Schlüsselwörter
chronische Rhinosinusitis - COVID-19 - SARS-CoV-2 - nasale Polypen - CRSwNP - Biologika
- intranasale Kortikosteroide - Dupilumab
Einführung
COVID-19 wird durch den neuen Virusstamm SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren
verursacht, der bisher noch nicht beim Menschen identifiziert wurde. Coronaviren sind
zoonotisch, d. h. sie werden zwischen Tieren und Menschen übertragen. Häufige Anzeichen
einer Infektion mit SARS-CoV-2 sind Fieber, Husten, Muskelschmerzen, Kurzatmigkeit
und Atembeschwerden. Auch Anosmie wurde kürzlich als wichtiges Symptom gemeldet [1]. In Südkorea, wo umfangreiche Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt wurden, hatten 30 %
der Patienten, die positiv getestet wurden, Anosmie als Hauptsymptom bei ansonsten
leichten Beschwerden [2]. Weitere Anzeichen einer viralen Atemwegsinfektion können nasale Symptome und Halsschmerzen
sein. In schwereren Fällen können im Rahmen der COVID-19-Erkrankung eine Lungenentzündung,
ein akutes Atemnotsyndrom sowie Nieren- oder Herzmuskelversagen auftreten und bei
ca. 1–8 % der betroffenen Patienten zum Tod führen [3]
[4]. In Nase und Rachen findet sich eine hohe Viruslast, sodass die oberen Atemwege
ein wichtiger Zielbereich zur Verhinderung einer Übertragung sind [5].
Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation COVID-19 offiziell zur Pandemie
[4]. Seit dem Ausbruch dieser Pandemie im Dezember 2019 hat die Zahl der Infizierten
weiter zugenommen, und sie betrifft fast alle Regionen weltweit.
Die neuesten epidemiologischen Daten und Richtlinien zur Infektionskontrolle und zum
Infektionsmanagement finden sich auf den Websites der WHO [4], des europäischen Center for Disease Control and Prevention (ECDC) (https://www.ecdc.europa.eu/en) [6] und des Robert-Koch-Instituts (RKI) (www.rki.de).
In der veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur zu COVID-19 werden chronische
Atemwegserkrankungen, Diabetes, arterielle Hypertonie, Adipositas, koronare Herzkrankheit
und primäre oder sekundäre Immunschwäche als Risikofaktoren für schwere/kritische
Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte und tödliche Folgen aufgeführt [3]
[7]
[8]
[9].
Interessanterweise wurden allergische Rhinitis (AR), atopische Dermatitis und Asthma
bei keinem einzigen von 140 infizierten und symptomatischen Patienten in Wuhan als
signifikante Komorbidität erfasst [8]. In derselben Studie wurde nicht einmal nach chronischer Rhinosinusitis (CRS) gefragt,
wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass es keine Spontanmeldungen von Patienten
gab. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass allergische Erkrankungen und Erkrankungen
der oberen Atemwege oder deren Behandlung einschließlich intranasaler Kortikosteroide
(INCS) das Risiko für Infektionen nicht erhöhen [10].
Chronische Rhinosinusitis (CRS)
Chronische Rhinosinusitis (CRS)
CRS ist eine chronische Atemwegserkrankung, die als anhaltende Entzündung der Nasenschleimhäute
und Nasennebenhöhlen definiert ist und zu mindestens 2 der folgenden Symptome führt:
nasale Obstruktion und/oder Rhinorrhoe mit entweder Gesichtsdruck- und/oder Geruchsproblemen
[11]
[12]
[13]
[14].
Kürzlich wurde in einer Reihe von Berichten darauf hingewiesen, dass ein plötzlicher
isolierter Ausbruch von Anosmie (ISOA) bei COVID-19-Patienten auftreten kann, die
ansonsten asymptomatisch sind. Dies sollte insbesondere bei der Differenzialdiagnose
von Geruchsverlust bei CRS und als Markersymptom beim Screening auf eine SARS-CoV-2-Infektion
im Allgemeinen berücksichtigt werden [1]
[15].
Weltweit sind ca. 5–12 % der Allgemeinbevölkerung von CRS betroffen, was erhebliche
Kosten für Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften verursacht [11]
[12]
[13]
[14]
[16]
[17]. Die Diagnose wird durch das Vorliegen der typischen Symptome mit zusätzlichem endoskopischem
und/oder radiologischem Nachweis entzündlicher Veränderungen der Sinusschleimhaut
gestellt [14]
[17]
[18]. CRS wird traditionell durch das Vorhandensein von Nasenpolypen (NP) in einen Phänotyp
mit NP (CRSwNP) und einen ohne NP (CRSsNP) klassifiziert [19]
[20]. Aus mechanistischer Sicht kann CRS in Typ-2 (T2)-Immunentzündungsreaktion und Nicht-T2
eingeteilt werden.
CRS ist typischerweise mit Epithelschäden und Gewebszerstörung [21] assoziiert, die Virusinfektionen fördern können [12]. Asthma koexistiert häufig mit CRS, und es ist bekannt, dass eine Verschlechterung
der CRS-Kontrolle Asthma-Exazerbationen fördern kann [11].
Da es sich bei CRSwNP um eine chronisch-entzündliche Erkrankung handelt [22], kann sie je nach Schwere der Erkrankung mit INCS-Sprays, systemischen Glukokortikosteroiden
(sGCS) oder spezifischen, gegen den T2-Endotyp-gerichteten [22]
[23] entzündungshemmenden Therapien [24]
[25] behandelt werden.
Letztere Medikamente gelten als Eckpfeiler der präzisionsbasierten Medizin [26] und werden mehr und mehr als die bevorzugte Behandlungsoption angesehen, insbesondere
für Patienten mit schwerer Erkrankung, bei denen klassische Behandlungsoptionen wie
sGCS oder eine Operation nicht ausreichen oder zu viele Nebenwirkungen haben [26]
[27]
[28].
Komorbiditäten von CRSwNP
Komorbiditäten von CRSwNP
CRSwNP-Patienten bilden eine sehr heterogene Patientengruppe mit einer großen Variabilität
der Krankheitsfaktoren wie Alter bei Krankheitsbeginn und Schwere der Erkrankung.
Eine CRSwNP kann mit verschiedenen Komorbiditäten auftreten, wie z. B. Allergien,
NSAID-exazerbierte Atemwegserkrankungen (N-ERD), aber auch Autoimmunerkrankungen wie
der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis [29]
[30]
[31]
[32]. Es hat sich gezeigt, dass 30–70 % der CRSwNP-Patienten an komorbidem Asthma leiden
[23]
[31]
[33]
[34] mit einer klaren Assoziation zwischen Schweregrad des Asthmas und dem Vorhandensein
von CRSwNP [35]
[36]. So sind nur 10–30 % der Patienten mit mildem Asthma an CRSwNP erkrankt, im Vergleich
zu 70–90 % der Patienten mit schwerem, insbesondere spät einsetzendem Asthma [35]
[36]. Beide Erkrankungen weisen ähnliche pathophysiologische und immunologische Mechanismen
auf, wobei die T2-Entzündung der häufigste Endotyp ist [23]
[37]
[38]
[39]. Dieser Entzündungstyp ist durch eine eosinophile Infiltration gekennzeichnet, die
mit dem Nachweis typischer T2-Zytokine wie Interleukin (IL)-4, IL-5 und/oder IL-13
sowie sowohl zirkulierendem als auch lokalem IgE assoziiert ist [23]
[40].
Behandlung von CRSwNP
Die Behandlung sowohl von CRSwNP als auch von Asthma basiert auf entzündungshemmenden
Therapien unter Einschluss topischer GCS-Verabreichung. Für CRSwNP ist die tägliche
Verabreichung von INCS der therapeutische Goldstandard [17]
[41]
[42]
[43]
[44]
[45]. Ein Cochrane-Review zeigte eine konsistente, moderate Verbesserung der subjektiven
Symptome, insbesondere der Nasenatmung, Rhinorrhoe, Geruchsstörungen, Kopf- und Gesichtsschmerzen
[46], aber auch eine Verkleinerung der Nasenpolypen und eine Abnahme der Rezidivrate
von Polypen nach Sinus-Operationen unter INCS-Behandlung [47]
[48].
Wenn mit diesen Therapieoptionen keine Krankheitskontrolle erreicht wird, wird bei
schweren Fällen von CRSwNP häufig eine kurzfristige orale GCS-Behandlung (in der Regel
über maximal 2–3 Wochen) empfohlen [49]
[50]. Systemische GCS können allein oder zusätzlich zur INCS-Therapie eingesetzt werden
und in Kombination eine größere Wirkung erzielen [51]
[52]. Bei Langzeitanwendung sind unerwünschte Wirkungen der systemischen GCS jedoch relativ
häufig und können Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, Hyperglykämie
und Diabetes mellitus, Gastritis und Magenblutungen, Magengeschwüre, Osteoporose,
Gefäßnekrosen, okuläre Nebenwirkungen, kardiovaskuläre Nebenwirkungen, verzögerte
Wundheilung, neuropsychiatrische Effekte und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen,
insbesondere Virusinfektionen, verursachen [28]. Einige dieser Nebenwirkungen können sogar bei Gesamtdosierungen von nur 1 g Prednisolon-Äquivalent
auftreten [53].
Es gibt aktuell allerdings keine kontrollierten Studien oder klinischen Hinweise auf
einen fördernden Effekt oder ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion mit konsekutiver
COVID-19-Erkrankung durch eine sGCS-Therapie. Da die Kortikosteroidtherapie bei Patienten,
die am Nahost-Respirationssyndrom (MERS), einer anderen SARS-ähnlichen Erkrankung,
die durch Coronaviren induziert wird, leiden, eine verzögerte virale RNA-Clearance
induzierte [54], schlagen aktuelle WHO-Richtlinien vor, dass sGCS nicht bei COVID-19-assoziierten
Lungenaffektionen oder ARDS eingesetzt werden sollte [55].
Alternative Behandlungsoptionen sind Langzeitantibiotika und/oder eine adaptive Aspirin-Desensibilisierung/Deaktivierung
[49]
[50]
[56]
[57]
[58].
In jüngster Zeit wurden verschiedene Biologika entwickelt, die spezifisch in die immunologische
Pathophysiologie entzündlicher Erkrankungen eingreifen. Im Hinblick auf CRSwNP ist
der monoklonale, gegen den Interleukin-4-Rezeptor gerichtete Antikörper Dupilumab
(Dupixent®) die erste biologische Therapie, die in der EU und den USA zugelassen wurde. Dupilumab
bindet an die Alpha-Untereinheit des IL-4-Rezeptors, der die IL-4/IL-13-Signalwege
und damit Schlüsselmechanismen der Entzündung vom T2-Typ hemmt [59]
[60]. Es ist in Europa als Zusatztherapie zum INCS für die Behandlung von Erwachsenen
mit schwerem CRSwNP zugelassen, die mit sGCS und/oder chirurgischen Eingriffen nicht
ausreichend kontrolliert werden können. Kürzlich veröffentlichte Konsensdokumente
schlagen verschiedene Kriterien für den Einsatz von Dupilumab bei der Behandlung von
CRSwNP-Patienten vor [19]
[61], darunter
-
frühere Nasennebenhöhlen-Operation,
-
Nachweis einer Entzündung vom Typ 2 (Biomarker, eosinophile Granulozyten im Blut und/oder
erhöhte Konzentrationen von Stickoxid im Atemexhalat),
-
Anwendung von systemischen GCS in den letzten 2 Jahren (≥ 2 kurze Behandlungen/Jahr
ODER eine Langzeitbehandlung für > 3 Monate mit niedrigdosiertem GCS),
-
deutlich reduzierte Lebensqualität,
-
signifikanter Geruchsverlust sowie
-
komorbides Asthma.
Wir stimmen diesen Empfehlungen zu und stellen fest, dass Dupilumab bei CRSwNP in
Betracht gezogen werden sollte, wenn therapeutische Arzneimittelalternativen bereits
erfolglos eingesetzt wurden oder aufgrund eines inakzeptablen Risikos für den Patienten
nicht nutzbar sind.
Wenn diese Kriterien nicht erfüllt sind, ist eine Operation die Behandlung der Wahl,
um eine Krankheitskontrolle bei CRSwNP zu erreichen [62]
[63]
[64]. Möglicherweise muss eine Operation in der aktuellen Pandemie jedoch verschoben
werden, um medizinische Ressourcen zu schonen und das chirurgische Personal vor aerosolisierten
Viruspartikeln zu schützen (Empfehlungen der ERS; https://www.europeanrhinologicsociety.org).
CRS-Behandlung und COVID-19
CRS-Behandlung und COVID-19
Laut WHO sollten Komorbiditäten bei Risikopatienten oder Patienten mit diagnostizierter
COVID-19-Erkrankung weiterhin nach den aktuellen Richtlinien behandelt werden, wenn
die Behandlung nicht mit COVID-19 interferiert oder umgekehrt [4]. CRS bildet keine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel und INCS (intranasale Kortikosteroide)
sind die Standardtherapie der Wahl [65]. Im Hinblick auf ein möglicherweise erhöhtes Infektionsrisiko ist die Kontrolle
der Entzündung unter Vermeidung einer systemischen GCS von entscheidender Bedeutung
zur Verhinderung einer Exazerbation in den Atemwegen.
Auch kann die Reduktion der Entzündungsreaktion der Nasenschleimhaut durch INCS die
Dauer und Schwere der Symptome bei Virusinfektionen der oberen Atemwege verkürzen.
Obwohl die aktuelle Evidenz die Anwendung von INCS zur symptomatischen Linderung von
Erkältungskrankheiten nicht unterstützt [66], können INCS den Gesamtsymptom-Score bei Erwachsenen mit akuter postviraler Rhinosinusitis
senken [20]
[67]
[68].
In Anbetracht der Krankheitsmechanismen kann davon ausgegangen werden, dass INCS die
viral induzierte Entzündungsreaktion innerhalb der Nasenschleimhaut reduzieren und
dass dies den Schweregrad der Symptome in den oberen Atemwegen verringern kann [69].
In der aktuellen COVID-19-Pandemie wurden einige Stellungnahmen veröffentlicht, die
besagen, dass „Kortisonpräparate“ das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion erhöhen oder
einen schwereren Verlauf der COVID-19-Erkrankung verursachen können. Dies verunsicherte
zahlreiche Patienten mit AR, CRS und Asthma [70]. In Übereinstimmung mit einer aktuellen Stellungnahme von ARIA und EAACI zur Behandlung
von AR [65] fühlen wir uns verpflichtet, für die Behandlung von CRS Folgendes vorzubringen:
-
INCS sind der Therapiestandard für CRS, und moderne INCS sind wirksam bei der Behandlung
von Symptomen und entzündlichen Veränderungen, wodurch Schleimhautschäden vermieden
werden.
-
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Anwendung von INCS in den zugelassenen Dosierungen
und Indikationen (siehe Produktinformation und/oder Packungsbeilage) zu einem erhöhten
Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion führt oder einen schwereren Verlauf der COVID-19-Erkrankung
auslöst.
-
Erwachsene und Kinder mit CRS sollten ihre INCS-Therapie konsequent und regelmäßig
in der individuell verschriebenen Dosis einnehmen und ohne Rücksprache mit ihrem Arzt
nicht verändern oder gar absetzen.
-
Es besteht das Risiko, dass sich die CRS durch das Absetzen des INCS verschlechtert.
Eine solche Verschlechterung kann bei anderen Menschen eine Tröpfcheninfektion durch
erhöhte Sekretion und Niesen bei COVID-19-Erkrankten begünstigen. Darüber hinaus kann
eine Verschlechterung der CRS systemische GCS erforderlich machen, die sich negativ
auf die Immunabwehr gegen COVID-19 auswirken können. Letztlich kann eine Verschlechterung
der CRS eine Verschlimmerung von Asthma auslösen, das von der WHO auch als Risikofaktor
für schwere Verläufe der COVID-19-Erkrankung angesehen wird.
-
Wie oben erörtert, sollten systemische GCS bei CRS in der aktuellen COVID-19-Pandemie
mit Vorsicht und nur bei Patienten mit schweren Symptomen und ohne therapeutische
Alternative weiter eingesetzt werden. Eine solche Indikation könnte für schwere CRSwNP-Patienten
vorliegen, wenn eine chirurgische Behandlung in der gegenwärtigen Pandemiesituation
nicht möglich ist.
Behandlung von Asthma bei CRS-Patienten
Behandlung von Asthma bei CRS-Patienten
Bis heute gibt es nur wenige Informationen über SARS-CoV-2-Infektionen bei Asthmapatienten.
Eine Asthmaerkrankung per se geht nicht mit einem erhöhten Risiko einer Infektion
mit dem SARS-CoV-2-Virus oder eines schweren Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung einher
[71]. Im Allgemeinen sind Atemwegsinfektionen und insbesondere eine Virusinfektion ein
häufiger Auslöser von Asthmaexazerbationen [72]. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass bestimmte virale Erreger, nämlich das
humane Rhinovirus und das Respiratory Syncytial Virus, in dieser Hinsicht an erster
Stelle zu nennen sind [73]
[74]. Coronaviren sind dafür bekannt, dass sie Asthmaanfälle oder Asthmaschübe [73]
[74] während der Infektion verschlimmern [73]
[74]. Auch bakterielle Infektionen und Kolonisation sind mit Exazerbationen und Atembeschwerden
(z. B. Atemnebengeräuschen) in Verbindung gebracht worden, ein Effekt, der unabhängig
auftreten oder ein Kofaktor von Virusinfektionen sein kann [73]
[74]. Möglicherweise liegt eine genetische Prädisposition für eine Verschlechterung der
Asthmasymptomatik im Rahmen viraler und bakterieller Infektionen zugrunde [73]
[74].
In Übereinstimmung mit Asthmaspezialisten weltweit empfehlen wir, dass Erwachsene
und Kinder, die an CRS mit begleitendem Asthma leiden, eine adäquate und individuell
angepasste antiasthmatische inhalative Therapie (insbesondere unter Einschluss inhalativer
Kortikosteroide) während der aktuellen COVID-19-Pandemie weder verändern noch unterbrechen
sollten (z. B. [75]). Das Risiko, dass sich ihr Asthma stark verschlechtert, was ansonsten unnötige
Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte erforderlich macht (wodurch mögliche Kontakte
mit COVID-19-Patienten zunehmen), ist für Asthmapatienten weitaus bedrohlicher als
ein mögliches, bislang nicht dokumentiertes erhöhtes Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2
[71], verursacht durch topische GCS. Darüber hinaus haben Krankenhäuser, die derzeit
verpflichtet oder sogar dazu gezwungen sind, sich auf die Behandlung von COVID-19-Fällen
zu konzentrieren, möglicherweise nicht genügend Kapazitäten für die Behandlung von
Asthmaexazerbationen.
Eine erfolgreiche inhalative GCS-Therapie bei Asthmapatienten sollte daher insbesondere
während der aktuellen Coronavirus-Pandemie fortgesetzt werden.
Auf Grundlage der derzeit verfügbaren Evidenz wird sogar empfohlen, dass Asthmapatienten,
die zuvor ihre Basistherapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) nur unregelmäßig
eingenommen haben (allein oder in einer festen Kombination mit einem langwirksamen
Bronchodilatator, LABA), eine regelmäßige Anwendung ihrer ICS oder ICS/LABA-Kombination
empfohlen werden sollte. Bei anhaltenden, unkontrollierten Asthmasymptomen sollten
sie ihren Arzt kontaktieren, um die Therapie entsprechend anzupassen.
Bei schwerer COVID-19-Erkrankung ist besondere Vorsicht mit Biologika geboten, die
die eosinophilen Granulozyten vermindern, da das Abheilen der Eosinopenie auf eine
Genesung hindeutet [76].
