Mrowietz U.
et al.
Fumaric acid esters for the treatment of psoriasis in Germany: characterising patients
in routine care.
Eur J Dermatol 2020;
30: 41-48
DOI:
10.1684/ejd.2020.3709
Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich deutsche Wissenschaftler. Um die Besonderheiten
der Psoriasis-Therapiestrategie mit oralen Fumarsäureestern genauer zu beleuchten,
werteten die Forscher die Daten des prospektiven PsoBest-Patientenregisters aus, das
die Langzeitbehandlung von Psoriasiskranken in Deutschland dokumentiert. Das Studienkollektiv
bildeten 1409 Erwachsene mit einer mäßigen bis schweren Plaque-Psoriasis mit oder
ohne begleitende Psoriasisarthritis, die zwischen 2007 und 2015 an einem von mehr
als 800 Zentren (Kliniken und Praxen) neu auf ein orales Fumarsäureesterpräparat eingestellt
worden waren. Das Vergleichskollektiv bildeten 877 Patienten, die im selben Zeitraum
auf orales oder parenterales Methotrexat eingestellt worden waren. Die Forscher wählten
Methotrexat als Komparator, da dieser Wirkstoff eine ähnliche klinische Effektivität
wie Fumarsäureester aufweist und in Deutschland meist an zweiter Stelle der Verordnungsreihenfolge
steht. Anhand der Registerdaten verglichen die Wissenschaftler die beiden Behandlungsgruppen
im Hinblick auf demografische und anthropometrische Daten sowie die Erkrankungsschwere
und das Dosisregime. Personen mit einer weiteren begleitenden systemischen Psoriasistherapie
gingen nicht in die Analyse ein.
Ergebnisse
In beiden Behandlungskollektiven betrug der Anteil der Frauen etwa 40 %. Die mit Fumarsäureestern
behandelten Patienten waren allerdings im Vergleich zu den auf Methotrexat eingestellten
Vergleichspersonen signifikant jünger (durchschnittliches Alter 45,4 vs. 50,2 Jahre;
p ≤ 0,001), hatten einen signifikant niedrigeren durchschnittlichen Body-Mass-Index
(28,0 vs. 28,3 kg/m2; p ≤ 0,023), wiesen signifikant seltener eine Nagelbeteiligung auf (45,4 vs. 50,7 %;
p ≤ 0,013) und litten signifikant seltener an einer Psoriasisarthritis (5,1 vs. 23,4 %;
p ≤ 0,001). Die mit Methotrexat behandelten Patienten wiesen dagegen eine signifikant
längere Erkrankungsdauer auf (durchschnittlich 18,2 vs. 14,9 Jahre; p ≤ 0,001). 85,6 %
der auf Fumarsäureester, aber nur 58,5 % der auf Methotrexat eingestellten Personen
hatten zuvor keine systemische Psoriasistherapie erhalten. Kardiovaskuläre Erkrankungen
stellten sowohl im Fumarsäureester- als auch im Methotrexat-Kollektiv die häufigsten
Komorbiditäten dar, wobei erstere Patienten signifikant seltener vorbelastet waren
(26,7 vs. 31,5 %; p ≤ 0,014). Gleiches galt für die Hypertonie, metabolische und gastrointestinale
Erkrankungen sowie die rheumatoide Arthritis. Die Methotrexat-Patienten litten dagegen
seltener an allergischen Vorerkrankungen. Beide Behandlungsgruppen wiesen eine verminderte
gesundheitsbezogene Lebensqualität auf, unterschieden sich diesbezüglich jedoch nicht
wesentlich. Die Analyse der Dosierungsstrategie ergab: Bei Einschluss in das Register
nahmen die mit Fumarsäureestern behandelten Patienten im Durchschnitt 165,0 mg des
Wirkstoffs ein. Nach Aufdosierung betrug die tägliche Erhaltungsdosis durchschnittlich
406,4 mg.
Die Studienergebnisse bilden die in Deutschland übliche Praxis der Fumarsäureester-Langzeittherapie
von Psoriasispatienten ab und charakterisieren das Patientenkollektiv unter demografischen
und klinischen Aspekten, schließen die Wissenschaftler. Sie hoffen, dass ihre Beobachtungen
auch in anderen Ländern, in denen Fumarsäureester in der näheren Zukunft verfügbar
sein werden, die Therapieplanung der mäßigen bis schweren Psoriasis erleichtern können.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell