte sich, dass eine Steigerung der Aufnahme pflanzlicher Proteine um 3 % zu einer
Verringerung der Gesamtmortalität um 5 % führte.
Wie wirkt pflanzliches Protein?
Als mögliche Mechanismen der günstigen Wirkung pflanzlicher Proteine diskutieren die
Autoren den fehlenden Anstieg des Insulin-like Growth Factors 1, der typischerweise
nach dem Verzehr tierischer Proteine auftritt und mit altersbedingten Erkrankungen
in Zusammenhang gebracht wird. Darüber hinaus können bakterielle Fermentationsprozesse
pflanzlicher Proteine die Entstehung toxischer Metabolite im Darm verringern. Bioaktive
Peptide pflanzlicher Herkunft zeigten außerdem in früheren Studien antioxidative und
antiinflammatorische Eigenschaften. Letztlich scheint auch die Aminosäuren-Zusammensetzung
bei Proteinen pflanzlicher Herkunft günstige Effekte auf den Lipidstoffwechsel und
die Blutzuckerregulierung zu haben. Klinisch konnten in vorausgehenden Studien günstige
Effekte pflanzlicher Proteine auf den arteriellen Blutdruck, den Hüftumfang und das
Körpergewicht nachgewiesen werden. Dennoch weisen die Autoren darauf hin, dass die
Aufnahme pflanzlicher bzw. tierischer Proteine immer im Zusammenhang mit einer Gesamternährungsweise
zu sehen sei.
Pflanzliche Proteine, die sich beispielsweise in Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten
finden, scheinen das Leben zu verlängern. Dabei wirkt sich schon eine geringe Steigerung
des Anteils pflanzlicher Proteine in der Ernährung deutlich auf die Mortalität aus.
Die Ergebnisse unterstreichen die aktuellen Ernährungsempfehlungen der internationalen
Fachgesellschaften, so die Autoren.
Dr. Katharina Franke, Darmstadt