Über Eosinopenie wurde in Verbindung mit schweren Fällen von COVID-19 berichtet, während
eine erhöhte Eosinophilenzahl mit einer besseren Prognose assoziiert zu sein schien
[3], aber bisher konnte kein kausaler oder funktioneller Zusammenhang nachgewiesen werden;
dieser Befund könnte ein Epiphänomen sein [76]
[77]. Niedrige Eosinophilenzahlen im Blut bei mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten wurden
daher initial als Zeichen eines erhöhten Risikos einer Infektion mit SARS-CoV-2 und
eines schweren Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung gedeutet und daraus eine Gefährdung
solcher Patienten durch mit einer Erniedrigung der Eosinophilenzahl im Blut einhergehenden
Therapie mit gegen IL-5 oder den IL-5-Rezeptor gerichteten Antikörpern abgeleitet
[8]
[71]. Hierzu ist festzuhalten, dass niedrige Eosinophilenzahlen im Blut die Schwere einer
Infektion/Entzündung anzeigen, ein prognostischer Biomarker jedoch nicht zwingend
auch pathogenetisch relevant ist. Als Beispiel sei auf den Biomarker FeNO verwiesen,
der zwar den Schweregrad einer bronchialen Entzündung abbildet, sich gleichwohl als
ungeeignetes Ziel einer antiasthmatischen Therapie erwies.
Im Gegenteil kann ein Absetzen einer bereits laufenden Behandlung mit Biologika bei
CRSwNP mit und ohne assoziiertes Asthma zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung
führen, was wiederum einen negativen Einfluss auf den Verlauf von COVID-19 haben könnte.
Virusbedingte Asthmaexazerbationen treten unter biologischer Therapie seltener auf
oder sind weniger schwerwiegend [75]. Ohne biologische Therapie müssten besonders schwere Asthmapatienten auf eine Therapie
mit sGCS umgestellt werden, die ihre Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 beeinträchtigen
kann [75].
Therapie mit Biologika bei CRSwNP
Therapie mit Biologika bei CRSwNP
Monoklonale Antikörper (Biologika) werden erfolgreich zur Behandlung schwerer Formen
verschiedener chronischer Krankheiten eingesetzt. Dazu gehören Asthma, atopische Dermatitis,
CRSwNP und chronische spontane Urtikaria. Konkret sind Omalizumab, Mepolizumab, Reslizumab,
Benralizumab und Dupilumab für mindestens 1 dieser Indikationen zugelassen. Während
die durch die genannten Biologika modifizierten immunologischen Prozesse wahrscheinlich
keine zentrale Rolle bei der Abwehr von Viren spielen, muss die Verwendung dieser
Medikamente eindeutig auf den Zulassungskriterien und Gebrauchshinweisen für jedes
einzelne biologische Arzneimittel beruhen. Der behandelnde Arzt sollte die Behandlung
für jeden Patienten auf der Grundlage einer individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung
festlegen.
Bei schwerer COVID-19-Erkrankung kann eine Sepsis auftreten. Die Eosinopenie ist als
ein Merkmal der Sepsis bekannt [78]
[79] und kann eine Folge, nicht die Ursache sein. Anti-IL-5-Strategien, wie z. B. Mepolizumab,
reduzieren Eosinophile um ca. 50 %, beseitigen aber nicht die Gewebe- und Bluteosinophilen
[80]. Benralizumab kann eine tiefgreifendere Wirkung haben [81], aber auch für dieses Medikament liegen keine Beobachtungen in Bezug auf COVID-19
vor. In Studien zu schwerem Asthma reduzieren Mepolizumab und Benralizumab Exazerbationen,
die meist durch Viren hervorgerufen werden, um ca. 50 % [82]
[83]. In diesen klinischen Prüfungen war eine Behandlung mit den genannten Biologika
mit konsekutiver ausgeprägter Bluteosinophilie nicht mit einer erhöhten Inzidenz viraler
(oder bakterieller) Infektionen assoziiert. Was Dupilumab betrifft, das einzige in
Deutschland für die Behandlung von CRSwNP zugelassene Biologikum, haben während des
klinischen Entwicklungsprogramms über 8000 Patienten dieses Medikament für verschiedene
Indikationen (z. B. atopische Dermatitis, Asthma bronchiale, CRSwNP) erhalten [84]. Während der klinischen Studien wurden verschiedene respiratorische Infektionen,
einschließlich viraler Rhinovirus-Infektionen der Atemwege, identifiziert; diese Ereignisse
sind im Europäischen Bewertungsbericht EPAR und in der Zusammenfassung der Produktmerkmale
(Summary of Product Characteristics, SPC) nicht als unerwünschte Arzneimittelwirkungen
aufgeführt [85].
Andererseits können durch Viren ausgelöste Exazerbationen reduziert werden, und dies
ist mit einer wiederhergestellten Produktion von IFN-α, -β und -γ verbunden [86]. Das mögliche Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 ist daher keine Kontraindikation,
die Therapie mit Dupilumab für CRSwNP fortzusetzen oder zu beginnen. Eine adäquate
Symptom- und Entzündungskontrolle ist unabhängig von der aktuellen Pandemiesituation.
