Das Zeitalter moderner Therapien hat für den SLE im Vergleich zu der RA und
den Spondyloarthritiden verzögert begonnen. Im Jahre 2017 wurden nach der
deutschen Kerndokumentation 62% der SLE Patienten mit Glukokortikoiden
behandelt, aber nur 3% mit biologischen DMARDs (einzige zugelassene Substanz
bis jetzt: der Anti-BLyS-Antikörper Belimumab). Zum Vergleich lagen diese
Zahlen bei der RA bei 45 bzw. 23% [1]. Immer noch, bzw. noch mehr denn je, ist das Antimalariamittel
Hydroxychloroquin eine wesentliche Säule der Therapie, unterstützt
durch konventionelle und zum Teil lange bekannte Immunsuppressiva.
Ein Hemmschuh der Entwicklung neuer Therapeutika ist einerseits die komplexe, nicht
auf wenige Schlüsselmechanismen reduzierbare Pathophysiologie der
Erkrankung. Es hatte sich auch gezeigt, dass sowohl diagnostische Kriterien wie auch
das Design von klinischen Studien des SLE weiter entwickelt werden mussten, um
Fortschritte zu ermöglichen.
In der hier vorgestellten Ausgabe der Aktuellen Rheumatologie möchten wir
einen praxisnahen UpDate aber auch einen tieferen Einblick in manche Aspekte des SLE
geben.
Martin Aringer aus Dresden wird uns die unter seiner Federführung
entwickelten neuen Klassifikationskriterien des SLE vorstellen. Er gibt dem Leser
einen Einblick, was hinter den neuen Kriterien und Domänen steht und was die
Grundregeln sind. Klassifikationskriterien sind keine Diagnosekriterien, sondern
für Studien gedacht. Das Verständnis, warum bestimmte
Manifestationen und Befunde die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
ermöglichen, hilft uns aber bei der konkreten Diagnose.
Johanne Mucke und Rebecca Fischer-Betz aus Düsseldorf geben uns eine aktuelle
und kenntnisreiche Übersicht zum derzeitigen Stand der Therapie des SLE.
Nicht nur die Auswahl der Substanzen entsprechend der jeweiligen
Krankheitsmanifestationen, auch das moderne Konzept des Treat-To-Target beim SLE
wird vorgestellt.
Zum Antimalariamittel Hydroxychloroquin haben sich kürzlich die Empfehlungen
für das Sicherheitsmanagement inclusive des Retinopathie-Screenings
geändert. Die Frequenz des ophthalmologischen Screenings wird reduziert,
gleichzeitig steigen aber die Anforderungen. Denitsa Hadjiski aus Baden-Baden und
ich haben Ihnen zusammengefasst, was dabei wichtig und neu für die klinische
Praxis ist.
Die Gewinnung einer Histologie aus der Nierenbiopsie steht oft am Anfang der Diagnose
des SLE. Sie entscheidet bei der prognose-bestimmenden renalen Beteiligung
über die richtige Therapieauswahl und hat daher eine enorme Bedeutung. Die
Durchführung und die Beurteilung des Ergebnisses ist eine besondere
fächerübergreifende Aufgabe von Rheumatologen, Nephrologen und
Pathologen. Als Rheumatologe und Nephrologe hochversiert fasst uns Stefan Weiner aus
Trier alles praktisch Wichtige zur Nierenbiopsie, ihrer histologischen Beurteilung
und der Rolle zur Therapiesteuerung des SLE zusammen.
Schließlich schauen wir tiefer in die Pathophysiologie der Erkrankung und
welche Chancen sich für zukünftige Therapien ergeben. Falk Hiepe aus
Berlin hat uns aus den Einblicken eines forschenden Arztes und Wissenschaftlers das
herausgesucht, was die Hoffnung für die Entwicklung neuer
Therapieansätze sein wird.
Ich wünsche Ihnen viel Freude, Spaß und Erkenntnis beim Lesen.
Ihr
Prof. Dr. med. Christoph Fiehn
Baden-Baden