Für den Einsatz von Biologika bei CRS unter den Bedingungen der aktuellen COVID-19-Pandemien
empfehlen wir Folgendes:
-
Therapie mit Biologika bei Patienten, die negativ auf SARS-CoV-2 getestet wurden oder
positiv getestete Patienten ohne Anzeichen/Symptome von COVID-19 zeigen: Es gibt keine
ausreichende Evidenz, um die Absetzung von Biologika zu empfehlen. HNO-Fachärzte sollten
weiterhin von Fall zu Fall das Risiko gegenüber dem Nutzen der Verwendung biologischer
Medikamente abwägen. Bezüglich der einzelnen Patienten sollte die Abwägung das Alter
der Patienten (> 60 Jahre) und Ko- und Multimorbiditäten, einschließlich schwerer
chronischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, schwerer Bluthochdruck,
Leber- und Nierenerkrankungen, Beeinträchtigung der Atemwege, Krebs oder Tabakkonsum,
um nur einige zu nennen, berücksichtigen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Überwachung
der Bluteosinophilen und der Lymphozytenfluktuation gelten.
-
Therapie mit Biologika bei Patienten, die positiv auf COVID-19 getestet wurden (RT-PCR):
Wir empfehlen, in diesen Fällen die Therapie mit Biologika zu unterbrechen oder zu
verschieben, bis sich der Patient von COVID-19 erholt hat.
-
Patienten, bei denen der Beginn einer Therapie mit Biologika in Betracht gezogen wird:
Wir empfehlen, das Verhältnis von Risiko und Nutzen bei Patienten, die nicht zur Risikogruppe
zählen, vor der Einleitung einer Therapie mit Biologika von Fall zu Fall zu beurteilen.
Bei Hochrisikogruppen (z. B. Personen, die 60 Jahre und älter sind, oder Patienten
mit bekannten Multimorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, schwerer
Hypertonie, Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen, Beeinträchtigung der Atemwege,
Krebs oder Tabakkonsum u. a.) empfehlen wir in der derzeitigen Pandemie, einen Aufschub
der Einleitung einer Biologika-Therapie zu erwägen.
Wie können HNO-Ärzte während der Pandemie praktisch mit CRS/CRSwNP-Patienten umgehen?
Wie können HNO-Ärzte während der Pandemie praktisch mit CRS/CRSwNP-Patienten umgehen?
In Übereinstimmung mit den ERS-Empfehlungen [87] sollten diagnostische Verfahren wie die Nasenendoskopie für Rhinologie-Patienten
möglichst vermieden werden. Wenn eine Nasenendoskopie unvermeidlich ist, sollte ein
geeigneter Schutz einschließlich FFPW/FFP2-Masken, Augenvollschutz und Ganzkörperschutzkleidung
gewährleistet sein. Bei der Anwendung von Lokalanästhesie mit oder ohne Dekongestion
sollten zerstäubte Formen mit Aerosolbildung vermieden und eher eingeweichte Tupfer
verwendet werden. Generell wird empfohlen, erfolgreich laufende Therapien bei CRS,
Asthma oder beidem fortzusetzen und die Patienten mit einem Medikamentenvorrat zu
versehen, der bei Bedarf für eine 14-tägige Quarantäne ausreicht.
Eine elektive endoskopische Sinus-Operation sollte vermieden und nur bei Verdacht
auf eine bösartige Erkrankung oder lokale Komplikationen durchgeführt werden. Wenn
eine elektive Operation erforderlich ist, sollte präoperativ eine negative SARS-CoV-2-Testung
(Abstrich-PCR) vorliegen, wo und wann immer dies möglich ist. Das Tragen eines MNS,
oder besser einer FFP2-Maske
und Augenvollschutz zu der üblichen OP-Schutzkleidung wird auch bei negativem Test
angeraten. Im Fall einer Notfalloperation oder bei Nichtverfügbarkeit der Tests sollte
der Patient als SARS-CoV-2-positiv betrachtet werden.
Nach aktueller Empfehlung des RKI (Stand: 01.04.2020) sollten bei allen Tätigkeiten,
die mit Aerosolproduktion einhergehen (z. B. Intubation oder Bronchoskopie, aber auch
Nasennebenhöhlenchirurgie), bei unklarerer SARS-CoV-2-Infektionslage Atemschutzmasken
(FFP2 oder darüberhinausgehender Atemschutz) getragen werden. Die spezifische Situation
von operativen Eingriffen im oberen Respirationstrakt ist in den Empfehlungen des
RKI nicht explizit genannt. Als aktuelle Empfehlung für die elektive Nasennebenhöhlenchirurgie
sind somit mindestens MNS bei Abstrich-negativen Patienten, oder FFP2-Maske, ein steriler,
flüssigkeitsdichter OP-Kittel, Schutzbrille und sterile Handschuhe einzufordern. Ein
Visier, sofern verfügbar, ist einer Schutzbrille vorzuziehen. Ein Ganzkörperschutzanzug,
sog. PAPR („Powered Air Purifying Respirator“ = Respirator-Anzug mit aktiver Belüftung)
wird explizit nicht empfohlen [88].
In einer kürzlich durchgeführten Studie erzeugte die Anwendung von Standard-Kaltgeräten
oder Mikrodebridern keine nachweisbaren Aerosole. Im Gegensatz dazu erzeugten Hochgeschwindigkeitsbohrer
eine signifikante Aerosolkontamination [89]. Dieser Umstand ist bei Anwendung der Fräse endonasal oder im Rahmen einer Rhinoplastik
zu berücksichtigen. Ein definitiver Atemschutz (FFP2) und ein Ganzgesichtsvisier könnte
hier die Sicherheit erhöhen [87]; keine definitive Evidenz.
Es ist darauf hinzuweisen, dass auch asymptomatische SARS-CoV-2-Patienten diese Infektion
übertragen können [90]. Die mittlere Inkubationszeit zwischen Infektion und ersten Krankheitssymptomen
beträgt 4 Tage (Bereich zwischen 2–14).
Allgemeine Empfehlungen/Präventivmaßnahmen für CRS-Patienten
Allgemeine Empfehlungen/Präventivmaßnahmen für CRS-Patienten
Die COVID-19-Pandemie macht erhebliche Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben
erforderlich, insbesondere zum Schutz besonders gefährdeter Patientengruppen und zur
Aufrechterhaltung eines funktionierenden Gesundheitssystems.
Virale Atemwegsinfektionen wie COVID-19 werden am häufigsten durch direkten Kontakt
mit gehusteten oder geniesten Tröpfchen (Aerosol) einer infizierten Person übertragen.
Der Hand-zu-Hand-Kontakt, das Einatmen von Partikeln aus der Luft nach Aufenthalt
einer infizierten Person oder das Berühren einer infizierten Oberfläche sind weniger
häufige Übertragungsmechanismen. Zu den allgemeinen Empfehlungen für Patienten gehören
das Händewaschen mit Seife und Wasser, die Vermeidung von Umgang mit Personen mit
grippeähnlichen Symptomen und die Einhaltung der Therapie zur Kontrolle von Erkrankungen
der oberen Atemwege und Asthma. CRS-Patienten (wie alle anderen Patienten) mit Verdacht
auf oder bestätigter Diagnose von COVID-19, die ärztlichen Rat suchen, sollten eine
Gesichtsmaske tragen und in einem einzigen Raum mit geschlossener Tür untersucht werden,
idealerweise in einem Isolationsraum, der mit technischen Maßnahmen zum Schutz vor
durch luftübertragenen Infektionserregern ausgestattet ist [91].
Die Übertragung von SARS-CoV-2 erfolgt in erster Linie durch Tröpfchenverbreitung,
die Viruspartikel befinden sich bei infizierten Patienten meist in der Nase oder im
Rachen [92]. Daher sind HNO-Ärzte und insbesondere Rhinologen einem hohen Reservoir an Viruslast
ausgesetzt [93].
In Übereinstimmung mit dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten
(ECDC) und der WHO empfehlen wir in der aktuellen Pandemiesituation präventive Maßnahmen,
wie z. B.
-
Einhaltung eines Abstands von 1,5–2 Metern zwischen den Menschen,
-
Förderung der Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen wie regelmäßige Händedesinfektion/regelmäßiges
Händewaschen für mindestens 30 Sekunden, Schleimhäute nicht mit den Händen berühren,
-
Minimierung sozialer Kontakte,
-
Beschränkung persönlicher Patientenkontakte auf das absolut notwendige Maß,
-
Tragen persönlicher Schutzkleidung und
-
regelmäßige Desinfektion von Oberflächen, insbesondere von Türgriffen.
Diskussion
Angesichts der laufenden und sich entwickelnden COVID-19-Pandemie sind die Sicherheit
und das Wohlergehen unserer Patienten, unseres Personals und unserer Kollegen weltweit
von größter Bedeutung. EAACI und ARIA beobachten die Situation genau und empfehlen,
alle Diagnose- und Behandlungsmaßnahmen mit den Leitlinien des RKI, der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) und dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) abzustimmen.
Diese sollten in Übereinstimmung mit allen maßgeblichen Bestimmungen der nationalen,
regionalen und lokalen Regierungs- und Gesundheitsbehörden durchgeführt werden.
Patienten mit CRSwNP leiden an einer chronischen Entzündung der Atemwege und können
prinzipiell, obwohl derzeit keine gesicherten Daten vorliegen, als Patienten mit einem
höheren Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion oder schwereren Krankheitsverlauf angesehen
werden. Es wird daher empfohlen, dass CRS-Patienten mit oder ohne Polypen und/oder
begleitendem Asthma ihre Ersttherapie fortsetzen. Dies wird höchstwahrscheinlich die
Krankheitskontrolle sicherstellen, und eine konsequente Verminderung des Niesreizes
könnte sogar die Ausbreitung von SARS-CoV-2 verringern. Eine systemische GCS-Gabe
sollte bei CRS-Patienten vermieden werden. Bei Patienten mit begleitendem Asthma sollte
nach einer Neubewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eine Unterbrechung/Verminderung
in Betracht gezogen werden.
Die Behandlung mit Biologika sollte bei Patienten, die nicht mit SARS-CoV-2 infiziert
sind, unter sorgfältiger (Tele-) Überwachung fortgesetzt werden, es sei denn, es gibt
Argumente gegen die Sicherheit und Wirksamkeit der genannten Biologika bei COVID-19-Patienten,
wovon bisher nur in einzelnen Fällen berichtet wurde. Wir schließen uns den Empfehlungen
des EAACI-Expertengremiums an, das einen vorübergehenden Abbruch der Behandlung mit
Biologika bei COVID-19-Patienten bis zur viralen Clearance empfiehlt.
Zu beachten ist, dass bei CRS-Patienten und insbesondere bei Patienten mit komorbidem
Asthma die Symptome (Husten, Kurzatmigkeit, nasale und pharyngeale Symptome) mit denen
von COVID-19 verwechselt werden können, insbesondere in frühen Stadien. Eine Reduzierung
der Arzt- und Krankenhausbesuche ist unerlässlich und kann durch eine angemessene
Behandlung chronischer Atemwegsprobleme erreicht werden. Oberste Priorität sollte
die Gewährleistung der Sicherheit und des kontinuierlichen Zugangs zu medizinischer
Versorgung haben, was die Einhaltung der örtlichen Gesundheitsvorschriften und der
eingeführten COVID-19-Richtlinien erfordert. Patienten mit Verdacht auf oder einer
definitiven COVID-19-Infektion sollten die lokalen Behandlungs- und Quarantänerichtlinien
befolgen. Die Patienten sollten über mögliche Wechselwirkungen zwischen medizinischer
Therapie und COVID-19-Erkrankung informiert werden. Patienten sind möglicherweise
nicht in der Lage, eine Klinik zu besuchen, Untersuchungen durchzuführen und/oder
Rezepte zu erhalten. Das Klinikpersonal sollte den Kontakt mit dem Patienten vorzugsweise
über Telefonanrufe oder Videokonferenzen aufrechterhalten, um im Falle von Symptomverschlimmerungen
über seinen Status informiert zu sein. Die Abgabe von Medikamenten und insbesondere
von INCS für den gesamten vorgesehenen Zeitraum ist eine Möglichkeit, dem Patienten
die Selbstbehandlung zu ermöglichen.
Ärzte, die mit CRS-Patienten zu tun haben, müssen bei der Untersuchung und Behandlung
der Patienten wegen des erhöhten Virusübertragungsrisikos bei Exposition in den oberen
Atemwegen besonders auf die PSA achten. Nasenendoskopie und Nasennebenhöhlenoperationen
sowie andere invasive Verfahren sollten in allen SARS-CoV-2-positiven oder Verdachtsfällen
bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses oder bis zur Genesung des Patienten
aufgeschoben werden.
AeDA, DGHNO-KHC und EAACI haben die vorrangige Aufgabe, die Sicherheit und das Wohlergehen
unserer Patienten, Ärzte und Mitarbeiter zu schützen, und werden daher weiterhin gewissenhaft
daran arbeiten, eine schnellstmögliche Reaktion auf neue Entwicklungen und nationale
wie internationale Empfehlungen sicherzustellen.
Schlussfolgerung
In Anlehnung an die WHO-Empfehlungen kommen wir zu dem Schluss, dass CRS-Patienten
mit vermuteter oder diagnostizierter SARS-CoV-2-Infektion weiterhin nach den aktuellen
Richtlinien behandelt werden sollten. Eine Ausnahme sind Biologika, deren Nutzung
bis zur viralen Clearance vorübergehend unterbrochen werden sollte. Gegenwärtig ist
eine angemessene entzündungshemmende Kontrolle der oberen und unteren Atemwege mit
topischen Steroiden bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen nach dem derzeitigen
Stand des medizinischen Wissens ein Schutz vor Exazerbationen durch Viren. Patienten,
die ihr Therapieschema unterbrechen und deren Erkrankung dadurch schlechter kontrolliert
ist, sind vermutlich anfälliger für schwere Virusinfektionen. Nicht infizierte CRS-Patienten
sollten ihre Basisbehandlung, einschließlich der Behandlung mit Biologika, unter sorgfältiger
Überwachung fortsetzen, um die Kontrolle über die Krankheit beizubehalten.
Es ist darauf hinzuweisen, dass es derzeit keine zuverlässigen Daten über den Verlauf
von COVID-19 bei Patienten mit CRS im Allgemeinen und insbesondere mit CRSwNP und
komorbidem Asthma gibt. Deshalb sind wir als Angehörige der Heilberufe, als Wissenschaftler
und als Akademiker verpflichtet, unsere Patienten zu beobachten, sie auf der Grundlage
des aktuellen medizinischen Wissensstandes optimal zu beraten und zu behandeln und
sie entsprechend zu informieren, wenn neue Erkenntnisse vorliegen und die Therapien
angepasst werden müssen.